Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin
Autoren: Sarah Baines
Vom Netzwerk:
für sie waren, fürchtete sie sich doch nicht
davor. Es gehörte schlicht und ergreifend dazu, und sie lernte, es zu
akzeptieren, wie auch die vielen anderen Dinge, die ihr Leben mit sich brachte.
    Selbst ihre Scham hatte sie gelernt herunterzuschlucken. Wie Vince ihr
schon gesagt hatte, war es tatsächlich ein äußerst unnützes Gefühl, wenn man
nie garantieren konnte, ob man sich dort wieder zurückverwandeln würde, wo man
seine Kleider gelassen hatte. Und da es tatsächlich niemanden zu interessieren
schien, ob sie nun gerade angezogen war oder nicht, wenn man sich über den Weg
lief, hatte sie für sich beschlossen, sich auch nicht mehr darum zu scheren.
    Allerdings gab es einen Punkt, an dem sie eine Ausnahme machte. Außer
Patrick duldete sie niemanden in ihrer Nähe, wenn sie sich verwandelte.
Vielleicht hatte es etwas mit ihrem eigenen ästhetischen Empfinden zu tun, aber
sie mochte es überhaupt nicht, dass jemand sie sah, während sie irgendwo
zwischen Mensch und Wolf hing. Tja, jeder hatte wohl seine Macken, das war die
ihre. Sie konnte mit allen zusammen laufen und hinterher nackt auf irgendeiner
Wiese enden, aber die Verwandlung war
    eine ganz private Sache. Die anderen hatten sich zunächst darüber
amüsiert, es aber schließlich auf sich beruhen lassen. Und selbst Patrick zog
sich inzwischen unaufgefordert zurück, wenn es so weit war.
    Als Mensch hatte Laura sich nie Gedanken darüber gemacht, was es
praktisch bedeutete, wenn der Körper das Vierfache dessen brauchte, was ein
menschlicher Körper an Kalorien benötigte. Aber das hatte sie nun am eigenen
Leibe erfahren können. Mittlerweile kam sie nicht mal mehr darum herum, morgens
zu essen — und zwar fast die gleichen Rationen wie die anderen, sehr zur
Unterhaltung von Daniel, der es einfach nicht müde wurde, sie damit
aufzuziehen. Er hörte erst damit auf, als sie ihm eine Bratpfanne nachgeworfen
hatte. Ein weiterer Punkt, der neu war. Der Umgang miteinander war rüder. Schon
vorher hatte sie erlebt, dass sich im Rudel derjenige durchsetzte, der am
lautesten war, und gelegentlich wurde man sogar handgreiflich. Nicht ernsthaft,
eher aus Spaß, und es gab auch weder Knochenbrüche noch andere Ausfalle, aber die
Sammlung an blauen Flecken, die sie sich allein deshalb zuzog, weil sie mit
Daniel fernsah, hatte sie schließlich dazu bewogen, ein Machtwort zu sprechen
und ihm zu guter Letzt mit Schlägen zu drohen. Immerhin würde sie demnächst
heiraten, und es sah bestimmt nicht gut aus, wenn die Braut interessante
Farbschattierungen auf ihren Armen und anderen freiliegenden Körperteilen
aufzuweisen hatte. Hinterher hieße es noch, sie wäre zur Hochzeit geprügelt
worden. Diese Diskussion endete mit einem umgestürzten Sofa, einem Federflug,
als sie ihm ein Kissen um die Ohren schlug, und einem gemeinsamen Lachanfall,
nachdem sie das Werk ihrer Zerstörung begutachtet hatten. Wie schon gesagt, der
Umgang war rüde, aber herzlich. Und sie hatte gewonnen.
    Patrick trug es mit stiller Erheiterung, während Laura sich derart gegen
die anderen durchsetzte. Nach der Zwei-
    Wochen-Galgenfrist, die er den anderen gesetzt hatte, schneiten sie
nacheinander immer wieder mal rein, denn alle wollten mit eigenen Augen sehen,
wie sich das neue Mitglied machte. Und schließlich kamen sie alle wieder
zusammen, als der Termin für die Hochzeit nahte.
    Vince sollte auf Patricks Seite Trauzeuge sein. Laura fand es
verblüffend, dass er ausgerechnet seinen Ziehsohn dafür wählte, doch bestätigte
dies nur die enge Bindung dieser beiden Männer. Sie waren Väter und Sohn, Alpha
und Beta, Freunde ... So unterschiedlich diese beiden Männer auch waren, ihre
Beziehung zueinander war so eng, dass Vince sich nie hätte Sorgen darum machen
müssen. Selbst wenn sie es gewollt hätte, Patrick und Vince waren nicht zu
trennen.
    Ihre Beziehung zum inoffiziellen Sohn ihres zukünftigen Mannes hatte
sich ebenfalls verändert. Na ja, vielleicht nicht wirklich. Oberflächlich waren
sie noch immer Katz und Hund, aber schon in Deutschland hatte sich so etwas wie
Sympathie in ihre verbalen Gefechte geschlichen. Direkt danach gefragt, hätten
weder sie noch Vince das zwar zugegeben, aber irgendwie machte es die Sache
leichter. Und inzwischen konnten sie beide es genießen, wenn sie mal wieder mit
Worten übereinander herfielen — nicht nur die anderen.
    Patrick hatte als Trauzeugen Vince auf seiner Seite, aber wen hatte
Laura? Ihr Gefühl sagte ihr, dass es Gesche sein sollte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher