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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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der Erdoberfläche hierhergeholt. Noch weiß ich nicht, wie viele es waren, ich will es auch nicht wissen, da diese Opfer Ihrer Experimente glücklicherweise gestorben sind. Doch dann gelang es Ihnen, diesen Peter Reanny am Leben zu erhalten. Aber leben allein heißt überhaupt nichts, wenn man krank, verseucht und degeneriert ist!«
    Mona de Fries und der junge Arzt antworteten nicht. Benommen starrten sie auf das, was dreidimensional und farbig auf dem Videoschirm zu sehen war. Sie begriffen, daß diese Aufnahmen irgendwo im Inneren von LEVITAD gemacht worden waren. Entsetzt beobachtete Mona eine Gruppe von grauenhaft aussehenden Krüppeln mit schwärenden Wunden und stumpfen Gesichtern.
    »Das ist eine Originalübertragung«, sagte Dr. Ragano hart. Mona de Fries hörte die Stimme des Sicherheitschefs wie durch eine dicke Wattewand. Ihre Hände klammerten sich um die Kante des Schreibtisches. Sie mußte sich festhalten. Noch nie in ihrem Leben hatte sie ein derartig scheußliches Bild gesehen. Ihre Lippen bewegten sich, doch sie konnte nicht sprechen. Tränen füllten ihre Augen.
    »Auch das sind Bewohner von LEVITAD«, sagte Dr. Ragano, »Einwohner unserer Stadt. Dreitausend Kranke, die von der harten kosmischen Strahlung in dieser Höhe verseucht wurden. Das ist die Levi-Lepra, Mona – ein Opfer, das wir für die Zukunft unserer Stadt bringen müssen. Fünf Prozent Ausfälle sind ein kleiner Preis dafür, daß wir den Untergang der Menschheit überleben konnten.«
    »Ausfälle?« rief Mona de Fries und stampfte mit dem Fuß auf. »Ausfälle für die zweifelhafte Zukunft eines künstlichen Gebildes aus Stahl und Plastik? Und Sie wagen es, uns verbrecherische Experimente vorzuwerfen ...«
    Dr. Ragano wich zurück. Mit einem derartigen Ausbruch hatte er nicht gerechnet.
    »Kosmische Strahlen verseuchen uns, Meteore verglühen nicht, sondern schlagen direkt in unsere Häuser. Wir arbeiten und lernen dafür, daß alles so bleibt, wie es ist. Aber es bleibt nicht so, Dr. Ragano. Natürlich wissen Sie und Ihre Spione, was Lemmingitis ist. Ja – ich kenne diese Krankheit! Von den Krüppeln dort wußte ich nichts, die haben Sie hervorragend getarnt. Aber jeder im Levitanium – jeder einzelne Student hat Angst, eines Tages plötzlich verrückt zu werden. Nur deshalb haben wir die Gruppe der Tafelrunde gebildet. Diese Stadt hat keine Zukunft, Dr. Ragano. Es lohnt sich nicht, für sie zu leben, und genau das ist es, was unsere Seelen vergiftet. Wir brauchen ein Ziel und eine Aufgabe, für die man leben und kämpfen kann. Aber das haben Leute wie Sie noch nie verstanden. Sie sind darauf aus, den gegenwärtigen Zustand der sinnlosen, perfekten Isolierung aufrechtzuerhalten!«
    Mona de Fries zitterte am ganzen Körper. »Wenn Sie selbst soviel Angst vor der Oberfläche der Erde haben, warum lassen Sie dann nicht wenigstens diese Kranken dort auf der Erde sterben? Schicken Sie uns doch einfach alle hinunter, dann sind Sie uns los. Aber das dürfen Sie nicht, weil damit die Legende zerstört wird ...« Erschöpft hörte sie auf. Sie sah, wie das Gesicht von Dr. Ragano immer glatter und kälter wurden. Der Chef des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung kniff die Augen zusammen. Seine Lippen bildeten nur noch einen Strich. Er ging um seinen Schreibtisch herum und drückte auf einen breiten, roten Knopf. Nur zwei Sekunden später traten zwei Agenten des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung in das Büro von Dr. Ragano.
    Im gleichen Augenblick blinkte eine gelbe Ruflampe auf dem Schreibtisch auf. Ohne Mona de Fries und den jungen Arzt zu beachten, stellte Dr. Ragano den Sprechkontakt her.
    »Veränderungsmeldung 91/2170«, erklang eine Robotstimme, »Lemmingitis mit Todesfolge in der chirurgischen Abteilung von Palmyra.«
    »Wer ist es?« fragte Dr. Ragano.
    »Der Astrobiologe Kilian de Fries, nach der Amputation beider Beine infolge des Meteor ...«
    Mit einem Aufschrei brach Mona de Fries zusammen. Die beiden Sicherheitsagenten sprangen schnell nach vorn. Sie fingen sie auf, ehe sie den weichen Teppichboden erreicht hatte. Die Berührung ließ Mona zusammenzucken. Die Agenten stellten sie wieder auf die Beine. Schneeweiß im Gesicht starrte sie auf Dr. Ragano.
    »Kilian«, flüsterte sie tonlos, »er hatte nicht die Kraft ....«
    »Es tut mir leid«, sagte Dr. Ragano unangenehm berührt. Er gab den beiden Agenten einen kurzen Wink. »Abführen!« sagte er dann.
    *
    Der Alarm löste einen ganzen Katalog
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