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Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)

Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)

Titel: Fröhliches Gevögel: Was Frauen sonst noch wollen (German Edition)
Autoren: Sophie Andresky
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Bitte, bitte beiß mich!
    Wenn man sich den derzeitigen Blutsauger-Hype so ansieht, dann fragt man sich ja schon, was an einem hühnerbrüstigen Robert Pattinson eigentlich so toll ist, dass selbst erwachsene Frauen ins Kino pilgern, um dabei zuzusehen, wie zwei Teenies in neunzig schwülstigen Minuten eben gerade keinen Sex miteinander haben.
    Ich oute mich hiermit als eine von diesen Frauen, denn wenn ich es auch nicht ertrage, die klemmige, dünkelhafte und teilweise ziemlich rassistische Vampirsaga zu lesen (als Hörbuch habe ich es immerhin versucht), im Kino sehe ich mir das gern an.
    Und das liegt daran, dass noch ein kleiner Rest von der eingeschüchterten, grenzhysterischen, ständig in Flammen stehenden Zwölfjährigen in mir steckt.
    Denn diese modernen Vampire, die nichts gemeinsam haben mit dem moderigen rumänischen Kriegstreiber in seinem verfallenen Karpatenschloss, bedienen ein Grundbedürfnis von uns Frauen: die Sehnsucht nach Intimität. Ficken kann jeder. Jeder, der weiß, wie er eine Erektion zustande kriegt, weiß auch, wie er abspritzt, das ist keine Kunst. Und für schwül schwärmende Zwölfjährige wäre echter Sex sowieso indiskutabel. Aber dieser keusche, tragikumflorte bleiche Jüngling, der nichts anderes macht, als seiner Freundin immer und immer und immer wieder zu erzählen, wie es in ihm aussieht, was er fühlt und wie sehr er sie begehrt, der schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Zum einen ist er überverbalisiert, und das Reden gehört ja nicht gerade zur Kernkompetenz von euch Jungs. Ob zwölf oder zweiundvierzig: Sprechen scheint die Hölle zu sein. Und dann auch noch über Gefühle oder über Sex! Ganz heikles Thema, und ich meine hier nicht Dirty Talk, das geht schon – »Kommkomm Babe, du machst mich so hart«, das könnt ihr, aber geht es um Wünsche, Fantasien, Empfindungen, Ängste, seid ihr plötzlich so stumm wie Beate Uhses » Genusskeule« (das Teil heißt wirklich so) ohne Batterien. Der Vampir dagegen labert sich den Wolf, der salbadert sich die Lippen über den spitzen Eckzähnen fransig – allerdings hatte er ja auch Jahrhunderte Zeit für rhetorisches Training, und nachdem man sein Abendessen gesaugt hat, bleiben noch viele Stunden, um sich in kulturellen Dingen aller Art fortzubilden.
    Zum anderen ist er tragisch und chronisch unglücklich, und leider haben wir Frauen doch alle irgendwie ein Krankenschwester-Syndrom. Wir glauben, dass wir die Männer retten können. Vor der Welt, dem Elend und vor allem vor sich selbst. Und wenn wir sie, während wir sie erretten, gleichzeitig dazu kriegen, Sneakers gegen ordentliche Schuhe zu tauschen, sich die Achseln zu rasieren und endlich mal lecken zu lernen, wäre das ein schöner Nebeneffekt. Dahinter steckt allerdings (so edel sind wir nun auch wieder nicht) neben aller Nächstenliebe die Vermutung, ein unglücklicher Mann müsse irgendwie ein tiefsinniger Mann sein. Und das macht uns an, denn die meisten Männer haben den Tiefgang eines Ü-Eis und sind so vorhersehbar wie David Hasselhoff vor einer geöffneten Minibar. Deshalb sehen wir euch Männer so gern leiden, das ist wenigstens irgendeine Regung und zeigt, dass ihr nicht nur einen Bierdeckel in der Brust und das neueste Handy im Hirn habt.
    Der andere Punkt betrifft die Körperlichkeit und das Androgyne. Der Blutsauger beißt Mädels und Jungs gleichermaßen gerne (Ratten auch, wie wir in Interview mit einem Vampir erfahren haben, doch das ignorieren wir lieber), das ist schon ganz schön sexy. Dass in Pornofilmen immer und grundsätzlich lesbische Szenen zu sehen sind, aber nie schwule, liegt nämlich nicht daran, dass Frauen das nicht heiß fänden, wenn schöne Männer miteinander zugange sind, sondern dass diese Filme von Männern gemacht werden, die kollektiv die Rosette zusammenkneifen, wenn sich irgendwo ein scharfer Kerl nähert. Der Vampir verhält sich da viel entspannter, und dabei ist er selbst so künstlich und ätherisch wie eine Statue – ganz im Gegensatz zu seinem schottischen Pendant, dem untoten Highlander, der bis in die Neuzeit muskelbepackt, heavymetalmähnig und brunftdunstig unter seinem Rock durch die Unsterblichkeit stampft.
    All diese Vorzüge (die Essstörung mal ausgenommen) teilt der Vampir übrigens mit den Mitgliedern einer Boyband, denn auch die sind androgyn, asexuell, auf Mädchenthemen wie Gefühle und Sehnsucht festgenagelt und unerreichbar. Leider fehlt ihnen der Tiefgang, und außerdem singen sie eunuchig und
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