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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Kay Andrews
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nur. Der Kerl revanchierte sich mit einem Tritt in Tys Eingeweide. Er richtete seine Pistole auf Ty, der im Schlamm rückwärts kroch, um aus dem Schussfeld zu gelangen.
    Madison gelang es irgendwie, auf die Füße zu kommen. »Nein!«, schrie sie. »Nein!« Sie stürzte nach vorn und versetzte ihrem Mann einen ordentlichen Tritt in die Rippen, der jedoch nach ihrem Fuß packte. Sie verlor das Gleichgewicht. Vor Schmerz und Angst schrie sie auf, sie schrie, bis sie glaubte, ihre Lunge würde platzen. Besinnungslos vor Wut trat sie nach Shackleford.
    Ty nutzte den Moment, griff nach der kleinen Holzplanke, die er zuvor schon entdeckt hatte, und näherte sich dem Mann. Der sah ihn kommen, stützte sich auf die Ellenbogen, legte auf Ty an und drückte ab.
    Bumm!
    Diesmal musste Ty sich nicht fragen, auf wen geschossen worden war. Er spürte einen reißenden Schmerz im Oberschenkel.

    Ellis und Julia fuhren zusammen, als sie die Schreie hinter dem Haus hörten. »Er bringt sie um«, flüsterte Julia, als sie um die Ecke spähte. »Wir müssen irgendwas tun.«
    »Warte!«, sagte Ellis und hielt Julia am Saum ihres T-Shirts fest. Dann ertönte ein Schuss. Die beiden Frauen vergaßen alle Vorsicht.
    »Mein Gott!«, keuchte Ellis. »Der hat eine Pistole. Und Ty ist da hinten. Er bringt noch alle beide um!«
    Ehe Julia sie aufhalten oder für ein vernünftiges Vorgehen plädieren konnte, hastete Ellis zur Rückseite des Hauses. Julia folgte ihr auf den Fersen. Ellis’ Beine fühlten sich an, als wären sie aus Beton. Ihre Lunge, ihre Waden und Oberschenkel brannten, als hätten sie Feuer gefangen. Aber Ty war dort hinten, und dieses Schwein Shackleford hatte eine Waffe. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Ellis keinen Plan. Sie hatte nichts als Adrenalin im Blut.
    Als sie um die Ecke bog, sah Ellis im schwachgelben Licht der einzigen Verandalampe Madison mit blutverschmiertem Gesicht auf dem Boden liegen und um sich schlagen. Kreischend trat sie nach dem Kerl, der ihr Ehemann sein musste.
    Über Don Shackleford stand breitbeinig Ty Bazemore mit einem irren Blick in den Augen und hob drohend eine Holzlatte.
    Im Mondlicht konnten die Frauen die Waffe in Shacklefords Hand sehen, die auf Tys Brust gerichtet war. Langsam stand Don auf. Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Zeit stillzustehen. Dann hörte Ellis ihre eigene Stimme in einer Lautstärke, zu der fähig zu sein sie gar nicht geahnt hatte. Sie stürzte aus der Dunkelheit, gefolgt von Julia, und die beiden schrien wie von Sinnen.
    Instinktiv trennten sie sich; Julia lief von der einen Seite auf den Eindringling zu, Ellis von der anderen.
    Fünf Meter vor ihm blieb Julia stehen, drückte die Ellenbogen durch und umklammerte den Revolver mit beiden Händen, wie sie es bei Clint Eastwood in den Dirty-Harry-Filmen gesehen hatte. »Aufhören oder ich schieße!« Anders als bei Clint Eastword brach ihre Stimme, und die Worte kamen eher gequetscht als gebrüllt heraus.
    Shacklefords Gesichtsausdruck verriet eher Belustigung als Entsetzen. Er schob Madison beiseite und stand lässig da.
    »Ich schieß dir den Arsch weg!«, rief Julia, nahm mit gespreizten Beinen Aufstellung und legte wieder auf den Fremden an.
    »Na klar!«, sagte Shackleford lachend. Er hob ebenfalls die Waffe und richtete sie auf Julia, doch in genau dem Moment erscholl das ohrenbetäubende Heulen einer Sirene. Erschrocken sah Shackleford zur Seite.
    Die Sirene wurde lauter.
    Das war die Ablenkung, auf die Ty gewartet hatte. Er ließ die Holzlatte in dem Moment auf Don Shacklefords Schädel niedergehen, als Ellis sich von hinten an Shackleford heranschlich, einen Bogen schlug, mit dem Schürhaken ausholte und ihn in Shackletons Unterleib rammte. Dabei stieß sie ein schauerliches Geheul aus, das Julia später als »halb Karate-Kid, halb Werwolf« beschrieb.
    Daraufhin klappte der Kerl,, wie Julia die Ereignisse später wiedergab, »wie eine Gartenliege von K-Mart zusammen«.

53
    Ty ließ die Holzlatte fallen und humpelte zu Ellis hinüber, nahm sie ihn die Arme und verstellte ihr den Blick auf Don Shackleford, der mit einer klaffenden Platzwunde am Kopf zusammengekrümmt dalag.
    Julia sah auf den reglosen Fremden hinab. Wortlos ließ sie den Revolver fallen und ging hinüber zu Madison, um sie zu trösten. Madison weinte leise, klammerte sich an den Handlauf der Eisentreppe.
    »Jetzt ist alles gut«, sagte Julia und nahm Madison in den Arm. »Du bist in Sicherheit. Er kann dir nichts mehr tun. Nie mehr.
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