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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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es so.«
    »Wer ist man?«
    »Das sage ich dir später.« Tommy Li setzte sich in Bewegung und ging an Suko vorbei.
    Der Inspektor verfolgte seinen Weg mit den Augen. Er mußte dabei den Kopf drehen, und als er auf die andere Seite schaute, da erst sah er, was Tommy Li so anzog.
    Es war eine Truhe! Suko schluckte.
    So ganz sicher konnte er sich nicht sein, denn diese Truhe hätte man auch zweckentfremden können.
    Zu einem Sarg möglicherweise…
    Auf seinem Rücken spürte er das leichte Ziehen. Eine Gänsehaut hatte sich gebildet, aber er sagte nichts, sondern wartete zunächst ab, was Tommy Li tat.
    Er ging hinter die Truhe, blieb stehen, schloß die Augen und atmete stöhnend aus. Dann bückte er sich, streckte die Arme aus und strich mit beiden Händen sanft über den grünlich schimmernden Truhen- und Sargdeckel hinweg, als wollte er ihn streicheln.
    Suko ließ ihn gewähren und stellte seine Frage erst, als sich Tommy aufrichtete. »Was hast du da getan?«
    Tommy schaute ihn mit leuchtenden Augen an. »Ich habe ihr bewiesen, daß ich hier bin.«
    »Wieso ihr?«
    »Joanna.«
    »Die Tote.«
    »Ja, und meine Geliebte.«
    Er hatte es mit einem derartigen Ernst in der Stimme gesagt, daß Suko nur mit dem Kopf schütteln konnte. Dieser Halbchinese Tommy Li war voll und ganz davon überzeugt, was er sagte. Da steckte schon Fanatismus dahinter.
    Aber er würde nicht schweigen, und dies wiederum sah Suko als einen Vorteil an.
    »Du bist stolz darauf, nicht wahr?« fragte der Inspektor.
    »Ja, das bin ich. Wir alle sind stolz. Und heute werde ich besonders stolz sein, denn ich weiß, daß sie mich nun auserkoren hat, um ihr zu folgen.«
    »In den Tod«, sagte Suko.
    »Nein, in ein anderes Leben, in eine neue Existenz, in der Grenzen überwunden werden. Joanna hat es auch geschafft, und sie gibt es nun an uns weiter.«
    »Wie schaffte sie es denn?«
    Tommy Li lächelte. »Es ist schon sehr lange her«, erklärte er, »als sie ihm begegnete. Ihrem Ritter, ihrem Herrn und Meister. Ihrem großen Mentor.«
    »Wie heißt er denn?«
    Tommy Li bekam einen noch stärkeren Glanz in seine Augen, und er holte vor seiner Antwort tief Luft. »Er ist der Herr der Finsternis, der Herrscher über den Tod. Darauf kannst du dich verlassen. Er ist derjenige, dem auch wir gehorchen werden, ich mag ihn sehr, ich freue mich, daß er mich durch sie leitet.«
    Suko saß noch immer. »Denk daran, Tommy, daß der Teufel noch nie etwas Gutes über die Menschen gebracht hat. Er war immer der Böse, er war das Dunkel, nicht das Licht. Du hast leider den linken, den falschen Pfad eingeschlagen, und ich verspreche dir schon jetzt, daß du dies bitter bereuen wirst.«
    »Niemals!« Er schüttelte wild den Kopf, war einfach nicht zu überzeugen und sprach wieder von seiner toten Geliebten, auf die er voll vertraute.
    »Tommy!« rief Suko dazwischen. »Weißt du denn nicht, wer sie ist? Daß sie ein Werkzeug des Teufels ist. Eine Tote ist und bleibt tot. Wenn sie aber lebt, dann…«
    »Nein, sie ist nicht tot. Sie hat uns besucht. Ihr Geist lebt. Er wird uns den richtigen Weg weisen.«
    Suko stöhnte auf. Er wußte, daß er hier gegen eine Wand sprach. Der junge Mann war einfach nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Tommy tat auch nichts, als Suko sich bewegte und langsam aufstand.
    Etwas breitbeinig blieb er stehen, den Blick dabei fest auf die Truhe gerichtet.
    »Finde ich sie dort?«
    »Ja, das ist Joannas Platz.«
    »Dann kann ich die Truhe also öffnen?«
    »Wenn du würdig bist.«
    Suko lächelte. »So fühle ich mich.«
    Über die Truhe hinweg schauten sie sich an. Suko erkannte an Tommys Gesichtsausdruck, daß dieser mit seiner Tat nicht einverstanden sein würde, aber das kümmerte den Inspektor nicht. Er ärgerte sich nur darüber, daß man ihm die Waffen genommen hatte. Ob es Tommy Li oder ein anderer gewesen war, wußte er nicht.
    Er brauchte nur wenige Schritte zu gehen, um das Ziel zu erreichen und blieb so dicht vor ihm stehen, daß seine Fußspitzen die Seite berührten.
    Selbst jetzt konnte Suko nicht erkennen, aus welch einem Material die Truhe bestand. Es konnte Stein, aber es konnte ebenso gut Holz sein.
    Er beugte sich tiefer und strich mit den Handflächen über den Deckel hinweg.
    Es war Holz, auch die Intarsien auf dem Deckel.
    Wenn er genauer hinschaute, konnte er Motive erkennen. Zumeist zeigten sie irgendwelche Fratzen.
    Allein diese Arbeiten bewiesen ihm, daß die Mächte der Finsternis hier regierten.
    »Woher stammt die
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