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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin
Autoren: Sarah Baines
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bin in einem kleinen Dorf an der norddeutschen Küste geboren
und aufgewachsen. Und vor einem Jahr habe ich Landflucht betrieben«, gab sie
mit einem verschmitzten Grinsen zu, machte sich dann aber von ihm los.
»Entschuldigen Sie, ich halte Sie bestimmt auf. Außerdem muss ich mich jetzt um
alles kümmern, ich muss ...«
    Sein Lächeln ließ sie verstummen. »Sie brauchen einen Kaffee und etwas
Ruhe. Und wenn Sie gestatten, wäre ich sehr erfreut, Sie zu beidem einladen zu
dürfen, selbstverständlich können Sie dabei von meinem Telefon aus alles
Weitere regeln.«
    Die schon beinahe antiquiert anmutende Höflichkeit des Fremden verblüffte
Laura. Noch nie war ihr ein Mann mit so derart ausgesuchten Umgangsformen
begegnet, und sprachlos konnte sie nur noch nicken, als er ihr den Arm anbot
und sie Richtung Hafen führte.
    Sie saßen sich in einem kleinen Café am Hafen gegenüber. Nachdem sie ihre
Bestellungen aufgegeben hatten, hatte er ihr wortlos sein Handy angeboten, und
Laura hatte die Polizei angerufen, ihre Handtasche als gestohlen gemeldet und
ihre Kreditkarten sperren lassen, ehe sie ihre Arbeitgeberin angerufen und ihr
alles erklärt hatte. Danach hatte sie Tessa angerufen, die ihr versprochen
hatte, den Zweitschlüssel und etwas Geld vorbeizubringen. Jetzt würde sie nur
noch warten müssen.
    Die ganze Zeit, während sie auf seine Kosten telefoniert hatte, hatte er
schweigend vor ihr gesessen und sie unentwegt angesehen. Laura hatte sich unter
seinem Blick selt-sam gefühlt. Er hatte nicht bedrohlich oder anzüglich auf sie
gewirkt, aber irgendetwas hatte ihren Magen zum Flattern gebracht. Mit seinen
unglaublich hellen, blauen Augen hatte sie das Gefühl, dass er tief in ihre
Seele hineinsehen konnte. Beunruhigende Vorstellung.
    Als er sich lässig in seinem Stuhl zurücklehnte, lächelte sie über ihre
eigenen Gedanken. Patrick Tremaine war ein zuvorkommender, überaus attraktiver
Mann in seiner zurückhaltenden Art. Kein Wunder, dass sie sich in seiner
Gegenwart plötzlich seltsam verlegen fühlte.
    »Schätzungsweise in einer halben Stunde wird die Haushälterin mir den
Schlüssel vorbeibringen«, erklärte Laura ihm und schob das Handy zu ihm
herüber. Unbeachtet ließ er es auf dem Tisch hegen, und frustriert ließ sie den
Kopf in die Hände sinken.
    »Wenn ich mir vorstelle, wie viel Rennerei es jetzt bedeutet, damit ich
alle meine Ausweise wiederbekomme«, seufzte sie und lächelte, als sie wieder aufsah.
»Der deutsche Staat scheint es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, einem
in solchen Fällen nicht nur unverschämt viel Geld abzuknüpfen, sondern auch
noch seine Bürger mit zig Anträgen zu schikanieren. Die Amerikaner beschweren
sich über ein Übermaß an Bürokratie, aber keiner von ihnen war bisher in
Deutschland.«
    »Sie sind nicht wütend, weil Ihnen Geld gestohlen wurde, sondern weil
Sie Ihre Ausweise neu beantragen müssen?« Er schien erstaunt, und sie grinste
matt.
    »Ich hatte nicht viel Geld dabei. Sicher, es ist ärgerlich, aber nicht
so sehr wie der Umstand, dass ich die Ausweise ersetzen muss. Dadurch habe ich
einen größeren Schaden als durch den Verlust meiner Kreditkarten. Alles, was
der Kerl mit denen anstellt, wird mich nicht mehr belasten. Und die zwanzig
Dollar ...« Sie hob gelassen die Schultern. »Peanuts, wenn man bedenkt, dass
ich an einem Abend mit Freunden schnell das Doppelte ausgebe.« Er
    sah sie verblüfft an, und sie zwinkerte ihm zu. »Allerdings ärgert mich,
dass er die Handtasche mitgenommen hat. Das war mein liebstes Stück.«
    Grinsend schüttelte er den Kopf. »Das kann nur von einer Frau kommen«,
konstatierte er ruhig, aber unüberhör-bar amüsiert.
    Laura schenkte ihm einen dramatischen Augenaufschlag. »Handtaschen,
Schuhe, Schmuck ... Frauen sind schrecklich, das Fernsehen hat uns nur
entlarvt.« Sie grinste, und als er es mit einem Lächeln erwiderte, konnte sie
spüren, wie ihr Herz bei diesem Anblick kurz aussetzte.
    Bei jedem anderen Mann in einer solchen Situation wäre Laura vermutlich
nervös geworden. Doch die ruhige, besonnene Art ihres Gegenübers schaffte, dass
sie sich vollkommen entspannt fühlte und sich, ganz entgegen ihrer Art, relativ
ungezwungen mit einem fremden Mann unterhalten konnte. Relativ, denn Laura
musste schnell erkennen, dass sie sich in den Mann verschossen hatte, noch
bevor sie ihren ersten Kaffee ausgetrunken hatte.
    Es war später Samstagabend, als Laura endlich das Buch zuklappte und
ihre Sachen vom Tisch in
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