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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin
Autoren: Sarah Baines
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selbst
übermächtig, und mit einem Schlag ging ihr auf, dass es ihr tatsächlich egal
gewesen wäre, ob es nun Kaninchen oder Mensch gewesen wäre, was sie gerochen
hatte.
    So viel zu lernen, durchfuhr es sie und spürte
Patricks nachsichtige Bestätigung ihrer Erkenntnis in sich. Aber auch ihm war
anzumerken, dass er jagen wollte, und als er sich erhob, kam auch sie wieder
auf die Beine. Zögernd blieb sie stehen, lief dann aber voraus, als sie seine
Aufforderung vernahm.
    Die Kaninchen saßen auf der kleinen Lichtung, doch Laura hatte sich
wieder gut genug unter Kontrolle, um nicht direkt draufloszurasen. Stattdessen
lief sie um die Lichtung herum, bis sie mit den Tieren auf einer Höhe war. Und
als sie den Kopf hob, konnte sie die Reflexionen von Patricks Augen auf der
gegenüberliegenden Seite sehen, spürte sein Drängen, mit dem er sie dazu
bringen wollte, es zu versuchen, und richtete ihre gesamte Konzentration wieder
auf die Tiere.
    Aller Anfang war schwer, und auch wenn ihr Instinkt ihr sagte, wie sie
vorzugehen hatte, war das Wissen doch etwas ganz anderes als die Umsetzung. Der
Wind kam aus Südwest, trieb ihren Geruch von der Wiese weg, doch die Tiere
bemerkten sie bereits in dem Moment, in dem sie auf die Lichtung jagte. Keine
Chance, die unvorhersehbaren Haken der Tiere irritierten sie, als sie ihnen ins
Unterholz nachsetzte. Und schließlich gab sie es auf und lief zu der Stelle, an
der sie Patrick das letzte Mal gesehen hatte.
    Er war verschwunden. Unruhig schnupperte sie, fand schließlich seine
Fährte und folgte ihr in leichtem Lauf bis weit in das Gelände hinein, verharrte
aber, als sie den ängstlichen, hohen Schrei eines Kaninchens hörte. Und erst
als sie ganz in ihrer Nähe sein Knurren vernahm, setzte sie sich in Bewegung.
    Der Vorteil eines erfahrenen Jägers war der, dass er wusste, bei welchem
Tier er eine Chance haben würde. Und Patrick besaß genügend Erfahrung, um nicht
einfach nur draufloszulaufen in der Hoffnung, irgendetwas zu erwischen. Er
hatte sich gezielt eines ausgesucht, und Laura spürte so etwas wie
Verlegenheit, als sie seinen Blick auffing. Aus Schaden wird man klug, schoss es ihr durch den Kopf, während sie Patrick dabei beobachtete, wie dieser
das erlegte Kaninchen vor sich auf den Boden fallen ließ und langsam auf sie
zukam.
    Fragend legte sie den Kopf schief, als er an ihre Seite lief und sie
winselnd anstupste. Als sie sich nicht bewegte, lief er wieder zurück zu dem
Kaninchen, nahm es zwischen die Zähne und trug es zu ihr. Direkt vor ihren
Pfoten legte er es in das weiche Moos, winselte erneut und ließ sich
schließlich mit wedelndem Schwanz auf die Hinterbeine sinken. Für dich. Die Gefühle, die von ihm ausgingen, bestärkten seine Geste nur noch, und
zögernd gab Laura ihm und ihrem Hunger nach.
    Ob sie sich schämte? Diese Frage musste Laura für sich mit einem
entschiedenen Nein beantworten. Vielleicht später, aber nicht, während sie
gierig das.rohe Fleisch von den Knochen riss. Es war ein Teil ihrer Natur:
jagen, töten, fressen. Und sie gab ihr im Moment gerne nach. Vielleicht würde
sie das als Mensch wieder anders sehen, aber ...
    Als sie den Kopf hob, begegnete sie Patricks Blick. Noch immer saß er
neben ihr, sah ihr beim Fressen zu, und sie spürte seine Freude. Spürte seine
Erleichterung, dass sie sich in ihr neues Leben einzufügen schien, und kam auf
die Beine. Es war seine Beute, und auch wenn er sie ihr überlassen hatte, hatte
er doch ein Anrecht darauf.
    Mit wedelndem Schwanz schob sie den Kadaver zu ihm herüber und winselte,
als er das Tier zwischen seine
    Zähne nahm. Ruhig sah sie ihm dabei zu, wie er den Rest verschlang, und
krabbelte schließlich mit dem Bauch am Boden auf ihn zu. Blut klebte an seiner
Schnauze, und wie von selbst begann sie es ihm abzulecken, während er geduldig
still hielt, ehe er das Gleiche bei ihr wiederholte. Noch lange Zeit danach
streiften sie durch den Wald, Patrick führte sie herum, ließ sie sich mit der
Umgebung vertraut machen, ehe sie auf einer kleinen Wiese nahe am Haus
schließlich erschöpft ins Gras sank. Sie spürte Patricks Schnauze, die immer
wieder in ihren Rücken stieß, spürte sein Drängen, dass sie sich wieder
zurückverwandeln sollte, und fiepte leise, ehe sie ihm nachgab.
    Schwer atmend ließ sie sich schließlich mit dem Rücken in das feuchte,
kühle Gras fallen. Es war Ende August, noch immer war es warm, und als sie in
den Himmel schaute, war dieser wolkenverhangen. Sie hätte
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