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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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aufeinander abgestimmter Maßnahmen aus. Es war das dritte Mal seit dem 29. Februar 2104, daß Vierzehnmann – die Legislative der schwebenden Stadt – einen Ausnahmezustand anordnete. Die Problematik einer derartig diktatorischen Maßnahme hatte sich seit der Existenz von LEVITAD nicht geändert. Die perfekte Technik sorgte dafür, daß die Bewohner des isolierten Gemeinwesens nach demokratischen Regeln leben konnten. Es gab nur eine Ausnahme: die Sicherheit der Stadt. Sie war wichtiger als die verbrieften Rechte ihrer Bewohner. Ohne Übergang und ohne vor-hergehende Warnung erhielten die zentralen Computer von Old Manhattan eine neue Programmierung. Mächtige Levitan-Spulen hatten die schwebende Stadt bisher über der früheren Datumslinie der Erde in fünfundvierzig Grad nördlicher Breite festgehalten. Durch die unsichtbare Kraft der negativen Gravitation verankert, stand LEVITAD in 112 Kilometern Höhe auf der sonnenabgewandten Seite der Erdkugel. Der Kimmwinkel von neun Grad und sieben Minuten hätte ausgereicht, um die Erdoberfläche vom Polarkreis bis zum Wendekreis des Krebses zu beobachten. Doch niemals war es den Bewohnern der schwebenden Stadt gelungen, die dichte, radioaktive Wolkendecke mit ihren Instrumenten zu durchdringen.
    Zum erstenmal in der Geschichte der schwebenden Stadt fand keine Abstimmung über die Tageszeiten statt. Die Nacht in den stillen Straßen von Old Manhattan und Saint Germain war knapp zwei Stunden alt, als der GRID-Antrieb die Einwohner der Stadt aus dem Schlaf riß. Ein erdbebenartiges Rumoren ließ Straßen und Häuser erzittern. Möbel rutschten zur Seite, und kleinere Gegenstände fielen um. Ein heißer Wind fegte urplötzlich durch die verlassenen Straßenschluchten von Old Manhattan. In den Parkanlagen um die ehemalige Raumstation Palmyra schlugen peitschend die Palmenwipfel gegeneinander.
    Künstlicher Schnee stieg wie dichter Nebel von den Bergen des Monte-Rosa-Plateaus auf. Er stieg hinauf bis zum unsichtbaren Rand der ehemals vollkommenen Plastikkuppel. Fast gleichzeitig wurde das Bioklima an der Oberfläche der Stadt instabil. Grelle, blaue Scheinwerfer schickten rotierende Lichtblitze von den höchsten Häusern Old Manhattans bis zum kreisförmigen GRID-Wall hinüber. Das intensive Licht war derartig hell, daß es in rhythmischen Abständen bis ins Innere der Wohnhäuser von Saint Germain drang.
     
    Und dann beschleunigte die schwebende Stadt. Aus Millionen winziger Düsen im Innern des GRID-Systems strömte Natriumdampf aus. Er vermischte sich mit dem ständigen, starken Luftstrom, der an der Ostseite der Stadt in das Gittersystem der Ringwälle eindrang.
    Die vibrierenden Mikroprismen in der biosynthetischen Schutzhaut unterhalb der Stadt rollten sich parallel zur Flugrichtung ein. Sie bildeten große, exakt ausgerichtete Furchen in der schwachgewölbten, linsenartigen Unterseite von LEVITAD.
    Donnernd entzündete sich der Natriumdampf. Der kilometerbreite Staustrahl schleuderte LEVITAD nach Osten. Der Widerschein des breiten, gelblichen Feuerschweifs reichte bis zur tiefliegenden Wolkendecke rund um die Erde. Es dauerte zwölf Minuten, bis die schwebende Stadt eine Geschwindigkeit von 4,95 Meter pro Sekunde erreicht hatte. Ein System von Levitan-Sulen innerhalb des Ringwalls um die Stadt fing den gewaltigen Andruck ab. Und dann zog LEVITAD in einer Kreisbahn um die Erde. Nahezu übergangslos tauchte sie aus der Nacht auf.
    Während festinstallierte Fernsehaugen alle Straßen überwachten, erhielt Vierzehnmann von Dr. Ragano die Mitteilung, daß er Mona de Fries festgenommen hätte. Doch damit war der Ausnahmezustand noch nicht beendet. Wichtiger als die Schwester des toten Astrobiologen Kilian de Fries waren Jan van Sonar, Nail McMan und der Mann von der Erde ...
    Dr. Ragano brauchte nicht lange zu warten. Zwei Beamte vom Institut für Sicherheit und öffentliche Ordnung entdeckten Jan van Sonar in der Nähe des Central Parks. Er war an der 96th Street aufgetaucht und dann in den oberen Broadway eingebogen. Die beiden Sicherheitsbeamten verfolgten den Mann mit dem gebrochenen Arm. Es dauerte nicht lange, bis sie feststellten, daß er zum Levitanium wollte. Der Universitätskomplex in der Höhe der 125th Street lag zwischen dem oberen Broadway und dem Monte-Rosa-Sektor der Stadt.
    Dr. Ragano vermutete, daß es im Universitätsgelände einen weiteren Stützpunkt der Gruppe der Tafelrunde geben mußte. Sofort gab er Anweisung an seine beiden Beamten, Jan van Sonar
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