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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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dieser Seite des Flusses?«
    »Auf beiden. Es gibt eine Brücke.«
    »Ich danke euch!« Er schnalzte Magrita zu. Ihre Hufe klangen hell auf der gepflasterten Straße. Wagen kamen ratternd vorbei, mit Kisten und Fässern und Säcken beladen, und die Räder wirbelten losgebrochene Ziegelstückchen hoch. Zu seiner Linken rollte der Fluß, schimmernd wie der Rücken einer Schlange.
    Der Anblick der friedlichen Flußwindungen bereitete ihm Vergnügen. Bei Tage muß ich gehn, mein Schatz – Er hatte keine Ahnung, ob er die richtige Tonlage hatte, und es war ihm auch gleichgültig. Und Magrita machte es ebenfalls nichts aus.
    Er ritt um eine weite Biegung, und da lag die Stadt.
    Eine graue Steinmauer faßte sie ein, und Felder mit gelbblühenden Pflanzen lagen ringsum und beinahe bis dicht an die Stadttore. Nur vor der Torzufahrt war der Boden frei. Auf den Mauergängen schoben Soldaten Wache. Mit Planen bedeckte Stände waren am Straßenrand vor dem Tor aufgebaut, ein richtiger kleiner Markt. Karren, Maultiere, Pferde und Menschen zu Fuß drängten sich auf der Zufahrt durcheinander. Die Leute riefen einander laut zu. Kerris sah mehrere Asechreiter auf ihren hohen schlanken Pferden in dem Gewühl.
    Er hielt sich zurück, er fühlte sich ein wenig verschreckt. Ein Karren ratterte vorbei, und der Kutscher brüllte ihm zu, er solle den Weg freimachen. Die Dachfirste der Häuser erstreckten sich weiter und weiter, als wären sie ein Wald. Er fragte sich, wie in aller Welt er in diesem Wirrwarr von Straßen und Häusern und Menschen den chearas finden sollte ... Und er befahl sich selber, er solle sich nicht lächerlich benehmen. Wenn er seinen Bruder durch ganz Arun hin aufspüren konnte, dann würde es ihm ja wohl auch möglich sein, ihn in einer Stadt zu finden. Er zwang Magrita vorwärts. Er ritt an den Ständen vorbei und schaute nicht auf die Früchte, den Käse, den Wein, bemühte sich, nicht zu riechen, wie die Wachteln dufteten, die sich an ihren Spießen drehten, oder die Fische auf dem Rost. Dann drängten sich die Karren und Reiter und Fußgänger zu einer Prozession zusammen. Er gliederte sich ein. Peitschen knallten, wenn die Kutscher ihre Gespanne vorantrieben. Vor dem Rundtor begutachtete ein schläfriger Wachposten Kerris von oben bis unten und schnippte dann mit den Fingern, zum Zeichen, daß er einreiten dürfe.
    Auf der Straße roch es nach kochendem Essen und nach Pferden. Nicht weit hinter dem Tor nahm das Gewühl ein wenig ab. Kerris verrenkte sich fast den Nacken, als er nach allen Seiten zugleich zu blicken versuchte. Das hier war so vollkommen anders als Burg Tornor und sogar als Elath. Überall hingen Fahnen mit Bildern von Schuhen und Brot und Fleisch und Butter, von Wein und Stoffen und Kerzen, Töpfen, Nadeln, Nägeln ... Das Straßenpflaster war aus Backsteinen. Die Häuser selbst halb aus Stein, halb aus Holz, und einige waren ziemlich hoch, andere wieder flache Kästen, und sie lehnten sich zueinander wie Lattenkisten. An der Straßenecke stand eine Frau mit Ringen in den Ohren und jonglierte mit sechs Silberkugeln. Sie sah, daß Kerris zu ihr blickte, und grinste. Die Kugeln flogen blitzschnell durch ihre flinken Finger.
    Sie machte eine träge einladende Kopfbewegung und begann sich die Straße hinab zu entfernen. Ihre weiten Röcke schaukelten um die Beine.
    »Ich suche nach einem Stall«, rief Kerris.
    Ein vorbeiziehender Wagenkutscher antwortete ihm: »Dort rüber!« Er zeigte mit der Peitsche.
    Kerris lenkte Magrita in die Richtung. Er blickte kurz zurück. Die Frau war stehengeblieben und beobachtete ihn. Sie lächelte schief, und ihre Hände wirbelten noch immer die Bälle durch die Luft.
     
    Die Stallung war riesig; es war ein breiter Bau, halb aus Baumstämmen, halb aus Ziegelsteinen gefügt. Als er aus dem Sattel stieg, kam ein langbeiniges Mädchen auf ihn zugerannt. »Bleibst du lang?« fragte sie und haspelte die Worte ganz rasch herunter.
    »Ich weiß noch nicht«, sagte Kerris. Seine eigene Sprechweise kam ihm neben der ihren träge vor. »Ich bin auf der Suche nach ein paar Freunden von mir. Vielleicht weißt du, wo sie geblieben sind – sie sind aus dem Norden gekommen, genau wie ich, nur früher.«
    »Warte hier!« Sie brüllte in die Tiefe der Stallung hinein: »Shay!« Sie klopfte ungeduldig mit dem bloßen Fuß auf die Erde. »Shay!«
    Ein zweites Mädchen kam aus dem Tor gestürzt. »Was willst du von mir?«
    Das erste Mädchen deutete mit dem Daumen nach hinten, wo der
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