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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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Sie sah sich als seine Geliebte an.
    Für ihn war sie das nicht.
    Er betrachtete sie als Opfer!
    Die Zeit verstrich. Aber so etwas war für ihn bedeutungslos geworden. Er wußte sehr genau, daß sie nicht anders konnte. Der schöne Jüngling hatte sie in seinen Bann gezogen, und sie würde vor ihm stehen und einfach hingerissen sein.
    Irgendwann hörte er sie.
    Es waren die Schallwellen, die den Boden durcheilten und an seine Ohren drangen. Sehr weich und leicht, eigentlich wie ihre Schritte. Für ihn klangen sie aufgeregt, voller Erwartung, und sein Lächeln wurde noch breiter.
    Der Jüngling blieb noch liegen. Erst nach einer Weile richtete er sich auf und schaute nach Süden.
    Er sah ihre Gestalt!
    Sie hob sich zwischen den kleinen Hügeln ab wie ein wandernder Scherenschnitt. Sie ging schnell, und wenn es der Untergrund zuließ, dann lief sie sogar, als könnte sie es kaum erwarten, endlich an ihn heranzukommen.
    Er wußte das, und nahm es sehr gelassen hin.
    Dann richtete er sich auf. Seine Bewegungen waren gut nachvollziehbar, und sie hatten etwas Tänzerisches an sich, als stünde er dicht davor, sich in ein Wesen zu verwandeln, das eher in das Reich der Märchen und Legenden gepaßt hätte.
    Seine Kleidung war hell, sie glänzte im Licht des Mondes, und auch sein Gesicht streichelte der Schein, so daß er beinahe seine dunklen Augen füllte.
    Den krassen Gegensatz dazu bildete das hellblonde Haar seiner Geliebten. Es umrahmte das feingeschnittene Gesicht, das viele Menschen schon mit dem Antlitz eines Engels verglichen hatten.
    Sie hieß Joanna. Sie war schön, sie war willig, sie würde für ihn alles tun.
    Er ging einige Schritte zur Seite, so daß er in einem besseren Licht stand. Wenn die Heraneilende jetzt den Kopf hob, mußte sie ihn einfach sehen. Sie schaute ihm entgegen und winkle heftig mit den Armen.
    Und er winkte zurück.
    Sie lief schneller. Ihr helles Gewand flatterte im Wind wie eine Fahne. Es bauschte sich an den Seiten auf, so daß es den Eindruck hinterließ, als würde die Gestalt vom Wind über die dunklen Wiesen hinweggetragen werden.
    Es war einfach schön…
    »Joanna…«, rief er mit einer Stimme, deren Klang das Entzücken in ihr hochschnellen ließ, und sie rief seinen Namen noch lauter und jubelnder zurück.
    »Diese Nacht gehört uns, nur uns allein«, begrüßte der Jüngling sie, als sich Joanna in seine offenen Arme warf und sich an ihn schmiegte. »Nur uns allein.«
    »Ja… ja…!« Joanna spürte das Herz in ihrer Brust, das nicht nur Blut durch ihre Adern pumpte, sondern auch Liebe, die sie diesem jungen Mann entgegenbrachte.
    Er war der König, sie die Königin, und er hatte versprochen, sie auf Händen zu tragen, was er auch tat. Dabei schlang sie ihre Arme um seinen Nacken, als wollte sie diesen Mann nie mehr loslassen.
    Ihre Gesichter befanden sich ziemlich nahe beieinander. Groß und sehnsuchtsvoll blickten ihre Augen. Liebe und Vertrauen wollte sie ihm schenken und auch noch mehr.
    »Wohin?« flüsterte sie, »wohin wirst du mich bringen?«
    »In den Himmel?«
    »Ja, tu es. Bitte, bring mich in dm Himmel.«
    Er lachte auf, drehte sich um, und Joanna, die Verliebte, hörte dm Triumph und die Falschheit nicht mehr aus. Sie glaubte, die große Liebe ihres Lebens gefunden zu haben.
    Du irrst dich, dachte er. Du irrst dich gewaltig. Es wird zwar eine Liebe werden, aber eine ganz andere, als du sie dir vorgestellt hast. Eine Liebe, wie nur ich sie geben kann, denn ich bin derjenige, der bestimmt.
    Er ging mit ihr weiter, und sie geriet in einen wahren Taumel vor Lust und Glück.
    Bei jedem Schritt schwangen ihre Arme von einer Seite zur anderen. Sie pendelten wie die Klöppel von Glocken, und in ihrem Inneren schlugen ebenfalls Glocken an.
    Eine Melodie der Liebe, des Glücks, und sie schlang ihre Arme noch fester um ihn.
    »Schau nach vorn!« sagte er. »Schau genau dorthin, wo sich die Mulde befindet.«
    »Ja, Liebster!« flüsterte sie und drehte ihren Kopf zur Seite. Der Blick fiel in eine weite Mulde, die ihr vorkam wie ein gewaltiges Bett, in das sie gelegt werden würde, um den ersten großen Zauber der Liebe genießen zu können. Sie würde das Wunder erleben, sie würde weggetragen werden, hinein in die Unendlichkeit des Himmels, den Wolken entgegen, den Sternen und…
    Joanna war so mit ihren sehnsuchtsvollen Gedanken beschäftigt, daß sie erst dann merkte, daß sie ihr Ziel erreicht hatten, als der Mann sie ins Gras sinken ließ.
    Es war weich wie der schönste
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