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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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der allerdings stur und desinteressiert an ihm vorbeischaute.
    Zu desinteressiert.
    Suko hatte ihn nicht gefragt, sich aber vorgenommen, auf ihn zu achten.
    Unter den Bäumen und auf der Schräge des Hangs liegend, hatte er einen guten Blick über das Bad.
    Es war sehr groß. Drei Becken standen zur Verfügung. Eines für Nichtschwimmer, das kleinste, das nächste für Schwimmer, es war das größte, dann gab es noch das Springbecken. Natürlich waren die drei Becken gut gefüllt. Zwei Bademeister patroullierten durch das Bad, ein dritter saß auf einem schmalen Aussichtsturm und beobachtete die Umgebung ebenfalls mit Argusaugen.
    Es gab keine besonderen Vorkommnisse.
    Völlig normal lief der Betrieb ab. Die lauten, kreischenden Stimmen der Kinder und Jugendlichen, die lockercoolen Bewegungen der Anmacher, die in knapp sitzenden Badehosen durch das Bad stolzierten und dabei die Musik aus ihren Walkman hörten und darauf hofften, bewundernde Blicke der Mädchen einzufangen, von denen nicht wenige sich nur mit knappen Höschen bekleidet zeigten und sich ansonsten mit bestimmten Posen auf ihren Decken räkelten oder sich von sanften Händen den Körper einreiben zu lassen.
    Auch in Sukos Nähe lagen zwei Mädchen, die die Oberteile ihrer Bikinis abgelegt hatten. Sie rieben sich gegenseitig mit Sonnenöl ein, hatten ihren Spaß dabei, kicherten wie Lachtauben, vergaßen aber nicht, ihre Blicke in die Runde zu werfen, damit sie auch ja sehen konnten, wer sie beobachtete.
    An der anderen Seite lag ein älterer Mann und las Zeitung. Suko endeckte, daß der Alte in das Papier ein Loch geschnitten hatte, um die Girls beobachten zu können.
    Der Inspektor grinste…
    Dann grinste er nicht mehr, denn er sah den Chinesen wieder, der mit einer bunten Decke in der rechten Hand heranschlenderte. Er trug Schwimmshorts, war kleiner als Suko, aber sehr breit in den Schultern.
    Noch immer zeigte sein Gesichtsausdruck ein dermaßen großes Desinteresse, daß es schon auffällig war.
    Suko entdeckte auch einen zweiten Landsmann. Er kam von der anderen Seite und hatte eine aufgeblasene Luftmatratze unter den Arm geklemmt. Noch waren auf der Wiese einige Stellen frei. Der Mann mit der Luftmatratze legte sich zwischen Suko und die Mädchen und drehte dem Inspektor zunächst den Rücken zu.
    Der andere hatte die Höhe des Baumstamms erreicht, wo er sich einfach nur hinhockte.
    Einer links, einer rechts.
    Suko dachte an eine Zange, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, ob die beiden Landsleute ihn tatsächlich beobachteten oder einfach nur den Tag genießen wollten.
    Es sah so aus, als würde die zweite Alternative zutreffen, denn keiner der beiden Neuankömmlinge traf Anstalten, Suko einen Blick zuzuwerfen. Den hockenden Mann konnte er besser sehen, und der schaute ausschließlich gegen die drei Schwimmbecken.
    Der Mann auf der Matratze drehte ihm noch den Rücken zu. Hinter ihm erhob sich eines der beiden Mädchen und streckte seinen Körper. Dabei lächelte es dem Chinesen zu, der andere hielt seinen Kopf gesenkt, als würde er sich schämen, sie auch nur mit einem Blick zu streifen.
    Der Chinese unter dem Baum erhob sich. Er reckte sich und kam auf Suko zu. So schnell, daß dem Inspektor zunächst keine Frage oder Antwort einfiel. Er mußte dem anderen die Initiative überlassen.
    Der Mann nickte ihm zu, dann setzte er sich. Er lächelte, spielte mit einigen kurzen Grashalmen und legte seine Stirn in Falten, als er lächelte. »Ich grüße dich, Bruder.«
    »Danke.«
    »Ich habe dich gesucht.«
    »Das bemerkte ich bereits.«
    »Ja, wir waren bewußt auffällig.«
    »Warum?«
    »Weil wir möchten, daß du uns einen Gefallen tust. Das heißt, eigentlich möchte es Li Choung.«
    »Aha«, sagte Suko nur.
    Der andere schien irritiert zu sein, denn er schüttelte den Kopf. »Du sagst nichts mehr?«
    »Warum?«
    »Kennst du Li Choung nicht?«
    »Bisher nicht. Ich kann nicht alle kennen.«
    »Er ist ein sehr großzügiger und auch ein sehr weiser Mann«, wurde Suko mitgeteilt. »Er ist wie ein Vater zu uns. Wir gehören zu seiner Familie, wenn du verstehst.«
    Natürlich verstand Suko, auch wenn er es nicht zugab. Sprach ihn jemand auf die Familie an, so gab es da eigentlich nur eine Lösung.
    Derjenige, der eine Familie führte, war nicht besser als sein Pendant auf italienischer oder sizilianischer Seite, denn er war der Führer einer Verbrecherorganisation. Er war praktisch der Pate auf chinesisch, und seine Organisation
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