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Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Titel: Die Terranauten 041 - Der grüne Planet
Autoren: Andreas Weiler
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bekommen. Nein. Es ist so ungeheuer komplex und fremdartig, daß es jeder Beschreibung spottet. Ich bin nicht einmal sicher, ob es einer Loge gelingen könnte – einer Einzelperson niemals. Lyda hat eine ganz besondere Begabung. Sie hat nicht nur das Zeug zu einer hervorragenden Mittlerin, in ihr verbirgt sich auch noch etwas ganz anderes, etwas, das jetzt durch die modifizierende Strahlung von Norvo zugedeckt worden ist.«
    Er sprang wieder vor, als ein Zittern durch ihren Körper lief und ihre Atmung erneut aussetzte. Der Schweiß drang ihm aus allen Poren, als er ihren Brustkorb rhythmisch zusammenpreßte.
    »Nun komm schon …«, kam es undeutlich von seinen Lippen, beschwörend, als könne das mehr helfen als er selbst.
    Die Terranauten erstarrten, als Credock auch nach einer knappen Minute keinen Erfolg erzielt hatte. Lydas spröde Lippen begannen bereits, sich zu verfärben.
    Prime gab einem Impuls nach, stürzte vorwärts und stieß den Mittler beiseite. Er legte seine breiten Hände auf ihre Rippen, drückte kräftig zu, ließ los, preßte die Lungen erneut zusammen. Keine Reaktion.
    Damon Credock wischte sich die Hände ab, ohne daß es ihm selbst bewußt wurde. Seine Augen waren starr auf die Kranke gerichtet.
    Prime stieß einen derben Fluch aus und verdoppelte seine Anstrengungen. Dann ließ er plötzlich los, öffnete Lydas Mund und preßte seine Lippen auf die ihren. Irgendeine Stimme in ihm warnte ihn davor, jetzt um Himmels willen nicht zu schlucken. Wenige Tropfen des Saftes des Teufelsapfels, die in den Magen gelangten, genügten, um innerhalb von Sekunden den Tod zu bringen …
    Er zögerte kaum merklich, dann blies er kräftig seinen Atem in sie hinein. Ihr Brustkorb wölbte sich; sofort stemmte er sich dagegen. Die Augenlider der Narianerin flackerten, dann hustete sie unterdrückt – und atmete flach weiter.
    Der Sechzigjährige beeilte sich, die ölige Flüssigkeit von seiner Haut zu entfernen, und spuckte aus, um nicht das geringste Risiko einzugehen.
    »Diesmal ist es noch geglückt«, hauchte Vangralen. »Beim nächsten Mal …«
    »Das Zeug muß runter«, keuchte Credock und ging daran, die ölige Flüssigkeit mit beiden Händen von ihrer Haut zu streifen. Sein Puls raste. War das die fast unerträgliche Spannung – oder die Auswirkungen der wiederholten Berührungen mit dem Gift …? Er verdrängte diesen Gedanken. »Vielleicht hilft das. Es kommt ganz darauf an, wieviel bereits in ihren Blutkreislauf gelangt ist.«
    Die Terranauten zögerten nicht. Sie unterstützten den Mittler – und machten eine überraschende Feststellung.
    »Der Flaum«, entfuhr es Prime, und er starrte aus großen Augen auf die Härchen zwischen seinen Fingern, die Gefahr mißachtend. »Er löst sich ab. Er löst sich ab!«
    Damon Credock erstarrte, dann machte er in gesteigertem Tempo weiter.
    »Du hast recht«, sagte er. »Du hast tatsächlich recht!«
    In ganzen Fladen löste sich der Schimmel von der Haut, und er hatte auch einen beträchtlichen Teil seiner Leuchtkraft verloren. Fast hatten sie den Eindruck, als flackerte er undeutlich. Aber das konnte auch auf ihre überanstrengten Augen zurückzuführen sein.
    »Ich werd’ verrückt.« Vangralen machte ein Gesicht, als könne er nicht glauben, was er sah. »Es stirbt. Das verdammte Zeug stirbt ab.«
    Lyda Mars Atem wurde jetzt zusehends ruhiger. Sie wußten nicht, ob es daran lag, daß ihre Haut nun von dem Teufelsapfel-Gift befreit war, oder daran, daß der Parasit entfernt war und starb. Aber es schien ihr besserzugehen, besser jedenfalls als noch vor wenigen Minuten.
    Credocks Pulsschlag wurde ebenfalls ruhiger, aber er nahm es nur am Rande zur Kenntnis.
    »Schafft sie’s?«
    Credocks Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    »Ich bin genauso schlau wie ihr. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Es sind die gleichen Anzeichen, aber Lyda reagiert irgendwie anders als die Befallenen, die ich während der Jahre hier auf Sarym gesehen habe. Alles geht wesentlich … schneller.«
    Die Stunden vergingen; es wurde Abend. Als Norvo bereits hinter dem Horizont versunken war und der Wohnbaum begann, ihnen sein seltsames Licht zu spenden, war Lyda immer noch bewußtlos. Aber sie atmete ruhig und regelmäßig. Alles sah danach aus, als sei die Krise überwunden.
    Prime, Vangralen, Oh und der Mittler wachten die ganze Nacht neben ihr. Noch trauten sie der offensichtlichen Genesung nicht so recht, aber als sich die eiternden Geschwüre schlossen, sich sogar
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