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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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Isabella stöhnt auf. Aber nicht wegen der brütenden Hitze, sondern weil sie unglaublich wütend ist.
    Das ist so gemein! So verdammt gemein , denkt sie. Typisch Papa!
    Der macht immer alles kaputt und diesmal so megaheimtückisch, dass ihr ganz flau im Magen wird. Wütend knüllt sie den Ausdruck von Claras Mail in ihrer Faust zusammen. Am liebsten würde sie auf der Stelle aus der Haut fahren. Nein, am liebsten würde sie genau das Gegenteil von dem tun, was Papa will und einfach anordnet. So kann der doch nicht mit seinen Mädchen umgehen!
    »Verflixt!«, sagt sie halblaut zu sich selbst. Sie hat die Mail extra ausgedruckt, weil sie sie Hannah zeigen will. Das ist der endgültige Beweis für die Herzlosigkeit ihres Vaters. Dabei liebt sie ihn doch. Nur heute nicht. Und auch nicht an dem Tag, als er ihre Mutter verlassen und Clara mitgenommen hat. Alles nur, weil er ausgerechnet in Paris Karriere machen wollte. Und Clara hat er einfach mitgenommen.
    Ja, Clara ist seine Tochter, aber sie ist und bleibt auch Isabellas Schwester! Und Schwestern gehören nun mal zusammen. Daran können auch die blödesten Väter nichts ändern.
    Missmutig starrt Isabella auf den Papierball in ihrer Faust. Und jetzt? Sie muss etwas tun. Einfach etwas unternehmen. Rebellieren! Damit auch der letzte Idiot endlich begreift, dass auch sie da ist, dass auch sie etwas will, weil sie es sich wünscht und weil sie sich darauf gefreut hat. Ratlos schaut sie sich um und wirft dann einen Blick auf ihre Armbanduhr. Eigentlich muss sie sich beeilen, denn sie ist verabredet. Hannah sitzt ein Stück die Straße runter in ihrem Lieblingscafé und wartet bestimmt schon auf sie.
    Isabella seufzt und will sich gerade zum Gehen umwenden, da fällt ihr Blick auf die Lösung: Reisebüro Müller & Müller, Partner der Deutschen Bahn. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht und plötzlich ist alles nicht mehr so schlimm.
    In der Tür des Reisebüros hängt ein Schild: Wir sind ab 14:00 Uhr wieder für Sie da. Isabella sieht noch einmal auf ihre Armbanduhr.
    »Na warte«, murmelt sie.
    Noch fünf Minuten. Sie presst das zerknitterte Papier gegen die Scheibe und beginnt, es glatt zu streichen. Isabella hat sich entschieden. Hannah wird heute etwas Geduld mit ihr haben müssen.

Die Sonne knallt erbarmungslos auf die blank geputzten Scheiben des Literaturcafés . Es ist Juli und es ist heiß. Kein Lüftchen weht durch die Fasanenstraße und die Sommerhitze brütet zwischen den Häusern Berlins. Sie lässt die Luft über dem Blech der geparkten Autos flirren.
    Hannah legt ihren silberfarbenen Lieblingsstift neben das blau eingebundene Notizbuch auf die Tischplatte.
    Sie wartet auf Isabella, ihre allerbeste Freundin, und die hält sich leider nie so richtig an Verabredungen. Sie kommt nur ungefähr zur angekündigten Zeit. Und dieses ungefähr kann auch eine Stunde später sein. Auf das Zuspätkommen ist auf jeden Fall Verlass. Absolut.
    Hannah streicht sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn und schiebt sie sich hinters Ohr. Sie ist wütend, schielt immer wieder auf die Uhr. Doch die Zeit, in der sie auf Isabella wartet, vergeht so langsam.
    Schließlich steht sie auf und geht erst mal zur Toilette. Am Waschbecken dreht sie den Hahn voll auf, lässt sich das kühle Wasser über die Handgelenke laufen und schaufelt sich dann einen Schwall davon ins Gesicht. Das tut gut bei der Hitze! Hannah betrachtet ihr Gesicht im Spiegel. Es ist schmal, helle Haut mit ein paar Sommersprossen und eine kleine Nase. Alles umrahmt von langen blonden und etwas lockigen Haaren. Ihre grünen Augen mag sie: hellgrün mit einem fast bläulichen Ring drum herum.Um ihr Aussehen beneidet Isabella sie immer. Die hat kastanienbraune Haare. Ein ovales Gesicht mit graublauen großen Augen. Sie beide sind gleich groß, aber Hannah findet, dass Isabella manchmal schon irgendwie erwachsener wirkt als sie …
    »Darf ich mal ans Waschbecken?« Hinter Hannah ist plötzlich eine Dame aufgetaucht.
    »Oh, Entschuldigung.« Hannah tritt zur Seite und schiebt sich an der Frau vorbei zurück ins Café. Mit einem Seufzer lässt sie sich auf ihren Platz zurückfallen. Auf dem Zifferblatt der Standuhr neben der Treppe schieben sich der große und der kleine Zeiger auf 14:30 Uhr. Und um 14:00 Uhr wollte Isabella eigentlich schon da sein.
    Aus der Küche dringt das Klappern von Geschirr und leise, undeutliche Stimmen sind zu hören. All diese Geräusche vermischen sich zu einem Summen, träge und dumpf,
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