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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung
Autoren: Eve Byron
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Prolog
     
    Westbrook Court, Frühjahr 1800

    Ihr Name war Jillian Nicole Forbes, und Max haßte sie vom ersten Augenblick an.
    Ihr kahler Kopf erinnerte ihn an ein Ei, und ihre Augen hatten die Farbe von Lehm.
    Ist sie nicht wunderschön?« fragte eine Stimme leise.
    Maxwell Hastings behielt seine Meinung über den Säugling für sich, blickte stattdessen seinen besten Freund, Damien Forbes, an und nickte zustimmend.
    Seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, während er Damien beobachtete, der seine zwei Monate alte Schwester aus der Wiege hob und mit schmeichelnder Stimme auf sie einredete. Das emotionale Verhalten seines Freundes war ihm peinlich. Es war ihm ein Rätsel, womit dieser Säugling eine solche Hingabe verdient hatte. Vielleicht lag es daran, dass Damien nun keine Mutter mehr hatte. Sie war bei der Geburt von Jillian gestorben. Allein deshalb hätte Damiens Schwester es eigentlich verdient, gehasst zu werden. Damiens Mutter war eine wunderbare Frau gewesen, und er war sich ziemlich sicher, dass Damien über ihren Verlust viele Tränen vergossen hatte. Selbst heute waren Damiens Augen rot und geschwollen.
    Max wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Er vermochte nicht nachzuempfinden, was es für ein Gefühl war, die Mutter zu verlieren, denn er selbst konnte sich an seine eigene gar nicht mehr erinnern. Und er verstand auch nicht, warum Damien über seine kleine Schwester so glücklich war.
    Wenn es ein Junge gewesen wäre, hätte er es noch begreifen können. Einen Bruder zu haben hätte ihm auch Spaß gemacht.
    Aber das würde wohl niemals geschehen. Sein Vater hatte Max erklärt, dass es für ihn keinen Grund gäbe, noch einmal zu heiraten, da er ja einen Erben habe. Und Max hatte nicht vor, die gehobene Stellung aufzugeben, die ihm die Herzogswürde verlieh.
    »Möchtest du sie einmal halten?« fragte Damien.
    Max verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Ich warte, bis sie größer ist«, entgegnete er. Es war dieselbe Ausrede, die er seit dem Tag ihrer Geburt vorgebracht hatte.
    Damien rümpfte plötzlich die Nase. »Ihre Windeln müssen gewechselt werden«, belehrte er Max, während er das Baby in die Wiege zurücklegte. »Ich werde LadyLou holen. Du kannst ja inzwischen auf sie aufpassen.«
    Max hätte ihm gerne angeboten, an seiner Stelle nach Damiens Tante zu suchen, aber da war etwas in Damiens Augen, das ihn zurückhielt - ein Blick, der ihm sagte, dass Damien wußte, was Max empfand und ihm eine letzte Chance bot, seine Schwester zu akzeptieren.
    Ein Gefühl der Ablehnung stieg in Max auf. Seit der Geburt des Babys hatte er um jedes Treffen mit seinem Freund kämpfen müssen. Das Vertrauen, das er in diese Freundschaft gesetzt hatte, wurde immer mehr erschüttert, und das machte ihm Angst. Freundschaft war die einzige Sache, bei der er bisher keine Enttäuschungen erlebt hatte.
    Und das war alles ihre Schuld.
    Sie drängte sich zwischen eine Verbindung, die traditionell schon seit Jahrhunderten zwischen ihren beiden Familien bestand. Seinen Vater, den Herzog von Bassett, und Damiens Vater, den Herzog von Westbrook, verband eine ebenso enge Freundschaft wie Max und Damien. So war es immer gewesen - die Männer der Hastings und Forbes standen seit der Herrschaft von Henry III, füreinander ein. Und sie pfuschte nun in all das hinein.
    Das würde er nicht zulassen. Er musste sie nicht mögen. Er konnte ein höfliches Interesse heucheln und würde einfach darauf warten, dass Damien seines letzten Spielzeugs überdrüssig wurde. Max hatte inzwischen sehr gut gelernt, seine Ängste zu beherrschen - ob sie nun einen Menschen oder einen Ort betrafen, die das Leben, wie er es liebte, zerstören wollten.
    Nachdem ihm dieser Gedanke gekommen war, fühlte er sich viel besser und er lächelte Damien zu. Ach werde auf sie aufpassen.« Aber mehr auch nicht, fügte er im stillen hinzu.
    Damien seufzte erleichtert, zog Jillians Decke zurecht und verließ den Raum.
    Das Baby wimmerte, und Max beugte sich gehorsam über die Wiege, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Es trat die Decke mit seinen dünnen Beinchen zur Seite. Er beugte sich hinunter, nahm die Decke zwischen Zeigefinger und Daumen und zog sie wieder hoch, ängstlich darauf bedacht, das Kind nicht zu berühren.
    verzog ihr Gesicht. Es nahm eine scharlachrote Färbung an, aber sie gab keinen Ton von sich. Dieser Anblick faszinierte ihn, und er verspürte plötzlich einen unwiderstehlichen Drang, das Stückchen
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