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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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in das Reich zerren, in dem sie sich aufhält.«
    »Spinnst du?«
    »Nein, ich mache dir nichts vor, aber so ist es. Die Seele seiner Geliebten lockte sie. Du mußt wissen, daß er sich in eine Tote verliebt hat. Er sah sie im Traum und war ein anderer. Er hat immer nur gesessen und diese Traumgestalt in seinem Gedächtnis nachgezeichnet. Er war verliebt in eine Tote. Und er war so besessen von ihr, daß er sie sehen wollte. Für ihn lebte sie, und er wollte sie suchen und finden. Deshalb ist er gegangen.«
    Suko legte den Kopf schief. »Wie kann man sich in eine Tote verlieben?« fragte er.
    »Das ist nicht mein Problem und auch nicht das des Li Choung. Du bist der Fachmann, du bist einer von uns. Es ist deine Pflicht, auf unserer Seite zu stehen.«
    Suko mußte lachen. »Glaube nur nicht, daß ich mich so leicht vor euren Karren spannen lasse. Verliebt in eine Traumgestalt, ihr nachrennen und sie suchen, das ist so gut wie unmöglich, das kann man einfach nicht nachvollziehen. Für mich sind es die Phantasien eines spätpubertären Jünglings, der noch nicht trocken hinter den Ohren ist.«
    Der Mann vor Suko zuckte zusammen. Er schluckte die Beleidigung, schüttelte aber den Kopf. »Ich glaube, daß du dich irrst, und ich verzeihe es dir auch, weil du ihn nicht kennst.«
    »Wie großzügig — danke!«
    »Keinen Spott. Tommy Li war schon immer anders. Er hat sich mit feinen Künsten beschäftigt, aber er war auch dem Mystischen nicht abgeneigt. Er hat die alten Riten unseres Landes studiert, er beschäftigte sich mit den tiefsten Geheimnissen der menschlichen Seelen, er drang ein in Welten, die für uns verschlossen bleiben und…«
    Suko winkte ab. »Hör auf«, sagte er mit Nachdruck. »Das ist alles kein Grund.«
    »Aber er hat es geschafft«, sagte der Mann vor ihm. »Er muß es geschafft haben. Er muß seine Traumgestalt einfach gefunden haben. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Und wo?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Die Tote hat ihn also gelockt?«
    »Ja, und er ist den Lockungen erlegen. So einfach ist das. Er hat die Geister gerufen, und jetzt wird er sie nicht mehr los. Selbst sein Vater kann ihm nicht helfen.«
    »Das soll ich also tun?«
    »Deshalb bin ich hier.«
    Suko senkte den Kopf. Er hatte sich nur auf das Gespräch mit dem Unbekannten konzentriert und die anderen Geräusche vergessen, zurückgedrängt. Jetzt hörte er sie wieder, sie störten ihn plötzlich, und er spürte einen kalten Streifen auf seinem Rücken, als er an den zweiten Chinesen dachte, der sich hinter ihm aufhielt.
    Suko drehte den Kopf.
    Der Mann wandte ihm den Rücken zu und tat so, als ginge ihn das alles nichts an.
    Trotzdem ließ sich Suko nicht täuschen.
    »Wer ist Li Choung?«
    »Unser aller Wohltäter«, erklärte der Mann mit einer Stimme, in der nicht einmal Falschheit mitschwang und über die Suko nur den Kopf schütteln konnte.
    »Wohltäter?«
    »Ja.«
    »Ich sehe das anders. Wovon lebt er?«
    »Er macht Geschäfte. Er ist deshalb wohlhabend geworden und läßt andere daran teilhaben. Er ist sehr großzügig, der weise Li Choung.«
    »Ja, ich kenne diese Großzügigkeit. Ist noch nicht lange her, als Typen wie dieser Li Choung sich mit der Mafia anlegten, um in das ganz große Rauschgift-Geschäft einzusteigen. Das kenne ich alles. Ich weiß, was ich von ihm zu halten habe.«
    »Nein, er…«
    Suko legte dem anderen seine Hand auf den nackten Oberarm. »Du kannst reden, was du willst, du kannst mich aber nicht von seiner Güte und Weisheit überzeugen. Ich kenne mich leider aus. Und deshalb ist euer Problem nicht das meine.«
    Der Bote hatte verstanden. »Du lehnst ab?« erkundigte er sich trotzdem.
    »So ist es.«
    »Schade.« Die Stimme klang nicht einmal enttäuscht.
    »Ja, für euch.«
    »Nein, für dich.«
    »Was willst du denn tun?«
    »Dich anders überzeugen.« Er hatte etwas lauter gesprochen, und in Sukos Hirn klingelte die Alarmglocke.
    Blitzschnell drehte er sich um.
    Leider nicht schnell genug.
    Der zweite Chinese hielt das Blasrohr vor seinen Lippen. Und der dünne Pfeil befand sich bereits im Freien.
    Suko schaffte es nicht mehr, sich zur Seite zu werfen. Der hauchdünne Pfeil erwischte seine Schulter und blieb dort stecken.
    Im nächsten Moment war alles anders.
    Er hörte nur noch die erschreckten Schreie der Mädchen, dann sank die Welt um ihn herum zusammen, und die Dunkelheit schloß sich über ihm wie ein gewaltiger Sack…
    ***
    Der Bademeister besaß eine Bräune, von der ich nur träumen
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