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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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aus…
    Ich stand da und ließ das Kreuz sinken. Nichts mehr umtanzte mich als gespenstische, ätherische Gestalt. Es war mir tatsächlich gelungen, den fatalen, dämonischen Liebeszauber zu brechen.
    Ich hatte gesiegt.
    Ganz einfach, ein Kinderspiel. Doch als ich mich an die Toten erinnerte, war es dies nicht mehr.
    Tommy Li saß am Boden. Ich hatte meinen Begleiter Rico zurückgelassen. Er stand neben dem breit und knorrig wachsenden Busch und hatte alles mit ansehen müssen. Wahrscheinlich war auch für ihn eine Welt zusammengebrochen, ebenso wie für Tommy Li. Einen jedoch vermißte ich.
    Meinen Freund Suko.
    Ich ging auf Tommy Li zu, schaute mir seine Wunde an und war beruhigt. Das geweihte Silbergeschoß steckte nicht in seinem Arm. Es hatte ihn nur gestreift und eine breite blutige Schramme hinterlassen.
    Das würde bald verheilt sein. Tommy hatte auch schon sein Taschentuch um den Arm gewickelt.
    Er schaute mich an.
    Haß flammte in seinen Augen. Er stand noch immer auf der anderen Seite, was mir egal war, denn ich wollte wissen, was mit meinem Freund Suko passiert war.
    »Wo ist Suko?«
    Tommys Blick wurde verschlagen. Dann lachte er. »Ja, jetzt hast du Pech gehabt, verdammter…«
    »Wo, verdammt?«
    »Geh hin!« keuchte er und kicherte dabei. »Los, setz dich in Bewegung und geh zu dem Sarg!«
    »Wie bitte?«
    Er streckte seinen gesunden Arm aus und schrie: »Da, die Truhe. Da wirst du ihn finden. Der Teufel war hier. Er hat ihn hineingepackt und mit seinem Schwert zugeschlagen. Du wirst vielleicht zwei Hälften von ihm finden. Er hat ihn geteilt, deinen verfluchten Freund. In zwei Stücke geschlagen!«
    Als ich diese hastig und auch haßerfüllt hervorgestoßenen Worte hörte, hätte ich Tommy am liebsten gepackt und in die Höhe gezerrt. Im letzten Moment riß ich mich zusammen.
    Der Sarg also.
    Mir kam er eher vor wie eine Truhe, auf die ich mit langsamen Schritten zuging.
    Bei jedem Schritt, den ich hinter mich brachte, veränderte sich etwas in mir. Mich überfiel eine Angst, die in eine schreckliche Panik ausartete.
    Immer wieder schössen mir die Worte des Tommy Li durch den Kopf.
    Der Teufel sollte mit dem Schwert zugeschlagen haben. Das packte ich nicht, das war zu unglaublich.
    Dann stand ich vor der Truhe, die zugleich ein Sarg war. Und plötzlich fing ich an zu zittern. Ich hatte einen wahnsinnigen Horror davor, den Deckel zu öffnen und der brutalen Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Ich dachte an die zahlreichen Niederlagen, die ich schon in meiner Laufbahn erlebt hatte.
    An die Schocks, an die Siege der Hölle.
    Und jetzt wieder einer.
    Vielleicht der endgültige.
    »Traust du dich nicht, Bulle?« kreischte Tommy Li hinter mir. »Das ist deine Quittung, Bulle. Du hast uns alles genommen…«
    »Halt deinen Mund!« brüllte ich.
    Meine Stimme ließ ihn verstummen.
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Meine Hände zitterten wie die eines Greises.
    Als ich schließlich den Deckel anfaßte, da hoffte ich, daß er verschlossen sein würde.
    Diese Hoffnung allerdings trog.
    Ich konnte ihn anheben.
    Ein kurzer Ruck reichte, dann schaute ich in den Sarg.
    Im nächsten Augenblick brach für mich eine Welt zusammen…
    ENDE des ersten Teils
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