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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Schenkel brannten. In der hellen Abenddämmerung sah er einen Fuchs über eine Weide schnüren. Zikaden zirpten einander zu.
    Die Kreuzung bei Shanan erinnerte ihn an die bei Tezera. Ein paar unermüdliche Kaufleute riefen noch immer den Reisenden die Vorzüge ihrer Waren zu. Die Straße entlang standen Planwagen. Von rosigen Feuerstellen her kam der süßliche Duft von Himmelskraut geweht.
    Kerris stieg aus dem Sattel. Während er Magrita vorwärtsführte, zählte er elf Asechzelte. Lichter glänzten hinter blauem Glas. Er fing den Geruch von gekochtem Fleisch und von Wein auf. Ein unternehmungslustiger Bauer hatte Hacke und Sense beiseitegelegt und an der Kreuzung eine Gastwirtschaft aufgemacht, in der wohlhabende Reisende die Pferde unterstellen und die Nacht verbringen konnten. Kerris führte Magrita zu dem Gebäude, weil er dort eine Tränke zu finden hoffte. Und es gab eine, bei einer langen Reihe von Pfosten mit Ringen. Kerris ließ die Stute trinken, soviel sie wollte. Dann führte er sie vom Trog und von dem Gasthaus wieder auf die Straße und suchte nach einem Platz am Wegrand, der nicht bereits von den Tieren anderer Leute beansprucht wurde. Magrita würde Futter brauchen. Er überlegte sich, wie er sie wohl in Mahita unterbringen sollte, so ohne Geld. Der Duft gebratenen Geflügels wehte zu ihm herüber. In seiner Nähe spielten zwei Männer mit Würfeln und riefen sich dauernd die Augenzahl zu. Kerris rieb sich über den Armstumpf. Er fühlte sich ausgelaugt und ein bißchen mutlos und sehr einsam. Sein Magen kollerte.
    Eine klare Stimme stieg in das Dämmerlicht, schwebte mit dem westlichen Wind. Bei Tage muß ich gehn, mein Schatz, Noch lacht der Sterne Schein. Im Mondlicht weiß und schön, mein Schatz, Laß nah mich bei dir sein. Singt he und juchhei für ein liebend Paar, Singt he für die müde Sonn, Singt he für den Mann. Der mich glücklich machen kann, Wenn die Arbeit ist getan! – Er kannte dieses Lied. Er wanderte im Kreis, um den Sänger zu entdecken. Das Herz schlug ihm wild in der Kehle.
    Am Fluß ziehn wir im Mondenschein, Er scheint hell und klar Auf das Baumwollfeld und sanft und rein Auf dein goldenes Seidenhaar. Singt he und juchhei für ein liebend Paar, Singt he für die müde Sonn, Singt he für den Mann, Der mich lachen machen kann, Wenn die Ernte ist getan!
    Er sah die Sängerin bei einem Feuer stehen. Sie hatte eine blasse Haut und schwarzes Haar. Es war nicht Ilene. Sie bemerkte, daß er sie ansah, und hob eine Hand. »Hallo! Reiter mit der schwarzen Stute! Kenne ich dich?«
    Er trat ans Feuer. Es saßen mehrere Leute darum herum. Dahinter ragten die Schatten einer Wagenkarawane auf. »Vergebt mir«, sagte Kerris, »ich bin auf der Suche nach Freunden von mir auf dieser Straße, und eine von ihnen ist Sängerin. Ich habe angenommen, du bist es.«
    »Bin ich nicht.« Ihr Gesicht war freundlich. »So leid es mir tut. Wohin sind sie gezogen? Wir haben sie vielleicht gesehen.«
    »Nach Mahita.«
    Sie runzelte die Stirn. Ein Mann, der einen Fleischspieß in der Hand hielt, sagte: »Das liegt im Süden, Hetta.«
    »Oh. Tut mir leid. Wir kommen von Tezera.«
    Bei dem Duft des brutzelnden Fleisches verkrampfte sich Kerris' Magen. »Ich danke euch«, sagte er. Er führte Magrita von dem quälend-verführerischen Duft fort.
    Zwischen zwei Wagen fand er einen freien Platz. Er breitete seine Decke auf dem Gras aus. Magrita mahlte glücklich das frische Grün. Während sie weidete, nahm er ihr Zaumzeug und Sattelzeug ab. Er brauchte ziemlich lange dazu. Er riß eine Handvoll Gras aus und rieb sie trocken.
    Nachdem er Magrita an einen Weidenschößling in der Nähe gebunden hatte, streckte er sich auf seiner Decke aus. Den Kopf legte er in die Sattelbiegung. Wie eine Brücke schwangen sich die Sterne im Bogen über die Welt. Der Dunst von den Lagerfeuern war dicht. Er roch den Duft von Wein. Er überlegte, wo der chearas jetzt sein mochte, in welchem Dorf, auf welchem Feld.
     
    Das Rumpeln von Wagen weckte ihn. Fluchend und schreiend bereiteten sich die Fahrenden darauf vor, ihrer Wege zu ziehen. Die Weststraße lag bereits unter einer Staubwolke. Kerris stand auf und reckte sich. Gespannführer fluchten mit ihren Pferden und miteinander. Ein Maultier ergriff die Flucht und kanterte durch das Wagengewirr, und sein Besitzer rannte hinter ihm her, mit der Weidenpeitsche fuchtelnd. Kerris rollte seinen Pack zusammen. Er ging Magrita suchen und zerrte dabei Sattel und Zaumzeug hinter sich
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