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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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die Schnur verknotete sich wie von selbst an der Hinterpausche.
    »Ich danke dir«, sagte Kerris.
    Der Wüstenreiter lächelte. »Wo du gehen?«
    »Nach Mahita.«
    »Ah, du gehen mit ihnen.«
    »Ja«, sagte Kerris. Er nahm Magrita am Zügel. Es fiel ihm beiläufig ein, daß er kein Geld hatte, nicht einen einzigen runden Kupferling. Er würde unterwegs fasten müssen. Oder betteln. Er überlegte, wie viele Tage es wohl bis Mahita sein mochten. Er mußte nach Süden reiten, soviel wußte er, und er konnte sich dabei auf der Flußroute halten.
    Er hob grüßend die Hand zu Jacob hin, als er den Stall verließ. »Viel Glück!« Er ging aus dem Tor, die Stute tänzelte hinter ihm drein. Tek kam geradewegs auf das Stalltor zu.
    »He«, kollerte er. Die Ärmel spannten sich über seinen Muskeln. »Du bist spät dran. Die andern sind schon vor Stunden losgeritten. Sie haben gesagt, du gehst nicht mit.«
    »Ich hab' mir's anders überlegt«, antwortete Kerris.
    Der Stallmeister beäugte ihn. »Du weißt, wohin sie gezogen sind?«
    »Mahita.«
    »Du weißt, wie du dorthin kommst?«
    »Ich reite nach Süden.«
    »Also, du machst folgendes. Du schlägst die Straße nach Süden aus der Stadt raus ein.« Tek wies zum Südhang hinauf, wo sich ein braunes Band bis zum Kamm hinaufwand und dann zwischen den Felsen verschwand. »Du folgst der Straße. So gegen Sonnenuntergang kommst du an eine Gabelung, wo die eine Strecke nach Westen abzweigt, die andere nach Südosten. Und die mußt du nehmen. Die andere führt nach Shanan. Die Südostroute bringt dich zum Großen Fluß.« Er biß auf das Ende seines Schnurrbarts. »Hast du Verpflegung?« Kerris schüttelte den Kopf. »Warte!« Der Mann ging in den Stall und kehrte mit einem Beutel zurück. Er band ihn am Zwieselring fest. »Da ist Pökelfleisch drin. Damit kommst du weiter. Von der Abzweigung bis Mahita ist's dann bloß noch ein Tagesritt.«
    »Dank dir.«
    »Du wirst sie auf der Straße nicht mehr einholen. Sie sind dir zu weit voraus. Wenn du nach Mahita kommst, ist der beste Weg, sie zu finden, wenn du einfach im Stall fragst.« Er klatschte Magrita auf die Flanke. »Steig auf!« Kerris tat es. »Steigbügel raus!« Er zog die Schlaufen in die richtige Länge zurecht. »Du siehst wie Kel aus, ein bißchen, aber du bist kürzer. Hör mal, du sagst ihm von mir, er ist mir immer noch ein Wettrennen schuldig! Hast du gehört?« Seine gewaltige Stimme hob sich zu einem Gebrüll.
    »Ich hab' dich ganz bestimmt gehört«, sagte Kerris. Er hob die Hand zum Gruß und berührte leicht mit den Hacken den Bauch seiner Stute. Magrita schoß auf die Straße wie ein Pfeil, der aus dem Bogen fliegt.
     
    Er war noch nie allein auf einer Landstraße gewesen. Als er durch die Bäume zum Kamm hinaufgelangte, holte er tief Luft. Sie schmeckte scharf und rein wie Salz. Hinter der besiedelten Talsenke lagen Wälder, Grasland, Bäche, kleine Bauerngehöfte, andere Dörfer. Er hatte vergessen, Tek zu fragen, wie er Mahita erkennen sollte, wenn er hinkam.
    Magrita nahm eine zügige Gangart an. Sie hatte eine leichte Schwellung oben am Hals, wo ein Zweig gegen sie geprallt war. »Tut mir leid, mein Mädchen«, sagte Kerris zu ihr. »Ich konnte wirklich nichts dafür.« Bei seinen Worten stellte sie spielerisch die Ohren nach hinten.
    Es waren Schafe auf der Weide. Der schwere Wollgeruch ließ Kerris an Tornor denken, das nun so weit hinter ihm lag. Er trug noch immer den Brief an Josen in seinem Pack mit sich. Er würde eine Karawane finden und ihn ihr mitgeben müssen. Ein Bach lief eine Strecke weit parallel neben der Straße her, bis er abbog und in den bewaldeten Hügeln verschwand. Ein Silberreiher stand zierlich auf einem Bein am Rand des Gewässers. Er fixierte Kerris mit einem schwarzen, undurchdringlichen starren Blick. In dem scherendünnen gelben Schnabel zappelte ein Frosch.
    Es wurde heiß. Kerris schnürte die Halsöffnung des gelben Hemdes auf. Wilde Bohnen wuchsen am Wegrand. Er fragte sich, ob sie eßbar sein konnten. Er kam an einem Haus mit Giebeldach vorbei. Es sah verwittert und schütter aus wie ein altes Maultier. Ein schwarzer Hund verbellte ihn. Zwei Leute arbeiteten auf einem Feld zwischen den hohen Weizenhalmen. Er konnte nicht erkennen, ob es Männer oder Frauen waren.
    Die Straße wurde breiter. Kerris sah Rauch und schilfstrohbedeckte Häuser. Hinter einer Bodenerhebung gelangte er in ein Dorf. Es gab einen kleinen Dorfplatz, der mit langen Wimpeln geschmückt war. Es gab
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