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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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»Würdest du denn alles für sie tun?«
    »Ja, das würde ich…«
    Die Gestalt winkte mit der rechten Hand. Dieses Zeichen galt nicht Suko, sondern dem Geist der Joanna.
    Sie schwebte näher.
    Suko verspürte einen Stich, als er sah, wie sie auf den Teufel zuglitt und sich an ihn drängte, als bestünde ihr Körper aus einem festen Material.
    Aber das war er nicht. Nach wie vor war er feinstofflich, er schob sich nur eben über den anderen hinweg, und es sah so aus, als wollte er sich in ihn hineindrängen.
    »Siehst du nun, wem ihre wahre Liebe gehört, Suko? Mir, nur mir allein. Das war schon vor mehr als zweihundert Jahren so, als ich zum ersten mal Kontakt mit ihr aufnahm. Die Kleine gefiel mir so gut, daß ich mich entschloß, sie nach meiner Ansicht leben zu lassen. Ich verabredete mich mit ihr, und sie kam zu dem, was du als Truhe siehst, was in Wirklichkeit aber ein Sarg ist, der von mir in der Hölle hergestellt wurde. Und deshalb ist er etwas Besonderes und so Außergewöhnliches, daß er nicht nur ihr gehören soll.«
    »Verstehe«, flüsterte Suko.
    »Tatsächlich?« spottete der Teufel.
    »Ja, ich begreife dies allmählich. Der Sarg ist auch für andere Menschen gedacht.«
    »Nicht für jeden, Suko.«
    »Für wen dann?«
    »Du weißt die Antwort.«
    Suko nickte, wobei er den Kopf drehte und auf den Sarg schaute. Ja, er war für ihn.
    »Ich habe mit dir etwas so Außerirdisches vor, das alles andere übertrumpfen wird. Denn du wirst der erste sein, der alle Kräfte des Sargs richtig auskosten kann.«
    Suko begriff nicht, aber er wehrte sich auch nicht dagegen. Das hier war etwas anderes. Er war als Mensch gekommen und hatte den Kreis des Teufels betreten. Es war sein Gebiet, es war seine Macht, und Suko besaß keine Waffen, um sich gegen ihn zu stemmen.
    Er hatte sich in Joanna verliebt. Da war es ihm nicht anders gegangen als den verliebten jungen Männern, aber Joanna spielte plötzlich keine Rolle mehr.
    Der Sarg war wichtiger.
    Mit einer eleganten Bewegung löste sich der Teufel von der Geistergestalt der jungen Frau. Er führte die Bewegung mit seinem Arm weiter aus und deutete auf die offene Truhe.
    »Dort ist dein Platz, Suko!«
    Der Inspektor zögerte aber für einen Moment. Er sah plötzlich Tommy Li an, der wie auf dem Sprung stand, den Blick auf Joanna gerichtet. Jetzt, wo der Teufel seine Pläne geändert hatte, konnte er wieder zuschlagen und an sie herangehen.
    Alles lief wunderbar…
    Joanna tat nichts. Auch sie hatte das Feld ihrem Herrn und Meister überlassen, der nicht mehr an der Stelle stehenblieb und sich von der anderen Seite dem truhenähnlichen Sarg näherte.
    Zugleich mit Suko erreichte er ihn.
    Der Inspektor schaute in das kalt lächelnde Gesicht des Höllenherrschers.
    »Worauf wartest du noch?«
    Suko nickte, obwohl er sich plötzlich dagegenstemmte, aber es war nur ein kurzes inneres Aufwallen, denn die Kraft des Höllenherrschers überwog.
    »Steig in den Sarg, Chinese!«
    Wer Suko kannte und dies gesehen hätte, der hätte nur den Kopf geschüttelt. Er gehorchte den Befehlen des Teufels, er war ihm willig unterworfen. So etwas konnte und durfte es nicht geben, das war einfach der brutale Wahnsinn.
    Aber es ging nicht anders.
    Er hob den rechten Arm an, als wollte er Joanna und Tommy Li noch einmal zuwinken, denn das geisterhafte Geschöpf hatte sich zu dem jungen Mann gesellt. Es führte ausschließlich die Befehle des Teufels aus. Die Männer verliebten sich in eine Tote, sie beeinflußte ihre Träume, und wenn der Kontakt hergestellt war, gingen die jungen Männer in den Tod, damit der Teufel ihre Seelen übernehmen konnte.
    Ein wahrhaft grausames und gemeines Spiel, das er sich hatte einfallen lassen.
    Suko hatte auch das rechte Bein angehoben. Es war leicht für ihn, seinen Fuß über den Sargrand zu drücken und das Bein in den Sarg hineinzutauchen. Auch der Boden bestand aus festem Holz, und Suko spürte unter seiner Sohle den Widerstand.
    »Das andere Bein auch«, sagte der Teufel mit leiser, zischender Stimme. »Ja, sofort.«
    Er tat, was man von ihm verlangte. Für ihn gab es keinen Ausweg mehr.
    Er konnte sich nicht gegen die Kraft stemmen, die sich in diesem einsamen Gebiet eine Insel des Bösen geschaffen hatte, vom Höllenfürsten persönlich regiert.
    Er stand im Sarg, schaute nach unten, hatte den Eindruck, als wären die normalen Umrisse nicht mehr vorhanden. Sie befanden sich in Bewegung, sie flössen ineinander, sie veränderten den Sarg, verlängerten
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