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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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wurde so klein, so eng, so dunkel…
    Sie taumelte. Der Boden unter ihren Füßen bekam ein Wellenmuster, das aber nur für sie existierte. Ihr Geliebter bewegte sich normal. Er brauchte nur die Hand auszustrecken, um Joanna aufzufangen. Trotz des weichen Rasens wollte er nicht, daß sie fiel.
    Joanna spürte den Druck seiner Hand kaum, als sie mit dem Rücken dagegen federte. Sie holte einige Male tief Luft. Schwindel überkam sie, die Gegend war eine andere geworden, aber aus diesem Wirrwarr hervor stieg ein Gegenstand. Der Sarg!
    Eigentlich war es ja keiner, aber für sie würde es einer werden.
    Seltsamerweise dachte das Mädchen nicht einmal an Flucht.
    Möglicherweise wußte es instinktiv, daß es diesem Menschen sowieso nicht entkommen konnte. In ihr Blickfeld geriet ein Schatten.
    In seinem oberen Teil heller als sonst, und sie betrachtete das Gesicht ihres Geliebten. Es war so glatt, so außergewöhnlich wie immer, mit feingeschnittenen Zügen, die eher an eine Frau erinnerten.
    Er war ein schöner Mensch…
    Zu schön.
    Und gefährlich!
    Dieses Gesicht war nicht mehr das, in das sich Joanna verliebt hatte.
    Überhaupt war der ganze Mensch zu einer anderen Person geworden.
    Mit ihr im Arm drehte er sich, hielt sie mit der linken Hand fest und streckte sie dem Sarg entgegen.
    Er ging leicht in die Knie.
    Dann öffnete er ihn.
    Und Joanna wurde starr!
    ***
    Irgendwo war es unglaublich, was sie da sah. Sie hatte erwartet, in einen engen, dunklen Raum zu starren, das aber stimmte nicht. Statt dessen bekam sie etwas zu sehen, über das sie nur den Kopf schütteln konnte, denn der Sarg konnte als solcher kaum angesehen werden.
    Welcher Sarg besaß schon auf der Innenseite des Deckels einen Spiegel?
    Es war ein Rechteck, das matt glänzte und ihr Gesicht nicht mit einer Schärfe zurückwarf, wie sie normal gewesen wäre. Die Fläche sah etwas griesig aus, zugleich aber hatte sie den Anschein bekommen, als würde sie leben.
    Zahlreiche winzige Punkte, die aussahen wie Graupen, verteilten sich auf der Fläche. Deshalb gaben sie nur das verschwommene Gesicht des Betrachters zurück, und Joanna wußte überhaupt nicht mehr, an was sie denken sollte.
    Hinzu kam der andere Teil des Sarges oder der Truhe. Der, in dem der Körper Platz finden sollte.
    Auch er war mehr als gewöhnlich, denn dieser Raum war von einem überirdischen Licht erfüllt, für dessen Existenz Joanna ebenfalls keine Erklärung hatte.
    Normalerweise gab eine Lichtfülle einem Menschen Trost und Sicherheit, das war hier nicht der Fall. Joanna fürchtete sich davor.. Sie dachte eher an das Feuer der Hölle, das in diesem Kasten loderte und nur darauf wartete, sie zu verschlingen.
    »Freust du dich, kleine Joanna?«
    Sie hörte die weiche Frage, sie lauschte noch dem Klang der Stimme nach, aber sie schaffte es nicht, eine Antwort zu geben. Auch dann nicht, als ihr Geliebter sie zu Boden sinken ließ und sie gewissermaßen auf die Füße stellte.
    Dort blieb sie mit weichen Knien stehen, wäre gefallen, hätte der Mann sie nicht gehalten.
    »Er ist für dich«, wisperte er ihr ins Ohr. »Dieser Sarg ist allein für dich.«
    »Ich… ich weiß nicht…«
    »Doch, ich habe ihn ausgesucht. Er und du - ihr beide zusammen werdet die Erinnerung für eine sehr, sehr lange Zeit aufrechterhalten, das kann ich dir versprechen.« Seine Stimme klang sehr leise, aber er hatte mit einer großen Überzeugungskraft gesprochen, vor der sich Joanna fürchtete. Für sie war dieser Mann zu einem verkleideten Monster geworden, das nur seine Ziele kannte.
    Er hatte sie so hingestellt, daß sie direkt in die Truhe oder den Sarg hineinschauen konnte, wenn sie den Kopf senkte. In dem Viereck bewegte sich das kalte Lichtermeer. Es zuckte, es waberte in jeden Winkel hinein, es war wie ein Wasser, das hell strahlte und dennoch keinen Grund besaß.
    War es bodenlos?
    Joannas Herz klopfte so stark, daß sie Angst hatte, es würde zerspringen. Freiwillig wollte sie da nicht hineinsteigen, aber sie wußte auch, daß ihr keine andere Wahl blieb.
    »Was ist das?« fragte sie und lauschte ihrer eigenen Stimme nach, die ihr fremd vorkam.
    »Ein Versteck.«
    »Nein, das ist…«
    »Laß mich ausreden, Joanna«, flüsterte er dicht neben ihrem Ohr. »Es ist ein Versteck und gleichzeitig der Zugang zu Welten, von denen du bisher nicht einmal geträumt hast. In eine andere Dimension, in eine andere Zeit hinein, verstehst du das?«
    »Kaum, ich…«
    »Du wirst es erleben. Du wirst diesen Sarg
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