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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Kay Andrews
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quietschgelben Regenjacke und fuchtelte mit ihrem Messer herum. »Habt ihr schon mal versucht, einen Stahlgürtelreifen mit so was wie einem Buttermesser aufzuschlitzen?« Sie sah Ty mit vorwurfsvollem Kopfschütteln an. »Junge, du musst mal brauchbare Ausrüstung für deine Küche besorgen. Ich hab noch am ersten Reifen rumgesägt, als die Alarmanlage vom Escalade ansprang. Ich war mir sicher, er würde euch alle umbringen.«
    »Ich glaube, die Alarmanlage hat mir sogar das Leben gerettet«, sagte Ty. »Shackleford hatte mich schon im Visier. Er hätte hundertprozentig abgedrückt. Sieht also aus, als wärst du unser wahrer Retter.«
    »Hat sie super gemacht«, sagte Ellis und betrachtete die verstörten, dreckigen Gesichter um sich herum. »Aber ich finde, wir haben das alle ziemlich gut gemacht. Wir sind ein super Team!«
    »Wahnsinn«, sagte Julia. »Aber ich könnte genauso gut darauf verzichten, so was noch mal zu erleben.«
    Ty nickte zustimmend, doch seine Augenlider wurden schwer, und man sah, dass er Schmerzen hatte. »Komm«, sagte Ellis schließlich und legte Tys Arm um ihre Schulter. »Ich bringe dich nach Hause.«
    Er blickte auf die Stelle, wo seine Garage und seine Wohnung gestanden hatten, und gähnte. »Hab kein Zuhause mehr«, sagte er schläfrig.
    »Sicher hast du das«, gab Ellis zurück und schob ihn vorsichtig auf das verwitterte graue Haus zu. »Ebbtide ist immer noch da. Das läuft nicht weg. Und ich auch nicht.«

54
    Julia platzte durch die Küchentür herein. »Ellis!«, rief sie. »Ich bin gerade vom Joggen zurückgekommen und hab gesehen, dass Madisons Auto weg ist! Ich hab im Krankenhaus angerufen, und da sagte man mir, sie wäre ganz früh heute Morgen auf eigene Verantwortung gegangen, und zwar gegen ärztlichen Rat.«
    Ellis wickelte den letzten rosa-grün geblümten Teller in eine Zeitungsseite ein und verstaute ihn vorsichtig in einer Kiste, in dem sich auch das restliche Geschirr aus dem jetzt leeren Schrank befand. »Madison ist weg«, sagte sie ruhig.
    Julia öffnete den Kühlschrank und stellte sich davor, um ihren verschwitzten Körper zu kühlen. »Das klingt nicht gerade erstaunt.«
    Ellis wies auf den Küchentisch, wo die hochhackigen Sandalen von Christian Louboutin auf einem Blatt Papier standen. »Zuerst hab ich mich schon gewundert. Aber ich denke, dass es nicht gerade unverständlich ist, wenn sie einfach verschwindet. Nicht, wenn man mal drüber nachdenkt.«
    »Kann ich das lesen?«, fragte Julia und reckte den Hals, um einen Blick auf den Zettel zu werfen.
    »Ja, klar«, sagte Ellis. »Der ist an uns alle gerichtet.«
    In dem Moment kam Dorie in die Küche, sie war barfuß und trug ein dunkelblaues T-Shirt der Polizeiakademie Dare County über ihrer kurzen Schlafanzughose. Gähnend fuhr sie sich mit den Fingern durch ihre zerzausten rotblonden Locken. »Was ist an uns alle gerichtet?«
    »Das hier«, sagte Julia und hielt ihr den Zettel hin. »Der ist von Madison.«
    »Madison?« Verwirrt verzog Dorie das Gesicht. »Ist die nicht im Krankenhaus?«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Ellis. »Lies mal vor, Julia!«
    Und Julia las:
Liebe Ellis, Dorie und Julia! Ich bin nicht gut im Abschiednehmen, deshalb mache ich es auf diese Weise. Die Ärzte in der Notaufnahme sagen, ich habe keine Gehirnerschütterung. Sie konnten die Kopfwunde nähen und meine Schulter wieder einrenken, so dass ich bis auf ein paar Schrammen und blaue Flecke so gut wie gesund bin. Und das heißt, es ist Zeit, auf die Reise zu gehen. Ich möchte euch dreien danken, weil ihr mir etwas geschenkt habt, das ich noch nie hatte: Freundschaft. Richtige, echte Freundschaft. Ich weiß, dass ich nicht schnell mit anderen warm werde – ha! Riesenuntertreibung, Julia, was? Ihr drei und Ty habt mir in diesem Sommer das Leben gerettet, von gestern Abend ganz zu schweigen. Jetzt ist es für mich an der Zeit, von vorn zu beginnen. Ich weiß nicht, wo ich irgendwann lande oder was ich tun werde, aber ich weiß, dass ich mich diesmal anstrengen werde, es nicht zu vermasseln. Passt auf euch auf! Eure Freundin Madison. P. S.: Die Krankenschwestern in der Klinik haben erzählt, Don hätte einen Schädelbruch und an den Hoden eine sogenannte ›stumpfe Gewalteinwirkung‹. Bravo, Ellis! P. P. S.: Dorie, dein Freund Connor ist ein netter Kerl. Er hat die Polizei in Jersey angerufen und in Erfahrung gebracht, dass seine Kollegen am Freitagmorgen in Camden Adams Leiche entdeckt haben. Sie lag im Kofferraum seines Wagens,
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