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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Kay Andrews
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ab. Als sie zurückkam, schwang sie ein Messer. »Jetzt sind wir gerüstet«, sagte sie.

    Ty hockte unter der Hintertreppe und hörte, wie die rostigen Türangeln quietschten und die schwere alte Tür aufschwang. Verdammt! Er spürte das Vibrieren der Schritte auf der alten Stahltreppe.
    Madison weinte. »Don, hör auf! Bitte nicht! Ich werde es keinem erzählen, bitte …!«
    »Halt’s Maul!« Die Stimme des Mannes war rau. Ty hörte das widerliche Geräusch eines Schlags, und Madison schrie auf. »Los, beweg dich!«, befahl der Mann. »Beweg deinen Arsch, oder ich schmeiß dich hier runter!«
    Ty sah sich um, suchte etwas, das er als Waffe benutzen konnte, doch er entdeckte nur eine kleine Holzlatte, die die Bauarbeiter hatten liegenlassen. Sehnsuchtsvoll schaute er zu den Schaufeln bei der Baustelle hinüber, aber sie waren dreißig Meter entfernt, und es war jetzt zu spät, um einen Spurt über offenes Gelände zu riskieren. Wenn er es jetzt versuchte, würde er mit Sicherheit gesehen werden. Die Treppe zitterte unter dem Gewicht der Schritte.
    »Beweg deinen verdammten Arsch!«, hörte er den Mann heiser flüstern.

52
    Die drei Frauen schlichen auf die vordere Veranda und steckten die Köpfe zusammen. »Wo ist bloß Ty?«, sorgte sich Ellis. Sie spähte zur Auffahrt hinüber. Der Regen war stärker geworden, Nebel stieg von der Baustelle und dem Schutt auf, der sich im Garten von Ebbtide sammelte. »Wie ist Don überhaupt hergekommen?«, flüsterte sie. »Da steht doch kein Wagen in der Auffahrt.«
    »Vielleicht hat er irgendwo weiter vorn geparkt«, schlug Dorie vor.
    »Nichts da, dann müsste er Madison ja bis zu seinem Wagen schleifen oder tragen«, sagte Julia.
    »Moment mal«, sagte Ellis. Sie lief quer über die Einfahrt, schlug einen Bogen um die Überreste der alten Garage und betrat das Nachbargrundstück, wo sie vor, wie es ihr jetzt erschien, Monaten geparkt hatte, um den ersten verstohlenen Blick auf Ebbtide zu werfen. Kurz darauf war sie wieder zurück, keuchend und atemlos.
    »Da hinten steht ein schwarzer Escalade, hinter den abgebrannten Grundmauern«, berichtete sie den anderen. »Der muss Don gehören. Dorie, meinst du, du kannst schnell rüberlaufen?«
    »Na, sicher!« Dorie schnaubte entrüstet. »Ich bin doch nicht behindert, Herrgott nochmal!«
    »Schon gut«, sagte Ellis und zeigte auf das Messer, das Dorie in den Händen hielt. »Lauf rüber und schlitz die Reifen auf! Wenn es ihm doch noch gelingen sollte, Madison an uns allen vorbeizulotsen, wird ihn das ein bisschen aufhalten. Und dann sieh zu, dass du Land gewinnst!«
    »Bin sofort wieder da«, versprach Dorie. »Tut nichts ohne mich.«
    Als sie fort war, gingen Ellis und Julia in die Hocke und schlichen auf allen vieren an den Rand der Veranda.
    »Was hast du vor?«, fragte Julia mit ungewöhnlich zittriger Stimme. »Ellis, selbst wenn ich abdrücken könnte, ich hab immer nur auf Bierdosen geschossen, die auf Heuballen standen, bei hellem Tageslicht, und Daddy war direkt neben mir. Ich habe keine Ahnung, ob ich tatsächlich jemanden treffen könnte, schon gar nicht in dieser Dunkelheit.«

    Ty hörte, dass die Schritte näher kamen. Er zog die Schultern hoch, wäre am liebsten unsichtbar geworden. Regentropfen liefen an seinem Kopf hinunter und rannen ihm in die Ohren, tropften von seiner Nasenspitze. Er blinzelte und schüttelte vorsichtig den Kopf.
    »Beweg endlich deinen verdammten Arsch!«, keuchte der Mann wieder. »Sonst bringe ich dich an Ort und Stelle um.«
    »Mein Knöchel!«, stöhnte Madison. »Ich glaub, ich bin umgeknickt.«
    Ty schaute nach oben und sah, wie der Mann Madison die letzten Stufen der Treppe hinunterschubste. Mit einem Schmerzensschrei landete sie auf einem Stück Gras. Der Mann trat zu ihr und riss sie hoch.
    »Da entlang!«, knurrte er und schob Madison in Richtung Auffahrt.
    Jetzt oder nie, dachte Ty grimmig. Er schoss hoch und katapultierte sich nach vorn, getrieben von Testosteron. Im Ohr hatte er das Mantra seines Footballtrainers von der Highschool: »Augen zu und durch, Junge!« Er warf sich von hinten in Shacklefords Beine, so dass der mit dem Kopf voran hinfiel.
    Bumm!
    Der Schuss war so laut und nah, dass Ty sich kurz fragte, ob auf ihn angelegt worden war. Madison fiel hin, und die drei wälzten sich im Schlamm, Arme und Beine hoffnungslos ineinander verhakt.
    »Was zum …?« Der Mann drehte sich auf den Rücken. Unbeholfen schlug Ty nach der Waffe in seiner Hand, doch er streifte sie
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