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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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drein übers Gras. Sie wartete ruhig auf ihn, ein Grashalm steckte ihr zwischen den Lefzen.
    Diesmal war keiner da, der ihm half. Die Lederschnallen waren feucht und nicht leicht zu befestigen, und er konnte auch die Zähne nicht dabei zu Hilfe nehmen. Als er es geschafft hatte, war er schweißgebadet.
    Auch beim Gasthaus brachen die Leute auf. An der Vorderseite, beim Wassertrog, stand ein hochgewachsener Mann und beobachtete die Menge. Er hatte hellbraunes Haar und Augen, die so grau waren wie ein Wintertag. Er trug ein gemustertes Seidenhemd und sehr gutes Reitleder. Ein roter Kamm blinkte in seinem Haar. Sein Tier war ein schlanker Grauhengst, nicht zu schade für den Lord einer Burg, und das Zaumzeug war mit Silberdrahtflechtwerk geziert.
    Der Wirt kam heraus und redete mit dem Mann. Er lächelte und verneigte sich unablässig. Der hochgewachsene Mann reichte ihm eine Münze. Sie blitzte wie Gold. Kerris hätte gern gewußt, wer der Mann war. Vielleicht irgendein reicher Kaufherr, von hohem Rang in der Gilde – oder vielleicht sogar ein Angehöriger eines der großen Häuser von Shanan oder Kendra-im-Delta.
    Er saß auf und wendete sich nach Osten. Magrita suchte sich ihren Weg durch das Gewirr von Wagen und Reisenden. Sie kamen an Hetta vorbei, der Frau aus Tezera. Sie saß auf dem Kutschbock eines Wagens und nahm ein Gespann von kastanienbraunen Wallachen mit gekonnter Umsicht zurück.
    Kurz bevor er wieder auf die Straße selbst zurückkam, sah er eine Wagenreihe, auf der an Stangen blaue Bänder wehten. Ein Mann in einem blauen Baumwollhemd schritt neben dem Zug dahin und rief Befehle. Ein aufgeregtes Maultier bleckte seinem Treiber die gelben Zähne. Es sah dem ähnlich, das Kerris wild herumrennen gesehen hatte. Er überlegte, ob der Mann im blauen Hemd wohl der Herr der Karawane war, beschloß aber, ihm nicht auf die Nerven zu gehen, indem er ihn fragte. Er hob die Hand, um den Maultiertreiber zu grüßen. »Guten Tag!« rief er.
    »Tag!« knurrte der Treiber zurück. Er hieb dem Muli die Faust zwischen die Ohren. »Wenn du mich beißt, du schieches Mistvieh, dann schlag ich dir die verdammten Rippen zu Brei!«
    »Wohin reist ihr?« fragte Kerris.
    »Nordwärts. Tezera.«
    »Könnt ihr einen Brief nach Norden mitnehmen?«
    Wieder fluchte der Mann mit dem Maultier. »Dritter Wagen von vorn«, sagte der Mann, ohne aufzublicken. Kerris lenkte Magrita an die Spitze des Wagenzuges und dann zurück zum dritten Fahrzeug. Es war mit Weinfässern beladen. Auf ihnen hockte ein Mann, hämmerte mit den Fersen auf den Bauch eines Fasses und rauchte dabei seine Pfeife.
    »Guten Tag«, sagte Kerris.
    Der Mann paffte. »Guten Tag.«
    »Kannst du einen Brief mit nach Norden nehmen. Für die Grenzfeste Tornor Keep?« fragte Kerris. Er drehte sich im Sattel um und wühlte in seinem Pack nach dem Brief. Er war verbogen, aber nicht zerknittert. Er drückte den Daumen auf das Wachssiegel.
    »Wir fahren nach Tezera«, sagte der Mann. Seine Hacken klopften an die Faßwand. Bong! Bong! Bong! Er streckte die Hand aus. »Aber wir werden in Tezera wen finden, der nach Westen reitet.«
    Kerris legte ihm den Brief in die Hand. »Wie lange werdet ihr bis Tezera brauchen?« fragte er.
    Der Mann zuckte die Achseln. Bong! Bong! machten seine Fersen. Die Pfeife qualmte. »Fünfzehn Tage. Sowas.«
     

16. Kapitel
     
    Er ritt um eine Biegung, und da lag der Fluß.
    Kerris hatte geglaubt, er würde von einer einheitlichen Farbe sein, doch das Wasser war vielfarbig: braun in Ufernähe, graugrün, blau und sogar rot. Er war viel breiter als der Rurian. Er spähte ans andere Ufer hinüber. Er sah Schuppen und Felder, die von Reihen blühender Sträucher bestanden waren. Und er konnte mit Mühe die winzigen Gestalten der Menschen ausmachen, die sich zwischen den Pflanzenreihen bewegten.
    Er blickte das nähere Ufer entlang. Die rote Färbung im Wasser kam von Sägemehl. Er zog die Luft durch die Nase ein. Der Holzgeruch lag schwer in der Luft. Er ritt ein Stück weiter und gelangte an ein Dock, auf dem Baumstämme aufgestapelt waren. Auch hier wirkte das Wasser rostig vom Sägestaub. Weitere Stämme trieben schräg flußabwärts, sie sahen wie Nadelstiche auf einem abgeschabten Tuchfetzen aus.
    Am Südende des Docks erhob sich ein großer Schuppen. Dahinter schlängelte sich ein Pfad zum Wald hinauf. Zwei Holzfäller schwangen ihre Äxte gegen einen riesigen Stamm. Sie erblickten ihn und richteten sich auf. Kerris rief: »Liegt Mahita auf
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