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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote
Autoren: Jason Dark
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Suko eine Übermacht gegenüber gestanden.
    Aber waren die Häuser auch alle belegt?
    Ich mußte es einfach wissen, drehte mich um und schritt auf das rechts vor mir liegende Gebäude zu.
    Uniformiert und gleich sahen sie aus. Ich konnte mich einfach nicht vertun. Jedes Haus war aus dem selben Material errichtet und mit Fenstern ausgestattet worden, deren Scheiben einen rötlichen Glanz bekommen hatten.
    Ich stieß eine Tür auf.
    Meine Beretta hatte ich noch nicht gezogen. Ich wollte nicht provozieren und schaute in einen schmalen, menschenleeren Flur. Von ihm zweigten drei Türen ab.
    Die Räume dahinter waren ebenfalls leer. Mir sahen sie irgendwie unbewohnt aus, als hätte der Hausherr peinlich genau auf Ordnung geschaut.
    Da lag kein Kissen einfach herum. Die drei waren sorgfältig auf der Couch verteilt, als würde im nächsten Augenblick ein Fotograf kommen, um alles abzulichten.
    Keine Spur von Bewohnbarkeit.
    Ich ging wieder zurück in den schmalen Flur und blieb vor der Treppe stehen.
    Es war eine simple Stiege ohne Geländer. Sie führte in die erste Etage und endete unter dem ziemlich flachen Dach, wo ich mich sicherlich nur geduckt würde bewegen können. Ich stieg die Stufen hoch. Auf halber Strecke blieb ich stehen, weil mich ein Geräusch gestört hatte. Es war über mir aufgeklungen und hatte sich angehört, als wäre der Holzboden von einem Druck belastet worden.
    Hielt sich dort jemand auf?
    Sekunden später wußte ich es genau. Da hatte ich auch die letzten Stufen hinter mich gebracht, stand jetzt geduckt auf dem Dachboden und sah den jungen Mann.
    Er hockte starr im Schneidersitz auf dem Boden; seine Augen waren verdreht, um die Lippen huschte ein Lächeln, als würde nur er eine Szene erkennen können, die sich irgendwo vor ihm abspielte.
    Nahm er mich überhaupt wahr?
    Er gab dies mit keinem Blick zu erkennen und schaute auch nicht auf, als ich mich ihm näherte und sich unter meinen Füßen ebenfalls die Holzdielen bewegten.
    Vor ihm blieb ich stehen.
    Der junge Mann trug die gleiche Kleidung wie die beiden Typen, die mich aufgehalten hatten. Er befand sich in einem tranceartigen Zustand, schaute zwar mit geöffneten Augen nach vorn, nahm aber keinen Menschen wahr.
    Ich drückte mich in die Knie.
    Jetzt konnte er mich anschauen. Sein Gesicht war glatt, es zeigte zahlreiche Sommersprossen. Der Schweiß lag auf Stirn und Wangen wie eine dünne Fettschicht, und er bewegte seine Lippen, ohne daß ich auch nur ein geflüstertes Wort verstanden hätte.
    Betete er?
    Wenn ja, dann war es sicherlich kein Gebet, wie ich es kannte. Dann galten seine Gedanken bestimmt nicht dem Herrgott, sondern dem Gegenteil davon.
    Ich berührte ihn an den Schultern. Er schaute hoch. Ich nickte ihm zu.
    »Wir werden gleich gehen, nicht?« fragte er.
    Wieder stimmte ich ihm durch mein Nicken zu. Dann sagte ich. »Ja, darauf warte ich.«
    »Das ist gut.«
    »Und wo sind die anderen?«
    »Sie warten noch«, flüsterte er. »Erst wenn die Dämmerung hereinbricht, treffen wir unsere Geliebte. Sie ist wundervoll, denn sie hat sich einen von uns ausgesucht.«
    »Wen denn?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber man spricht davon, daß es diesmal Tommy Li erwischt hat. Sie will ihn in ihre Arme nehmen, sie will ihm das geben, wonach wir uns alle sehnen, denn sie ist damals als erste den großen Weg gegangen.«
    Ich begriff zwar noch nicht, was er meinte, tastete mich aber behutsam näher. »Bis zum Ziel?« fragte ich.
    »Ja, bis zum Ziel.«
    »Wer ist sie denn?«
    »Joanna«, flüsterte er, »die schöne Joanna. Wir lieben sie alle. Sie zeigt uns den richtigen Weg.«
    »Ihr seid verliebt in eine Tote?«
    »So ist es«, hauchte er. »Aber für uns ist sie nicht tot. Für uns lebt sie. Joanna ist nur eben einen anderen Weg gegangen, das ist alles. Und es ist so wunderbar. Wir lernen völlig neue Dimensionen kennen. Das Leben kann so herrlich sein, es ist auch herrlich, wir jubeln, wir freuen uns auf die andere Seite.«
    »Weißt du denn, wohin du gehen mußt?«
    »Sicher.«
    »Nimmst du mich mit?«
    Er gab mir keine Antwort, schaute zur Seite, als gäbe es dort etwas Interessanteres zu sehen.
    Ich hatte den Lastwagen und das zertrümmerte Haus noch nicht vergessen und erkundigte mich bei dem jungen Mann, wie es dazu gekommen war.
    »Ich habe es nur gehört.«
    »Wirklich nicht gesehen?«
    »Nein, es war ein Fremder im Camp. Ein Fremder, wie du bist. Und er hat sich um Tommy Li gekümmert. Meine Freunde sagen, daß er dies nicht
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