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Auch Santiago hatte einen Hund

Auch Santiago hatte einen Hund

Titel: Auch Santiago hatte einen Hund
Autoren: Peter Lindenthal
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Mit Hund auf dem Jakobsweg
     
    Viele Hundebesitzer, welche die Absicht haben, sich auf Pilgerfahrt zu begeben, möchten dies gerne in Begleitung ihres vierbeinigen Freundes tun und wenden sich deshalb mit der Bitte um Tipps und nützliche Ratschläge an mich. Andererseits höre ich von hundelosen Pilgern immer wieder von unliebsamen Zwischenfällen mit Hunden anderer Pilger, mit Hof- oder streunenden Hunden. So sehr ich den Wunsch der ersten Gruppe verstehe und mit aller Kraft unterstütze, denn Pilgern mit seinem Hund ist einfach etwas Wunderbares, so sehr halte ich es aber auch für wichtig, Widerstände und etwaige Ängste der zweiten Gruppe ernst zu nehmen und alles zu tun, um Begegnungen der unangenehmen Art zu vermeiden. Aus diesem Grund hier einige Empfehlungen, Ergebnis der Erfahrungen, die ich auf etwa 9000 Kilometern Pilgern mit meinem Hund Ajiz in Österreich, Slowenien, Italien, der Schweiz, Frankreich und Spanien gesammelt habe.
     
    ANLEINEN: Niemand wird sich mit einem notorischen Ausreißer auf Pilgerschaft begeben, daher ist der Normalzustand bei einem gut erzogenen Hund auf dem Weg ein leinenloser. Nur so wird das gemeinsame Pilgern zum beglückenden Erlebnis für beide. Wochenlang an der Leine, das möchte ich keinem Hund antun. Aber in geschlossenen Ortschaften, auf Straßen (schon allein aus Sicherheitsgründen), in Gebäuden und auf die Bitte von ängstlichen Pilgern sowie bei drohenden Konflikten, z. B. mit angeleinten Hunden, nehme ich meinen Hund an die Leine.
     
    BELLEN: Bellende Hunde beißen nicht, heißt es. Stimmt, aber nur solange sie bellen. Was machen sie, wenn sie aufhören zu bellen? Erst ein tiefes Knurren oder ein entblößtes Gebiss zeigen Gefahr an, egal ob aus Angst oder Aggression heraus. Wenn also ein Hund bellend auf mich zuläuft, will er mir zuerst einmal nur etwas mitteilen: einen Gruß, eine Frage („Wer bist du?“), eine Warnung („Du betrittst jetzt mein Territorium, bleib lieber stehen!“) - Aggression ist das keine. Deshalb: stehen bleiben, NICHT weglaufen, dem Hund den Handrücken entgegenhalten, mit ruhiger Stimme mit ihm reden, wenn’s geht, in die Knie gehen, und ihn ohne Angst anschauen. In den meisten Fällen wird seine Neugier siegen, er wird vorsichtig näher kommen, meine Hand beschnüffeln, und sobald er mit dem Schwanz zu wedeln beginnt, ist die Partie gewonnen. Freilaufende Hunde sind selten aggressiv gegen Menschen, und wenn doch einmal die Aggression nicht weichen will, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und auch auszustrahlen, auf jeden Fall kein Signal auszusenden, das vom Hund als Aggression gedeutet werden könnte (weglaufen, schreien, mit dem Stock drohen, mit dem Fuß treten).
     
    ETAPPENLÄNGE: Unbedingt Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit des Hundes nehmen, die natürlich je nach Rasse, Größe, Konstitution und Alter verschieden ist, und besonderes Augenmerk auf die Pfoten legen! Am besten ist es, sich vor der Abreise von seinem Tierarzt beraten zu lassen, der kennt meinen Hund und weiß, worauf zu achten ist. Auf jeden Fall gilt auch hier die universale Regel, dass eine Kette so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Und nicht vergessen: Wie auch im Alltag ist der Hund auf der Pilgerreise mein Partner, mit all seinen Rechten und Bedürfnissen (und auch Pflichten, siehe „Gepäck“), nicht mein Knecht.
     
    FUTTER: Im Rucksack habe ich nur eine Notration Trockenfutter für einen Tag mit. Ist ein Campingkocher Teil meiner Ausrüstung - was von der Jahreszeit und der geplanten Strecke abhängt -, gehört ein halbes Kilo Reis auch dazu. Gemessen an seinem Trockengewicht ergibt das viele Mahlzeiten (ein Esslöffel Reis mit etwas Hartwurst, Speck oder Schinken und Knoblauch in der Packerlsuppe mitgekocht ergibt meine unverzichtbare „Pilgersuppe“), ist nahrhaft - und auch für den Hund geeignet. Meistens kann ich aber in dem Ort, in dem ich übernachte, Nahrung für mich und meinen Hund kaufen, die im Laufe des Abendessens und des Frühstücks gleich verzehrt wird, also gar nicht erst das Gewicht meines Rucksacks erhöht. Außerdem bekam Ajiz gar nicht selten von den Fleischhauern in den Orten am Weg große Mengen köstlicher Schlachtreste serviert - gratis! Oder wurde von meinen Gastgebern, besonders in hundefreundlichen Ländern (siehe „Länder“) - sowohl privat als auch in Gasthäusern - fürstlich bewirtet. Schlecht geht es einem Hund auf dem Jakobsweg also nicht, nur verwöhnter Fratz darf er keiner sein, sondern flexibel und
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