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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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sich auf der anderen Seite des verfallenen Raumhafens. Jan van Sonar öffnete eine hohe Tür. Eine heftige Windbö drückte ihn zurück. Er beugte sich vor. Mühsam kämpfte er gegen den Sturm an. Nur wenige Minuten später erreichte er das Museum. Er wandte sich nach links.
    Und dann sah er plötzlich, daß ihm jemand zuvorgekommen war.
    Ungläubig starrte er auf den hellen, ausgebleichten Fleck in der Mitte einer Archivsektion. Deutlich waren die Spuren der Reinigungsroboter rund um den ehemaligen Abstellplatz der Gemini-Kapsel zu sehen. Er verstand es nicht, er konnte einfach nicht begreifen, daß irgend jemand auf die gleiche Idee gekommen sein sollte. Und das sogar schneller und konsequenter.
    »Jan!«
    Der Schreck fuhr wie ein glühendes Messer durch seinen Körper. Er zuckte zusammen und stieß einen unterdrückten Schrei aus. Mit einer automatischen Reflexbewegung riß er seinen bandagierten Arm hoch. Doch Nail McMan war schneller.
    Er duckte sich, grinste und tauchte unter dem Schlag hindurch. Direkt vor Jan van Sonar kam er nach oben.
    »Wo ist Mona?«
    Der Bioklimatologe schüttelte den Kopf. Er wußte es nicht. Ärgerlich schnippte Nail McMan mit den Fingern. Er verharrte eine Sekunde bewegungslos, während die Wangenknochen auf seinem Gesicht weiß hervortraten.
    »Hör zu«, sagte er schnell, »ich weiß nicht, wie es dir in der Zwischenzeit ergangen ist, auf jeden Fall existiert die Gruppe der Tafelrunde nicht mehr. Wenn sie uns erwischen, kommen wir alle ins Traumatikum, und diesmal dürften wir anschließend so gut wie tot sein.«
    Jan van Sonar nickte verstört. »Kilian ist tot«, sagte er tonlos.
    »Und viele andere mit ihm«, gab Nail McMan hart zurück, »aber da ist noch etwas, von dem wir alle bisher nichts wußten. Diese Stadt beherbergt dreitausend lebendige Tote: Strahlenkranke – isoliert und verzweifelt. Das ist unsere eigentliche Aufgabe. Wir müssen ihnen helfen.«
    »Was hast du vor?«
    »Sieh zu, daß du ungesehen in die Quarantänestation unterhalb von Palmyra kommst. Ich werde versuchen, Mona zu holen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte Nail McMan zu einem der ersten Modelle für Kranplattformen, die mit gebündelten Levitan-Spulen arbeiteten. Er schwang sich auf das pilzförmige Gestell und zündete die Spulen. Haarscharf zischte er über Jan van Sonar hinweg. Ein Scherbenregen klirrte zu Boden, als die Kranplattform die hohe Fensterwand durchbrach.
    Nail McMan spürte instinktiv, daß er keine Zeit zu verlieren hatte. Die Kranplattform torkelte durch den Sturm, der durch die Straßenschluchten von Old Manhattan fegte. In einer steilen Parabelbahn verließ Nail McMan den oberen Broadway.
    Wie ein Kamikaze-Flieger schoß er auf das Hochhaus des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung zu. Er fixierte die zwölfte Etage. Sekundenbruchteile vor dem Aufprall neutralisierte er die Levitan-Spulen der Kranplattform.
    Sie hatten ihn bereits gesehen. Irgend jemand begriff, was er vorhatte. Ein greller Lichtblitz zuckte durch die zwölfte Etage. Gleichzeitig brach Nail McMan mit der Kraft der negativen Gravitation durch die molekularverdichtete Fensterfront. Das erste, was er sah, war, daß einer der Ärzte der Gruppe der Tafelrunde mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden sank. Sekundenbruchteile später entdeckte er Mona.
    Er stürzte sich in das Inferno, riß sie an seinen Körper und jagte in die Freiheit zurück. Er stieg hoch auf, verharrte für Sekundenbruchteile über dem Zentrum der Stadt und ließ sich dann direkt über Palmyra nach unten fallen. In der zentralen Achse des ehemaligen Weltraumhospitals hatte sich eine winzige Öffnung gebildet – ein Mauseloch für die Zukunft der Menschheit.
    Nail McMan traf mit seiner Kranplattform den Eingang des Schachtes mehr durch Glück als durch sein eigenes Können. Seine Trommelfelle drohten zu platzen. Die Kranplattform stürzte durch den schmalen Schacht. Sie passierte den Ring der ehemaligen Raumstation Palmyra. Mit ungeheurer Anstrengung neutralisierte Nail McMan die Levitan-Spulen. Aus den Augenwinkeln sah er, daß auch Mona de Fries am Ende ihrer Kraft war.
    Der Übergang von der Kranplattform in die historische Gemini-Kapsel dauerte nicht länger als zehn Sekunden. Nail McMan, Jan van Sonar, Mona de Fries und der Sprecher der Lepra-Kranken drängten sich im Innern des kleinen Kegels zusammen.
    Gerade als er die Levitan-Spulen der Raumkapsel zünden wollte, sah Nail McMan, daß ihr wichtigster Passagier fehlte. Er
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