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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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hätte machen sollen. Er tat es trotzdem. Jetzt hast du erlebt, was er davon hat.«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Sie hat beide zu sich geholt.«
    »Ist das denn schlimm?«
    »Ja, es geschah unfreiwillig. Zumindest der eine war nicht würdig, Joanna zu begegnen. Es gibt leider Dinge im Leben, die man reifen lassen muß. Vor allen Dingen dann, wenn man sich mit ihnen identifiziert.«
    Ich war froh, daß er so redete und die Antworten auf meine Fragen prompt folgen ließ. Es mußte mir nur gelingen, ihn davon zu überzeugen, daß es gut für ihn war, wenn er mich zu dieser geheimnisvollen Joanna mitnahm. Sie war tot, aber sie lebte trotzdem, und einige junge Männer waren in sie verliebt.
    Wie das möglich war, konnte ich mir jetzt noch nicht vorstellen. Ich mußte es einfach in der Praxis erleben. Bisher hatte mein Gesprächspartner ins Leere geschaut. Jetzt hob er den Kopf an und richtete seinen Blick gegen mein Gesicht.
    »Hast du auch von ihr erfahren?«
    »Sicher.«
    Er lächelte, zeigte damit seine Freude, sah mich zum Glück nicht als einen Eindringling und Fremdkörper an. »Wenn das so ist, dann mußt auch du sie lieben.«
    »Das ist schon möglich.«
    »Wie hast du den Weg zu ihr gefunden?«
    Die Frage konnte ich nicht direkt beantworten. Ich mußte mir eine Ausrede einfallen lassen. »Nun ja, du weißt selbst, wie es möglich gewesen ist, mein Freund. Bei dir war es bestimmt nicht anders, nehme ich mal an.«
    »Auch durch den Traum.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen, daß mein kleiner Bluff geklappt hatte. »Ja, durch ihn. Ich hörte ihr Locken, wenn du verstehst. Sie wollte etwas von mir und…«
    »Du brauchst nicht mehr weiterzureden«, sprach er schnell und flüsternd. »Ich habe begriffen. Ich weiß darum, bei mir war es nicht anders. Ich bin dann auch hierher gekommen, um nur in ihrer Nähe zu sein. Wir haben die Häuser errichtet, wir wollten ihr was bieten. Es war auch für uns wichtig, ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Wir alle sind verliebt, und dies bereits seit Jahren. Kannst du dir das vorstellen? Seit Jahren!«
    »Bei mir ging es schneller.«
    Der junge Mann nickte. »Das kann ich sogar verstehen. Ihr Ruf ist eben in der letzten Zeit intensiver geworden. Sie ging einfach direkter an die Menschen heran.«
    Ich streckte ihm die Hand entgegen. Zu lange wollte ich auch nicht mehr warten. »Wäre es nicht besser, wenn wir uns auf den Weg machten? Ich spüre ihren Ruf immer stärker. Sie drängt mich förmlich, zu ihr zu kommen. Ich kann ihm nicht entfliehen.«
    »Wie du meinst«, flüsterte er und ließ sich von mir auf die Beine helfen.
    Ich war auch froh, der stickigen Luft dieses Raums zu entfliehen.
    »Wie heißt du eigentlich?« fragte er mich plötzlich und hielt dabei meine Hand fest.
    »John…«
    Er bewegte seine Augenbrauen, als würde er nachdenken. »Nun ja«, murmelte er, »einen John haben wir nicht in unserer Gemeinschaft. Das ist wirklich neu.«
    »Und dein Name?«
    »Ich heiße Rico.«
    »Sehr ungewöhnlich«, gab ich zu.
    »Ja, aber ich bin stolz auf ihn. Besonders dann, wenn Joanna in meinen Träumen diesen Namen ruft. Dann ist es einfach phantastisch. Immer höre ich ihn. Er ist für mich gewesen wie der Klang einer Glocke. Einfach wunderbar.«
    »Gut, dann laß uns gehen.« Ich drehte ihm den Rücken zu, weil ich Rico vertraute. Als erster lief ich die Steige hinab. Hinter mir hörte ich Ricos Schritte.
    Beruhigter war ich nicht, obwohl ich einiges mehr erfahren hatte. Ich wußte noch immer nicht, was mit Suko geschehen war. Angeblich waren er und Tommy verschwunden oder gegangen, um die tote Joanna zu besuchen, in die Tommy Li verliebt war.
    Irrsinn…
    Ich erwartete ihn an der Haustür. Er ging die letzten beiden Stufen hinab und rieb über seine Stirn. Als ich die Tür für uns öffnete, sahen wir beide, daß die Sonne sich noch tiefer in den Westen geneigt hatte und mit den Strahlen den Himmel rötete, wobei sie selbst in die Schatten hineinglitt.
    In der Luft lag der Geruch von warmem Staub. Zu hören war nichts.
    Dieses Camp lag unter einer tiefen und erwartungsvollen Stille begraben. Rico folgte mir nach draußen. Daß er unsicher wurde, gefiel mir überhaupt nicht, denn ich wollte auf keinen Fall, daß er jetzt noch einen Rückzieher machte.
    »He, was hast du?« sprach ich ihn an.
    »Nichts.« Er bewegte seinen Körper so, als würde er unter tiefen Temperaturen leiden.
    Ich winkte ihm zu. »Komm jetzt! Je früher wir bei unserer Geliebten sind, um so besser ist
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