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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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paarmal durchgefahren, als ich Papa und Clara besucht hab«, fügt sie hinzu und schluckt.
    Ihr Herz klopft wieder so schnell. Es war sicher ein Fehler, dass sie nicht mit Hannah gesprochen hat. Soll sie sie doch noch ins Vertrauen ziehen? Bevor sie die Karte kauft? Das würde sie von Hannah schließlich genauso erwarten.
    Isabella nimmt die Visitenkarte in die Hand. Sie ist noch nicht so weit, muss noch etwas Zeit schinden.
    »Interessant«, murmelt sie. »Den können wir gut gebrauchen. Ein echter Charakter, unverwechselbar und mysteriös.«
    Und dabei weiß sie genau, dass sie eigentlich etwas anderes sagen will. Einen Moment zögert sie noch. Aber dann legt sie das Kärtchen beiseite und schiebt den Kuchenteller weg. Zitronenkuchen hin oder her – jetzt nicht! Erst muss sie mit Hannah sprechen, sie einweihen. Auch wenn sie schon längst alles entschieden hat. Sie fährt morgen nach Paris. Komme, was wolle. Jetzt muss sie nur noch versuchen, Hannah zu überzeugen. Aber sie ist sicher, dass ihre beste Freundin das versteht.
    Hannah scheint nun doch zu spüren, dass etwas in der Luft liegt. Sie lächelt Isabella verschwörerisch an, genauso, als müsse sie etwas Geheimes aus ihr herauslocken.
    »Was ist denn los?«, fragt sie. »Spuck’s schon aus!«

»Clara hat gemailt.« Isabella seufzt kurz und zieht dann ein zerknittertes Blatt Papier aus der Tasche. »Sie darf nicht kommen. Papa hat es mal wieder verdorben. Ich bin so wütend! Hier, ich hab’s ausgedruckt, damit ich es immer wieder lesen kann. Willst du?«
    Hannah greift nach dem Zettel und liest.
    »Hoffentlich bist du jetzt nicht sauer auf mich«, murmelt Isabella.
    »Hä? Wieso sauer? Du machst immer alles so kompliziert, Isa.« Hannah lässt den Ausdruck sinken, behält ihn aber in der Hand. »Ist das wirklich so schlimm? Ich meine, ich habe mich auch auf Clara gefreut, aber …«
    »Ich wusste es doch!« Überrascht zuckt Hannah zusammen, als Isabella sofort an die Decke geht. »Du bist immer sooo vernünftig. Alles nicht so schlimm? Pah! Ich habe einfach nur die Nase voll! Papa macht, was er will, und Mama ist auch nicht viel besser. Was ich will, fragt keiner. Ich muss immer einverstanden sein und vor allem vernünftig. Wie ich das hasse! Dabei geht es hier nur um Clara und mich. Wir haben uns gefreut. Wann sehen wir uns denn überhaupt mal? Einmal im Jahr, zu Claras Geburtstag, und das macht Papa uns jetzt auch noch kaputt.«
    »Aber …«, Hannah will etwas einwenden, doch sie ist nicht sicher, ob sie das Richtige sagen kann. So wütend hat sie ihre Freundin noch nie gesehen. Sie weiß ja, wie sehr Isabella ihre Schwester vermisst. Seit sich Astrid und Peter getrennt haben, scheinen Claras Briefe und die seltenen Besuche das Wichtigste in Isabellas Leben geworden zu sein. Manchmal ist Hannah fast eifersüchtig. Doch sie weiß auch, dass Isabella sie jetzt braucht. Und beste Freundinnen halten zusammen, immer.

Isabella hat Tränen in den Augen. Versteht Hannah sie wirklich nicht? Sie war doch selbst dabei, damals, als Clara mit Papa aus Berlin wegzog.
    »Du weißt doch noch, wie das war, als er einfach abgehauen ist«, sagt sie und versucht, ruhig zu sprechen. Aber ihre Stimme zittert leicht. »Wie er Mama allein gelassen hat, nur weil er dieses tolle Jobangebot hatte. Paris. Super. Und damit: Ciao, Mama! So war es doch!«
    »Ja, ich weiß.« Hannah schaut sie an, und Isabella spürt, dass auch sie traurig ist.
    Vor vierzehn Jahren hatte sich Astrid Morgenstern in Peter verliebt. Ausgerechnet, als er mit der kleinen Clara auf dem Arm in ihrem Beerdigungsinstitut auftauchte und einen Sarg für seine gerade verstorbene Frau aussuchte. Isabella weiß, dass sich diese Geschichte für manche Menschen schräg anhört. Aber nicht für Astrid und auch nicht für Peter. Und für sie selbst schon gar nicht. Denn ein Jahr später wurde sie geboren und das Glück war komplett. Das hört sich vielleicht kitschig an. Na und? Es war einfach schön. Isabella hatte eine tolle Schwester und glückliche Eltern.
    Zu schön, um wahr zu sein? – Ja. Dann ging nämlich vor ein paar Jahren alles den Bach runter, einfach kaputt, ohne dass Isabella überhaupt begriff, warum.
    Es war ein Sonntag, an dem Clara und Papa nach Paris zogen. Isabella und Hannah standen weinend an der Straße und winkten dem Taxi hinterher. Mama hatte es einfach nicht ausgehalten. Sie lag in ihrem Bett, hatte die Decke über den Kopf gezogen und ließ sich ein paar Tage lang nicht blicken. Oma und
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