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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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stürzte zur Luke, starrte auf die wild hin und her wogenden Kämpfe zwischen den Kranken und den Beamten des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung.
    Mit einem verzweifelten Aufschrei rief er nach Peter Reanny. Der Inselfarmer von der Oberfläche der Erde kämpfte gleichzeitig mit sechs Untergebenen Dr. Raganos. Er hob sie in die Luft, wirbelte sie durch die Gegend und arbeitete sich dabei Schritt für Schritt zur Gemini-Kapsel zurück. Nail McMan konnte ihm nicht helfen. Bis zum äußersten erregt, wartete er auf Peter Reanny. Doch dann sah er, daß der Inselfarmer keine Chance mehr hatte. Eingekeilt in ein Gewirr von Menschenleibern, stockte sein Rückzug. Nur noch fünf Meter fehlten bis zur Luke der Gemini-Kapsel.
    Da begann der Aufstand der Lepra-Kranken. Nicht alle verstanden, worum es eigentlich ging. Aber sie spürten, daß hier ein Hoffnungsfunke ausgetreten werden sollte. Ein halbes Hundert Wortführer peitschte die Kranken auf. Krüppel traten in Aktion. Mutanten zeigten, was sie konnten. Menschen, die an ein jahrzehntelanges Dahinvegetieren gewöhnt waren, entdeckten plötzlich, daß sie einen Willen hatten.
    Niemand wußte, wo er zuerst aufgetaucht war, doch unvermittelt war aus einem Aufschrei ein Schlachtruf entstanden.
    »Durch die Wolken – zurück zur Erde!«
    Reanny hatte sich in drei Gegner gleichzeitig verbissen. Zwei von ihnen schleuderte er weg. Seine Arme waren derartig verkrampft, daß er den dritten mit in die Kapsel zog.
    »Dr. Ragano!« schrie Mona de Fries entsetzt. Im gleichen Augenblick schlug Nail McMan die Luke der Gemini-Kapsel zu. Noch ehe sie alle Platz gefunden hatten, begann der Rücksturz zur Erde.
    Die Kapsel fiel durch den Mittelschacht der schwebenden Stadt, passierte die Furchen aus vibrierenden Mikroprismen in der biosynthetischen Schutzhaut und tauchte in einer weiten ballistischen Kurve in die dichte Wolkendecke ein.
    *
    Das grelle Aufheulen zerriß die tiefhängende Wolkendecke. Langsam taumelte der trichterförmige Körper auf die graue Inselgruppe zu. Dünne Flammenfetzen züngelten aus der nach oben gerichteten Spitze des Trichters. Die Flammen verdichteten sich zu einer hoch in die Atmosphäre hinaufschießenden Feuersäule. Sekundenlang blieb der trichterförmige Körper über der grauen Inselgruppe stehen. Er neigte sich einige Grad zur Seite und beschrieb einen weiten, schwankenden Halbkreis. Urplötzlich verstärkte sich der Feuersturm zu einem orkanartigen Inferno. Die Flammen wirbelten die Wolken durcheinander. Der Trichter hing jetzt genau über einem der vielen Vulkane, aus denen die Inseln der östlichen Aleuten bestanden.
    Mit ungewöhnlicher Präzision senkte sich die Raumkapsel der Oberfläche der Erde entgegen.
    Der trichterförmige Kegel setzte knirschend im Schnee am Rand des Vulkankegels auf. Feine Schneeflocken zerschmolzen an der heißen Außenhülle. Und dann öffnete sich plötzlich eine Luke. Peter Reanny sprang aus der ehemaligen Gemini-Kapsel und blickte über seine Insel.
    Die Kälte drang durch sein dünnes Schuhwerk. Er lächelte kaum merklich, während sich Schneeflocken in seinem dichten Bart verfingen. Langsam und etwas schwerfällig drehte er sich um.
    »Semisopochnoi!« rief er zur Kapsel hinüber. Er deutete auf eines der Blockhäuser. Eine schmale Rauchfahne stieg aus dem steinernen Schornstein auf. Ohne sich um die übrigen Passagiere der historischen Gemini-Kapsel zu kümmern, stampfte er den Hang des Vulkankegels hinab. Er erreichte die Tür des Blockhauses und klopfte automatisch den Schnee von den Füßen.
    Hinter ihm kam eine Reihe von Menschen, die ihm, wie unter einer schweren Last gebeugt, kaum zu folgen vermochten.
    Peter Reanny stieß die Tür auf. Warme, stickige Luft schlug ihm entgegen.
    Die Männer starrten ihn an wie einen Geist.
    »Ich habe etwas mitgebracht!« rief er dröhnend. »Bringt es ins Lagerhaus hinüber, aber vorsichtig, sonst werden die Rationen gekürzt ...«
    Er drehte sich um und sah, daß Mona de Fries in den Knien einknickte. Mit zwei, drei Sätzen war er neben ihr. Er hob sie auf, zögerte und nahm sie dann kurz entschlossen in seine kräftigen Arme. An der Spitze der schlurfenden Prozession trug er das Mädchen aus der Stadt in den Sternen in das Blockhaus. Noch ehe er durch die Tür trat, wartete er auf den kleinen Mann, der ihm keuchend gefolgt war. Er deutete mit dem Kopf nach oben zu der tiefhängenden Wolkendecke.
    »Was meinen Sie – wie lange wird es dauern, bis die
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