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Transi Schraubenzieher

Transi Schraubenzieher

Titel: Transi Schraubenzieher
Autoren: Dimiter Inkiow
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Professor Schraubenzieher trifft eine Entscheidung
     
    Herr Professor Dr. Dr. Dr. Schraubenzieher lebte in München und war ein sehr beschäftigter Mann.
    Er war so beschäftigt, daß er drei Sekretärinnen hatte, die ihn jeden Tag daran erinnern mußten, was er alles zu tun hatte, damit er es nicht vergaß.
    Jeden Abend, wenn er sein Büro verließ, sagte er:
    »Ich habe wieder das Gefühl, daß ich etwas sehr Wichtiges vergessen habe.«
    »Nein, Herr Professor!«
    »Nein, Herr Professor!«
    »Nein, Herr Professor!« sagten dann die Sekretärinnen und schauten in ihre Schreibblöcke. »Sie haben nichts vergessen. Wir haben Sie an alles erinnert.«
    »Ich glaube aber doch!« sagte der Professor Dr. Dr. Dr. und ging. Die drei Sekretärinnen schauten wieder in ihre Blöcke und sagten zueinander:
    »Nein, er hat nichts vergessen! Er hat heute eine schwierige Aufgabe gelöst. Er hat an seinem fliegenden Auto gearbeitet. Er hat den Computer gefüttert. Nein, er hat nichts vergessen!«
    Und dann gingen sie sehr zufrieden nach Hause.
     
    Eines Tages fiel dem Professor ein, was an seinem fliegenden Auto noch fehlte. Er lief in die Halle, in der das Auto stand, und arbeitete emsig einige Stunden daran. Dann war es soweit! Das fliegende Auto war fertig! Er fuhr in den Hof und drehte mit dem Auto eine Runde in der Luft. Alles klappte wunderbar!
    Wie schön wäre es, wenn ich einen Sohn hätte, dachte der Professor. Er könnte jetzt neben mir sitzen und von oben auf die Dächer und Straßen der Stadt schauen.
    Da faßte sich der Herr Professor Schraubenzieher an den Kopf. Jetzt wußte er endlich, was er in all den letzten Jahren vergessen hatte. Er hatte vergessen, zu heiraten und einen Sohn in die Welt zu setzen.
    Er landete und ging wütend in sein Büro, wo die drei Sekretärinnen saßen.
    »Jetzt weiß ich, was ich immer vergessen habe. Ich habe gewußt, daß es etwas sehr Wichtiges war! Endlich weiß ich es!»
    Die drei Sekretärinnen schauten sofort in ihre Schreibblöcke und sagten zusammen:
    »Nein, Herr Professor, Sie haben nichts vergessen. Wir haben Sie immer an alles erinnert.«
    »Doch!« sagte der Professor. »Ich habe vergessen, zu heiraten und einen Sohn zu bekommen. Sie haben mich in all den Jahren nicht daran erinnert. Gute Sekretärinnen sind Sie! Was mache ich jetzt ohne ein Kind; Wer wird mit mir in meinem fliegenden Auto sitzen? Wer wird sich mit mir darüber freuen?«
    Dann schaute der Professor seine drei Sekretärinnen an, und er sah zum erstenmal, daß sie drei nette Omas waren.
    »Wie ich sehe, haben Sie auch vergessen zu heiraten«, fügte der Professor hinzu und flog sehr unglücklich mit dem fliegenden Auto nach Hause.
    Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen, weil er nachdachte, wie er zu einem Sohn kommen könnte. Sicher konnte er heiraten, aber wo sollte er eine Frau finden? Er war alt geworden und hatte es nicht einmal gemerkt. Selbst wenn er eine junge Frau finden würde, die bereit wäre, ihn - einen alten Mann - zu heiraten, so dauerte das doch alles viel zu lange. Die Hochzeit dauerte mindestens einen Tag, dann noch die Hochzeitsreise! Nein, das kam gar nicht in Frage. Dazu hatte er einfach keine Zeit. Es gab noch so viele mathematische Aufgaben zu lösen und neue Maschinen zu erfinden. Der Professor war ganz verzweifelt.

    Immer, wenn er die Augen schloß, sah er ein Kind in seinem fliegenden Auto sitzen.
    Als er am nächsten Morgen in sein Büro kam, saßen seine drei Sekretärinnen schon da, jede mit einem Schreibblock in ihrer Hand.
    »Sie sollen heute nicht vergessen zu heiraten, Herr Professor!« sagten sie wie aus einem Mund. »Sie sollen sich noch heute eine Frau suchen . . .«
    »Nein!» sagte der Herr Professor Dr. Dr. Dr. Schraubenzieher. »Ich habe es mir anders überlegt. Ich brauche viel zuviel Zeit, um mir eine Frau zu suchen. Ich bin zu sehr beschäftigt. Das wissen Sie doch!«
    »Für einen Mann wie Sie ist es gar kein Problem, eine Frau zu finden«, sagten sie. »Sie müssen sich nur umschauen.«
    Da schaute sich der Professor um und sah auf seinem Schreibtisch drei schöne Sträuße rote Rosen liegen. Dann schaute er seine Sekretärinnen an und sah, daß die drei netten Omas alle ein neues Kleid anhatten. Eine hatte einen Hut mit Blümchen aufgesetzt, die andere hatte Blümchen in der Hand, und die dritte hatte ein Sträußchen Blümchen an ihrem Kleid.
    »Oh!« sagte der Professor. »Sie sind sehr lieb.«
    »Sie sollen sich jetzt endlich entscheiden, Herr Professor!«
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