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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Kay Andrews
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hinzu.
    Neugierig betrachtete er Maryn. »Was fummelst du da eigentlich die ganze Zeit rum?« Abrupt stand er auf und riss ihre Hand unter dem Bett hervor.
    Ihr Kopf schlug gegen die Kante des Nachttisches, vor Schmerz schrie Maryn auf, die Lampe fiel zu Boden, der Glasfuß zersprang in tausend Scherben.
    Maryn schluchzte auf.

    Ein Stockwerk tiefer standen Dorie, Ellis und Julia wie festgenagelt da.
    »Er tut ihr weh!«, rief Dorie. »Ellis, bist du noch in der Warteschleife? Leg auf und ruf noch mal an, Herrgott nochmal!«
    »Was?«, hörten sie Don sagen und dann leise lachen. »Suchst du etwa den Revolver, den ich dir geschenkt habe? Ich hab schon nachgesehen. Der ist nicht da.«
    »Der Revolver«, flüsterte Julia. »Mein Gott, ich hab vergessen, ihn wieder unter die Matratze zu legen.« Sie lief aus dem Zimmer, kam mit ihrer Strandtasche zurück und nahm die Waffe mit einer Mischung aus Schrecken und Faszination in die Hand.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Dorie erneut. »Wir können nicht noch länger auf die Polizei warten.«
    Ellis unterbrach die Verbindung zur Notruf-Warteschleife. »Ich sage Ty Bescheid«, flüsterte sie. »Er ist draußen. Er muss wissen, dass es hier drinnen langsam brenzlig wird.«
    »Wo hast du die Waffe hingetan, Maryn?«, hörten sie Don fragen. Als Maryn nicht antwortete, hörten sie einen weiteren Schlag und einen hohen Schrei.
    »Mach irgendwas!«, flehte Dorie. »Er bringt sie noch um.«
    Mit zitternden Fingern gab Ellis Tys Namen in ihr Handy ein. Es klingelte zwei, drei Mal, ohne dass er sich meldete. »Los, Ty«, stieß sie hervor. »Nimm ab, bitte, bitte, nimm ab!« Kurz darauf sprang die Mailbox an. »Hi, hier ist Ty«, sagte seine Stimme. »Hinterlasst eure Nummer, dann rufe ich zurück.«
    »Ty, ich bin’s«, sagte Ellis, die Hand um den Mund gewölbt, die Lippen nah am Apparat. »Der Typ in Madisons Zimmer ist ihr Mann. Er verprügelt sie da oben. Ich komme immer noch nicht bei 911 durch. Hol irgendjemanden her! Und beeil dich!«
    »Maryn?« Dons Stimme klang bedrohlich.
    »Ich hab den Revolver nicht mehr«, rief sie. »Er wurde aus meinem Auto gestohlen, in der ersten Woche, als ich hier war. Ich hatte noch keine Zeit, mir einen neuen zu besorgen. Deshalb habe ich Schlösser einbauen lassen.«
    »Ist er auch ganz bestimmt nicht in deiner Handtasche?«, fragte Don, und die Frauen hörten das Klirren von Münzen und Metall auf dem Holzboden.
    »Ich hab doch gesagt, dass er gestohlen wurde«, wimmerte Maryn. »Warum sollte ich lügen?«
    »Na, gut«, lenkte Don ein. »Vielleicht sagst du ja die Wahrheit. Ist eh egal, oder? Los, steh auf! Und sei leise.«
    Maryn weinte wieder.
    »Ich hab gesagt, du sollst aufstehen, verdammt nochmal!« schrie Don.
    Maryn stieß noch einen Schmerzensschrei aus, dann hörten sie Schritte auf dem Holzboden.
    »Wo willst du mit mir hin?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    »Wenn du Adam Kuykendall sehen willst, bringe ich dich zu ihm«, sagte Don. »Los jetzt!«
    »Ich bin nicht allein im Haus, Don«, sagte Maryn. »Meine Freundinnen wissen bestimmt schon längst, dass du hier bist. Sie rufen die Polizei. Die lassen dich nicht …«
    Er schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass es in ihren Ohren summte.
    »Freundinnen?«, höhnte er. »Du hast keine Freundinnen, Maryn. Diese Frauen lassen dich hier wohnen – und warum? Weil du dafür bezahlst! Niemand kommt dich retten, Maryn! Du bist ganz allein mit mir. So war es schon immer. So wird es immer sein. Jetzt beweg deinen Hintern, verdammt nochmal!«

    Als sie hörten, wie die schwere Tür geöffnet und der Riegel beiseite geschoben wurde, wussten alle drei, was als Nächstes kommen würde.
    »Los!«, rief Ellis und spurtete zu Dories Tür. »Er bringt sie über die Hintertreppe runter. Ty ist irgendwo da draußen. Julia, ist das Ding geladen? Woher weißt du, wie man damit schießt?«
    »Jetzt ist er geladen«, sagte Julia grimmig. »Ich habe nicht mehr geschossen, seit mein Vater mir das beigebracht hat, damals mit vierzehn, aber es wird schon klappen.«
    »Wartet!«, sagte Dorie und schlüpfte in ein Paar Flipflops.
    »Bleib hier!«, befahl Julia.
    »Einen Teufel werde ich tun«, sagte Dorie entrüstet, und die drei hasteten die Treppe hinunter.
    Als sie im Wohnzimmer waren, lief Ellis schnell zum Kamin.
    »Was machst du da?«, flüsterte Julia.
    Ellis nahm den schweren gusseisernen Schürhaken in die Hand, und Julia nickte anerkennend.
    »Wartet mal kurz«, sagte Dorie und bog in die Küche
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