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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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vollkommen verändert. Jetzt – da er wußte, daß er wieder zurückkehren konnte – war er wieder ganz der Alte. Die fremde, unheimliche Technik erschreckte ihn nicht mehr. Er wußte inzwischen, daß die Bewohner der schwebenden Stadt mindestens ebenso viele Probleme hatten wie er selbst. Er war noch nicht lange genug in LEVITAD, um alles zu verstehen. Trotzdem wußte er, daß sie weder Engel noch Teufel waren. Sie waren Menschen mit Hoffnungen, Problemen und Wünschen.
    Reanny gehörte zu den Männern, deren Leben ausschließlich aus Schwierigkeiten bestand. Er spürte, daß sich diese Kranken von seiner kreatürlichen, urwüchsigen Stärke beeinflussen ließen. Es erfüllte ihn mit Stolz und machte ihn selbstsicher.
    »Also los – schafft das Mädchen her, damit ich sie fragen kann, ob sie mitkommen will! Ohne das Mädchen erlaube ich nicht, daß ihr eure Meßgeräte auf meiner Insel aufstellt.«
    Ein Stöhnen ging durch die Menge. Die Kranken rückten einige Schritte näher. Doch Reanny hob beschwichtigend die Hände. »Es gibt genug Inseln in der Nähe von Semisopochnoi für euch alle!« rief er laut. »Es wird nicht einfach sein, aber ich glaube, daß es euch dort unten besser gefällt als hier, und in zwanzig bis dreißig Jahren müßte auch das Leben an der Küste der wärmeren Kontinente wieder möglich sein!«
    Der dünne Mann hatte Nail zur Seite gezogen. Gemeinsam beratschlagten sie, wie sie Mona de Fries befreien konnten.
    »Ich glaube, so könnte es gehen«, sagte Nail schließlich. Er warf einen Blick zu Reanny hinüber. Für einige Augenblicke betrachtete er den Inselfarmer von der Oberfläche der Erde mit völlig neuen Augen. Er wußte noch nicht, was Mona dazu sagen würde, aber Vielleicht war es ein gutes Zeichen, wenn der erste Kontakt zwischen der Erdoberfläche und der schwebenden Stadt auf diese Art besiegelt wurde.
    Für einen winzigen Moment dachte er daran, daß fast alle großen Ereignisse in der Geschichte der Menschheit einen höchst privaten und persönlichen Aspekt gehabt hatten.
    Unwillkürlich sah er zu den kleinen, flachen Fernsehschirmen hinauf, die direkt vor den Aufnahmeoptiken des Kontrollsystems angebracht worden waren. Er bewunderte die primitive, aber geniale Lösung, mit der die Lepra-Kranken die ständige Kontrolle durch das Institut für Sicherheit und öffentliche Ordnung für diesen Teil des Quarantäne-Gebiets ausgeschaltet hatten. Dabei konnte er nicht ahnen, daß auch Dr. Ragano sich inzwischen Gedanken machte, nachdem er die Sabotagemeldung von der Meteorabwehrbatterie erhalten hatte.
    »Sobald das Mädchen da ist, können wir starten«, sagte der dünne Mann. »Die Levitan-Spulen sind in den ehemaligen Fallschirmkammern der Gemini-Kapsel eingebaut. Wir haben alle überflüssigen Instrumente herausgerissen, um mehr Platz zu bekommen.«
    »Also gut«, sagte Nail McMan, »ich werde es versuchen!«
    *
    Jan van Sonar preßte sich in eine Nische. Zwei Säulen aus Leichtplastik verdeckten ihn. Niemand brauchte ihm zu sagen, daß Vierzehnmann einen Ausnahmezustand angeordnet hatte. Es war der zweite, den Jan van Sonar bewußt erlebte.
    Nur langsam ließ die Wirkung der Drogen im Körper des Bioklimatologen nach. Er spürte das feine Vibrieren des Fußbodens. Vorsichtig saugte er die Luft durch seine feine Nase. Obwohl es eine physikalische Unmöglichkeit war, behauptete der Bioklimatologe immer wieder, daß er die molekulare Zusammensetzung der Luft mit seinem Geruchsinn definieren konnte. Er spürte, daß die Luft dichter wurde. Jan van Sonar wußte, daß sie mit Ultraschallwellen nach ihm suchten. Infrarotdetektoren folgten dem Wärmeecho seiner Fußspuren. Er wartete, bis sie ganz dicht heran waren.
    Zwei Schatten fielen gleichzeitig auf seinen schmalen Körper. Jan van Sonar stieß sich von der Wand ab. Er riß seinen linken Arm nach oben. Mit einem harten Ruck schlug er ihn gegen die Brust eines Sicherheitsbeamten. Er wirbelte seinen Körper auf dem Absatz herum und wandte die gleiche Angriffsmethode auch bei dem zweiten Häscher des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung an. Der Effekt war hundertprozentig. Jan van Sonar sprang über die beiden stürzenden Körper hinweg. Er rannte durch die weiten Gänge des Levitaniums. Sie wirkten leer und verlassen. Durch hohe Fensterscheiben sah er die Reste des ehemaligen Raumhafens. Die Anlagen waren verfallen. Sie bildeten jetzt den Innenhof des weitläufigen Universitätsgeländes. Das historische Museum befand
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