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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk
Autoren: Dorothy L Sayers
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Feuerwerk
    »Na, alter Junge«, sagte Mr. Lamplough, »was kann ich für dich tun?«
    »Der Brummer wird wohl in Aktion treten müssen«, meinte Lord Peter Wimsey, während er sich auf dem mit grünem Leder bezogenen Marterstuhl niederließ und mit einer Grimasse des Abscheus auf den Bohrer deutete. »Links oben ist mir ein Bakkenzahn abgebrochen, und ausgerechnet, als ich eine Omelette aß. Es ist mir schleierhaft, warum das bei solchen Gelegenheiten passiert. Wenn ich nun Nüsse geknackt oder auf einem Pfefferminzbonbon herumgekaut hätte …«
    Mr. Lamplough machte eine besänftigende Bemerkung und zog mit magischem Griff einen Spiegel mit elektrischer Birne aus dem Zauberkasten zu Lord Peters Linken.
    »Schmerzen?«
    »Keine Schmerzen«, erwiderte Wimsey gereizt, »abgesehen von einer scharfen Kante, die mir fast die Zunge absägt. Ich frage mich nur: Was soll das? Ich habe dem Zahn doch nichts getan.«
    »Nein?« sagte Mr. Lamplough in halb professionellem, halb freundschaftlichem Ton; denn er hatte auch die WinchesterSchule besucht und gehörte zu einem von Wimseys Klubs. »Wenn du mal eine Sekunde den Schnabel halten wolltest, könnte ich mir den Schaden ansehen. Aha!«
    »Sag nicht ›Aha!‹ in diesem Ton, als ob du Parodontose und Kieferschwund entdeckt hättest und dich vor Freude nicht lassen könntest, alter Blutsauger. Bohr ihn aus, stopf die Füllung hinein, und fertig. Was hast du übrigens ausgefressen? Ich bin einem Polizeiinspektor auf deiner Schwelle begegnet. Du brauchst gar nicht so zu tun, als sei er seines Gebisses wegen gekommen; ich habe nämlich gesehen, daß sein Wachtmeister draußen auf ihn wartete.«
    »Ja, das ist eine ziemlich merkwürdige Angelegenheit«, sagte Mr. Lamplough, während er seinen Freund geschickt mit einer Hand knebelte und ihm mit der anderen Watte in den hohlen Zahn stopfte. »Eigentlich sollte ich nicht darüber reden; aber du würdest es ja doch aus deinen Freunden von Scotland Yard herauslotsen. Der Inspektor wollte die Bücher meines Vorgängers einsehen. Vielleicht hast du die Notiz in der Zeitung gelesen über einen Zahnarzt, der in einer brennenden Garage in Wimbledon tot aufgefunden wurde.«
    »Ae-ä«, verneinte Lord Peter Wimsey mit aufgerissenem Mund.
    »Gestern abend«, fuhr Mr. Lamplough fort, »brannte es auf einmal, gegen neun Uhr. Sie haben drei Stunden gebraucht, um das Feuer zu löschen. Es war eine dieser verdammten Ho l zgaragen, und sie hatten alle Hände voll zu tun, das Wohnhaus vor den Flammen zu schützen. Glücklicherweise liegt es ganz am Ende der Straße. Niemand war zu Hause; sie sind alle verreist. Offenbar war dieser Mr. Prendergast im Begriff, ebenfalls auszufliegen, und hat es dabei fertiggebracht, sich, seinen Wagen und seine Garage in Brand zu setzen. Als man ihn fand, war die Leiche so verkohlt, daß man ihn nicht mit Sicherheit identifizieren konnte. Daher will sich die Polizei seine Zähne ansehen.«
    »Wirklich?« sagte Wimsey, während er zusah, wie Mr. Lamplough einen neuen Bohrer einsetzte. »Hat man denn nicht versucht, das Feuer zu löschen?«
    »O ja, aber es war ein Holzschuppen, dazu voller Benzin, und brannte sofort lichterloh. Den Kopf bitte ein wenig nach hier. So ist’s gut.« G-r-r-r s-s-s-s-g-r-r. »Man nimmt an, daß es sich um Selbstmord handeln könnte. Der Mann ist verheiratet und hat drei Kinder.« S-s-s g-r-r-r s-s-s. »Seine Familie ist in Worthing, zu Besuch bei seiner Schwiegermutter. Sag mir, wenn’s weh tut.« G-r-r. »Ich glaube, die Praxis ging nicht gut, dazu Eheschwierigkeiten und was weiß ich. Immerhin kann ihm auch einfach beim Auffüllen seines Tanks ein Unglück zugestoßen sein. Soviel ich verstand, wollte er gestern abend zu seiner Familie fahren.«
    »A-ha-u-ai-u-u?« gurgelte Wimsey.
    »Was ich damit zu tun habe?« interpretierte Mr. Lamplough korrekt. Lange Erfahrung hatte ihn zum Experten in der Deutung solcher Urlaute gemacht. »Nun, der Mann, dessen Praxis ich übernommen habe, hatte den Kollegen Prendergast zahnärztlich behandelt.« S-s-s-s. »Er ist inzwischen gestorben, hat mir aber damals seine Bücher zur Orientierung hinterlassen, falls einige seiner alten Patienten geneigt sein sollten, sich mir anzuvertrauen.« G-r-r s-s-s. »Hast du das gespürt? Tut mir leid. Tatsächlich suchen mich manche von ihnen auf. Die Menschen trotteln wohl instinktiv zur selben alten Stelle, wenn sie von Schmerzen gepeinigt werden. Genau wie die sterbenden Elefanten. Willst du bitte spülen?«
    »So
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