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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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über der Truhe.
    Nicht nur, eine ganze Gestalt zeigte sich den staunenden Blicken des Inspektors.
    Joanna wollte, daß er sie sah.
    Und sie war schön.
    Für Suko jedenfalls, der in ihren Bann geschlagen worden war. Eine schmale Frauengestalt, die so aussah, als würde sie ein hauchdünnes Kleid aus Gaze tragen, aber das war wohl nicht der Fall. Vor ihm schwebte einfach ein Geist, ein Gespenst, das zweite Ich oder der Astralleib einer Person, die schon lange gestorben war.
    Sie wehte wie eine Fahne durch die Luft, und sie gab dabei keinen Laut von sich.
    Suko nahm sie trotzdem wahr.
    Es war ein wunderschönes Gefühl, das über ihn hinweg und in ihn hinein glitt. Es gab nichts anderes mehr als Joanna, und er hätte alles für sie getan.
    Er wäre ihr sogar in den Tod gefolgt.
    Sie aber glitt zur Seite. Um sie sehen zu können - und das wollte Suko -, mußte er ebenfalls seinen Platz wechseln. Er drehte sich nach rechts, weil sie ihm dann entgegenschweben mußte.
    Er streckte die Arme entgegen.
    Noch kam sie nicht.
    An den Umrissen ihres Körpers zitternd, stand sie vor ihm, als wollte sie ihn auffordern, endlich zu kommen und sie in die Arme zu schließen.
    Tommy Li hatte alles beobachtet. Für ihn brach eine kleine Welt zusammen. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und flüsterte: »Sie liebt dich mehr als mich, und dabei bist du ein Fremder. Ich warte schon lange auf sie. Ich habe Kontakt mit ihr gehabt, ich habe sie…«
    »Ja, Tommy, ich gehe zuerst…«
    »Das freut mich aber, mein lieber Suko!« Es war eine knarrende Stimme, die Suko in seinem Rücken vernahm, und die es tatsächlich schaffte, den Zauber zu brechen.
    Suko fühlte sich, als hätte er eine Eisdusche bekommen. Er tat nichts, er wartete nur ab und merkte, wie ihm etwas anderes entgegenwehte. Ein Geruch, den jemand bewußt ausströmte, damit andere auch wußten, wer da gekommen war.
    Schwefeldampf roch so.
    Suko gehörte zu den Menschen, die diesen Geruch kannten. Auch ohne sich umzudrehen, wußte er genau, daß sich jemand hinter ihm aufhielt, der ihn haßte wie die Pest.
    Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Er drehte sich um. Und da stand er.
    Auch wenn er nicht so aussah, wußte der Inspektor genau, daß ihn der Teufel besucht hatte…
    ***
    »War meine Falle nicht perfekt?« fragte Asmodis, öffnete seinen Mund und lachte laut. »War sie gut? Habe ich es nicht wunderbar geschafft, Suko? Jetzt bin ich der Sieger!«
    Der Inspektor gab ihm keine Antwort, weil er ihn einfach anschauen mußte.
    Asmodis machte trotz seiner Verkleidung einen dämonischen Eindruck.
    Seine Züge wiesen trotzdem nichts von dem auf, was sonst als teuflisch anzusehen war. Auf dem Kopf trug er einen pechschwarzen Dreispitz, an dessen hinterem Ende graues Haar wie eine gewaltige Flut hervorfloß und erstarrt war.
    Ein dunkelrotes Hemd mit Pumpärmeln, dazu einen grünen, mantelähnlichen Überwurf, eine braune Kniebundhose und blaue Kniestrümpfe. So wie er aussah, schien er der Französischen Revolution entsprungen zu sein. Auch sein Gesicht zeigte einen bösen, düsteren Eindruck, der durch die Schwärze seiner Augen noch untermalt wurde.
    Verkniffen wirkten die Augen. Die Nase ragte spitz über den schmallippigen Mund. Das Kinn fiel flach ab, und Suko sah auch, daß er eine Waffe trug.
    Es war ein Schwert mit langer Klinge, das in einer passenden Schneide an seiner linken Hüftseite hing.
    Der Griff schaute hervor. Suko wußte auch nicht, weshalb er plötzlich Angst vor dieser Waffe bekam. Sie war irgendwie anders als sonstige Schwerter, und von denen hatte er schon zahlreiche gesehen und auch mit ihnen gekämpft.
    Der Teufel konnte sich noch so verkleiden oder eine andere Gestalt annehmen, Suko wußte immer, wen er vor sich hatte. Er hatte einen
    ›Riecher‹ für den Teufel.
    Der hielt sich zurück. Er stand einfach nur da und schaute zu. Auf den strichdünnen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab. Ein Bein schob er vor und erinnerte in seiner Haltung an einen finsteren Kavalier aus vergangener Zeit.
    Suko sprach kein Wort. Asmodis war zu ihm gekommen, er sollte etwas tun.
    »Sie gefällt dir - nicht?« Suko wußte, wen er damit gemeint hatte. Er nickte.
    »Hast du dich in sie verliebt?«
    »Ja.«
    »Hahaha…« Der Teufel lachte die Tonleiter rauf und runter. Er amüsierte sich köstlich, aber in seinen dunklen Augen lag ein brennender Glanz.
    Suko wurde verunsichert. Er war nicht mehr er, er konnte nur noch zustimmen und hörte die nächste Frage des Teufels:
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