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PR TB 247 Albatros

PR TB 247 Albatros

Titel: PR TB 247 Albatros
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Mom, magst du mich wirklich ?
    Aber ja, Omni, du bist Moms Liebling.
    Nur Mom nannte ihn so: Omni. Für die anderen war er
Springinsfeld, Plappermaul oder Plaudertasche, je nachdem, ob sie gut
auf ihn zu Sprechen waren oder nicht, ob sie seine Redseligkeit
hervorheben wollten oder seine Erzählkunst. Er war ein
quicklebendiger Junge, und er konnte ganz vortrefflich Geschichten
erzählen, o ja, das konnte er. Besonders seine Eltern,
Grauheimchen und Gutmut, wußten das zu schätzen und waren
darum sehr stolz auf ihn, und sie nannten ihn zärtlich und
ehrfürchtig Poe,
    was von Poet abgeleitet war.
    Er hatte viele Rufnamen, alles Abkürzungen, Zusammensetzungen
oder Verballhornungen, die auf seine Fähigkeiten und
Eigenschaften hinzielten und auch die augenblickliche Stimmung
desjenigen ausdrückten, der ihn anredete oder über ihn
sprach.
    Sie sagten: »Bitte eine Geschichte, Plauderer!« wenn
sie ihm schmeicheln und etwas von ihm wollten. »Halt doch die
Luft an, Plapperer!« schalten sie ihn, wenn er ihnen zu viel
redete. Und wenn er den gewissen entrückten Blick hatte, den er
immer bekam, wenn seine Fantasie ihn auf Reisen führte, dann
fragten sie erwartungsvoll: »Wohin zieht es dich diesmal,
Träumer?« Denn sie wußten, daß er danach
wieder eine ungewöhnliche Geschichte zu erzählen hatte.
    Er hörte praktisch auf jeden Namen, denn er wußte
schon, wann er angesprochen war. Doch selbst sah er sich als großen
weißen Vogel, der uneingeschränkte Freiheit genoß
und sich auf ständiger Wanderschaft durch die Unendlichkeit
befand.
    Der große weiße Vogel - Albatros - mochte ich sein.
Das war sein Geheimnis, darüber wisperte er mit niemand. Dieses
Geheimnis kannte nicht einmal Mom, und wenn sie es kannte, so behielt
sie es für sich. Er hätte es gerne gehört, daß
jemand ihn Albatros nannte, aber darauf kam offenbar niemand von
selbst, und darauf hinweisen mochte er nicht.
    Dieses Wunschbild, der große weiße Vogel, stammte aus
einem Alptraum, es gehörte einem alten, leeren, gebrochenen
Mann, der nichts außer diesem weißen Vogel in sich trug;
der nur diese eine große Sehnsucht kannte: frei und ungebunden
wie ein Albatros zu sein. Sonst besaß dieser arme Mann nichts,
weder eine Erinnerung noch irgendwelche Wunschvorstellungen. Dieser
Alptraum hatte Poe sehr gerührt, und er hatte danach geweint.
    Warum weinst du, Omni?
    Gibt es einen großen weißen Vogel, der Albatros heißt,
Mom?
    Gewiß. Bei uns gibt es alles, was es gibt.
    Und wo finde ich den Albatros?
    Finde dich erst einmal selbst, Omni.
    Das war eine äußerst unbefriedigende Antwort gewesen,
und er hatte sich vorgenommen, sich auf die Suche nach dem Albatros
zu machen. Den großen weißen Vogel zu finden, wurde für
ihn zu einer fixen Idee. Aber der Alptraum kam nicht wieder, er hatte
viele andere intensive Träume, und seine Fantasie wurde
umfangreicher und ausgeprägter, so daß seine Sehnsucht
abklang, weil sie von immer neuen Eindrücken verdrangt wurde. Es
gab so vieles Neue zu entdecken, so viele Erfahrungen zu sammeln, daß
das Alte darunter verblaßte, verschüttet wurde. Aber
irgendwo in seinem Hinterkopf zog der große weiße Vogel
weiterhin seine Kreise.
    Er erinnerte sich noch gut seines ersten Traumes. Er hatte ihn mit
vier oder so gehabt und fand heute, daß es eine ziemliche wirre
Abfolge von Bildern und Klängen war, die ihm seine unreife
Fantasie da bescherte. Als er zu seinen Eltern gelaufen kam, um ihnen
von seinem Erlebnis zu berichten, da
    waren sie ganz selig gewesen.
    Gutmut, den er damals noch artig Vater nannte, nahm ihn auf den
Schoß. Grauheimchen, die damals weder mausgrau noch still und
in sich gekehrt gewesen war, sondern das letzte Wetterleuchten ihrer
abklingenden Fantasie genoß, wie sie ihm später sagte, war
vor ihn hingekniet.
    »Erzähle uns von deinem Erlebnis, Häschen«,
baten ihn seine Eltern, für die er noch kein Poet war, sondern
ein drolliges Kindchen. »Hab keine Scheu, erzähle frei von
der Leber weg.«
    Und während sie gebannt an seinen Lippen hingen, hatte er
seine erste Geschichte erzählt, so wie sie ihm im Traum
eingegeben worden war: so wirr und mit so vielen fremden Begriffen
ausgeschmückt, die er vorher noch nie gehört hatte, deren
Bedeutung ihm aber bewußt war, ohne daß sie ihm jemand
erklärte.
    Und so hatte er die Geschichte, dieses Märchen, seinen Eltern
wiedergegeben: Es war einmal ein häßlicher Planet.
    Niemand mochte ihn, alle Raumfahrer wichen ihm aus. Denn
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