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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin
Autoren: Sarah Baines
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zerrte. Sie wollte nach Hause, zurück in ihr Zimmer, wo
ihre Semesterarbeit auf sie wartete und die Luftfeuchtigkeit ihr nicht wie ein
Stein auf der Brust lag. Aber dafür würde sie die Bücher brauchen.
    In Gedanken vollkommen in ihrer Arbeit versunken, bemerkte sie den
jungen Mann nicht, der sich ihr vorsichtig näherte. Seine Augen huschten unstet
über die vorbeiziehenden Passanten, als fürchte er, entdeckt zu werden. Er
wirkte heruntergekommen, und ein leuchtend roter Sonnenbrand ging nahtlos in
gerötete Augen über, die allerdings von einem Baseball-Cap vor der Sonne
abgeschirmt waren.
    Und dann ging alles plötzlich so schnell, dass Laura überrascht
aufschrie. Im ersten Moment war sie derart perplex, dass sie dem Flüchtenden
nur mit offenem Mund nachstarren konnte. Doch dann schrie sie wütend auf.
    »Ein Dieb! Er hat meine Handtasche!« Sie wollte ihm nachsetzen, konnte
ihn auch für einige hundert Meter verfolgen, doch dann bog er in eine
Seitenstraße, und seine Spur verlor sich zwischen uralten Hauseingängen,
Passanten und ungeleerten Mülltonnen. Fluchend und nach Atem ringend, gab Laura
schließlich die Verfolgung auf.
    »So ein Mist«, schimpfte sie vor sich hin und
hielt, den Oberkörper vorgebeugt, ihre Hände auf die Oberschenkel gepresst, um
wieder ruhiger atmen zu können. Dieser verfluchte Junkie hatte ihr die
Handtasche gestohlen. Lauras Gedanken überschlugen sich. Ihr Portemonnaie, ihr
Handy, die Autoschlüssel und der Coupon vom Juwelier, alles verschwunden.
Verschwunden in dem undurchsichtigen Straßengeflecht von New Orleans.
    Mit zitternden Händen und weichen Knien richtete Laura sich wieder auf,
schon damit beschäftigt zu überlegen, was sie jetzt alles würde erledigen
müssen. Sie musste Handtasche und Inhalt bei der Polizei als gestohlen melden,
sie würde ihre Bank anrufen müssen, um die Karten zu sperren, das
Mobiltelefonunternehmen ... Sie hatte nicht aufgepasst und schrak erneut
zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf ihren Unterarm legte.
    »Sie sollten hier nicht allzu lang allein bleiben«, hörte sie den Mann
über sich sagen und wich überrascht einen Schritt zurück. Sofort ließ er ihren
Arm los und bedachte sie mit einem höflichen Lächeln, während sie verdattert ihre
Umgebung musterte. Es gab gute Gründe, warum man sich niemals in die
Seitenstraßen der Stadt verirren sollte. Schon gar nicht allein, aber als sie
den Dieb verfolgt hatte, hatte sie überhaupt nicht mehr auf ihre Umgebung
geachtet. Jetzt begriff sie, dass sie tief in diese wirre Anordnung von Gassen
hineingelaufen war. Misstrauisch richtete sie ihren Blick wieder auf den
Unbekannten vor sich. Er überragte sie um mindestens einen halben Kopf, der
schlanke Körper steckte in dunklem Hemd und Jeans. Nichts Besonderes
eigentlich, aber Sitz und Qualität der Kleidung zeigten deutlich, dass er nicht
in diese Umgebung hier gehörte. Gelassen ließ der Fremde die Musterung über
sich ergehen, und Laura spürte, wie sich ihre Wangen röteten, als ihr Blick
schließlich in dem schmalen, ebenmäßigen Gesicht hängen blieb. Aus klaren,
hellblauen Augen erwiderte er ihren Blick, und sie wollte schon etwas sagen,
als er jedoch den Kopf neigte und ihr seinen Arm anbot.
    »Patrick Tremaine«, stellte er sich vor. »Ich habe mitbekommen, wie Sie
dem Mann nachgesetzt sind, und dachte mir, dass Sie vielleicht Hilfe
benötigen.« Er machte wirklich nicht den Eindruck, einer der Junkies zu sein,
die sich hier in den Hauseingängen herumtrieben.
    Dennoch blieb sie skeptisch. »Er hat mir meine Handtasche gestohlen«,
gab sie schließlich zu und sah den großen, dunkelhaarigen Mann nicken.
    »So was ahnte ich schon. Vergessen Sie die Tasche, hier werden Sie ihn
nicht wiederfinden.«
    Etwas abgehackt nickte sie und ließ sich schließlich von ihm unterhaken
und zurück zur Hauptstraße führen.
    »Sie kommen nicht von hier?« Sie hatten wieder die belebteren
Einkaufszeilen erreicht, und Laura, sichtlich erleichtert, wieder eine
vertraute Umgebung zu sehen, atmete hörbar auf.
    »Hört man mir das an?« Von der Seite her sah sie ihn lächeln, noch immer
hatte er ihren Arm nicht freigegeben, und sie unternahm auch keinen Versuch,
sich von ihm loszumachen. Trotz des schockierenden Vorfalls fühlte sie sich im
Moment regelrecht entspannt.
    »Nein, ich habe Sie vorhin in einer anderen Sprache reden hören ...
Deutsch, nicht wahr?«
    Eine leichte Röte schlich in ihre Wangen, als sie stehen blieb und zu
ihm aufsah. »Ich
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