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Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Titel: Die Terranauten 041 - Der grüne Planet
Autoren: Andreas Weiler
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Bewußtlosen. Als er den Stoff zur Seite streifte, offenbarte sich ihnen ein Bild des Entsetzens. Der ganze Oberkörper Lydas war mit dunkelgrünem, von innen heraus zu leuchten scheinendem Flaum bedeckt. Erste Geschwüre hatten sich gebildet; einige waren bereits aufgeplatzt, und aus ihnen drang eine übelriechende Flüssigkeit. Suzanne würgte, dann stöhnte sie unterdrückt und rannte aus dem Wohnbaum. Undeutlich hörten sie, wie sie sich erbrach. Ein paar Minuten später kehrte die Schwarzhaarige zurück, deutlich blasser.
    »Man kann die Pusteln direkt wachsen sehen«, stellte Vangralen halblaut fest. »Mein Gott, gibt es denn gar nichts, was ihr helfen könnte …?«
    Damon Credock hatte sich eisern in der Gewalt, aber ihm war anzusehen, daß ihm das Schicksal Lydas auch aus persönlichen Motiven naheging.
    Wieder schrie Lyda spitz auf. Ennerk Prime hatte das schreckliche Gefühl, daß mit jedem Schrei der Narianerin auch ihre persönlichen Zukunftsaussichten düsterer wurden. Sein Temperament drängte ihn nach Taten, aber es gab nichts, was er für die Kranke tun konnte. Noch niemals zuvor hatte er sich so hilflos gefühlt.
    Credock gab keine Antwort. Er schien intensiv nachzudenken, dann sprang er plötzlich auf die Beine und verließ den Wohnraum. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück, mit einer seltsamen Frucht in den Händen, die er mit deutlicher Vorsicht behandelte.
    Ohne die drängenden Blicke der Terranauten zu beachten, ließ er sich wieder nieder, richtete dabei gleichzeitig seine Aufmerksamkeit auf Lyda Mar und die kugelförmige Frucht, die er behutsam mit beiden Händen umfaßt hielt.
    »Was ist das?« fragte Suzanne und schluckte. Plötzlich keimte neue Hoffnung in ihr hoch, und sie klammerte sich mit Gewalt an eine vage Vermutung.
    Die Narianerin schien von Minute zu Minute unruhiger zu werden. Prime erinnerte sich daran, daß Marcs Frau während einer solchen Phase gestorben war, und seine Verzweiflung wuchs.
    »Das einzige Mittel«, raunte Credock. »Und das letzte Mittel.«
    Die letzten Worte betonte er auf eine Weise, die Suzanne beinahe das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Dies ist ein Teufelsapfel«, erklärte der Mittler und hob die Frucht kurz an. Sie durchmaß etwa zehn Zentimeter, hatte eine fast schuppige, rauhe Oberfläche. Direkt darunter befand sich ein aderähnliches Kapillarsystem, in dem irgendeine Flüssigkeit verhalten pulsierte.
    »Auch diese Frucht speichert Flüssigkeit, allerdings kein Wasser.« Er blickte Lyda an, die sich vor unsagbaren Schmerzen zu krümmen schien. Er schluckte mehrmals, focht einen inneren Kampf aus. »Die Flüssigkeit ist hochgiftig. Einige Tropfen, die in den Magen eines Menschen gelangen, genügen, um ihn binnen weniger Minuten zu töten.«
    »Willst du sie umbringen?« brachte Vangralen fassungslos hervor und riß die Augen weit auf.
    Credock schüttelte unwirsch den Kopf. »Natürlich nicht. Ich werde ihr nichts einflößen. Aber«, er zögerte, »die toxische Wirkung ist so stark, daß die Flüssigkeit selbst den Parasiten umbringt – wenn er damit in Berührung kommt.«
    Prime ruckte vor. »Das heißt«, vergewisserte er sich nervös, »wenn man den Inhalt dieser Frucht auf die Haut Lydas bringt, dann wird der Fluoreszenzschimmel getötet?«
    Der Mittler nickte.
    »Verdammt, worauf warten wir dann noch?«
    Suzanne blickte dem Vierzigjährigen scharf in die Augen.
    »Es gibt einen Haken, nicht wahr?«
    Für ein paar Sekunden entstand eine tiefe Stille, in der nur die keuchenden Atemzüge Lydas zu hören waren. Wenn sie nicht bald etwas unternahmen, dann kam jede Hilfe ohnehin zu spät.
    Credock nickte wieder, niedergeschlagen, resigniert.
    »Ja. Ein gewisser Bestandteil des Giftes hat die Tendenz, durch die Poren in das Innere des Körpers zu dringen, in den Blutkreislauf einzubrechen und …«
    »Und?«
    »Wir wissen es nicht genau. Aber«, er schluckte, »jeder Befallene, der mit dem Inhalt eines Teufelsapfels behandelt wurde, ist gestorben. Es gibt keine Ausnahme. Der Schimmel allerdings auch.« Er schloß für einen Moment die Augen. »Wir haben deshalb nie wieder Teufelsäpfel für die Bekämpfung des Schimmels eingesetzt. Nie wieder.«
    Primes Hände zitterten, als er Lyda anstarrte. Ihre Wangen waren inzwischen so aufgequollen, daß sie, selbst wenn sie es gewollt hätte, kaum noch die Augen öffnen konnte.
    »Aber es tötet den Schimmel?«
    »Ja. Aber was nützt das schon, wenn es vorher den Befallenen umbringt?«
    Die Narianerin
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