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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    Wie alle, die an diesem sonnigen, schon recht warmen Frühlingsmorgen am nördlichen Strand des Key Largo im Kies und Korallensand standen, wußte auch Admiral Josuah Bouwie nicht, was er eigentlich hier auf dieser kleinen Insel südlich von Miami sollte. Das Oberkommando der Marine hatte ihm lapidar mitgeteilt, daß man ihn und andere Herren morgens um 7 Uhr im Örtchen Key Largo erwarte, um ihn an einer Vorführung teilnehmen zu lassen. Auf die Frage, was das für eine Vorführung sei, bekam er die nichtssagende Antwort: »Sir, es ist der Wunsch des Verteidigungsministers. Mehr wissen wir auch nicht.«
    Bouwie, ein Mann mit einem eckigen Kinn und grauen, dichten Augenbrauen, dem man nachsagte, er könne Eisen fressen, ohne zu rülpsen, war baß erstaunt, am morgendlichen Treffpunkt seine Kameraden – die Admiräle Linkerton, Atkins und Hammersmith – zu finden, die ebenso ahnungslos waren wie er und die man auf die gleiche Weise zu der Zusammenkunft beordert hatte. Empfangen wurden sie von einem Zivilisten, einem mittelgroßen Mann mit Goldbrille und Halbglatze, der sich als Dr. Steve Rawlings vorstellte und erwähnte, er sei Meeresbiologe. Als Treffpunkt war ein Parkplatz außerhalb des Ortes angegeben worden, und Bouwie sah voller Verwunderung, daß die unausgebaute Straße, die von Key Largo nach Norden führte, von Militärpolizei abgesperrt war. Die Abriegelung war vollkommen. Links und rechts der Straße parkte im freien Gelände zwischen Bay und offenem Meer eine Kette von Jeeps mit Marineinfanterie. Zwei Hubschrauber kreisten niedrig über dem Parkplatz. Und auf See dümpelte ein Schnellboot jenseits des Riffs; Bouwies geübtes Auge sah sofort, daß die Bordwaffen feuerklar waren.
    »Nanu, was ist denn das?« hatte Bouwie in seiner polternden Art gerufen. »Sind die Kubaner gelandet?« Es sollte ein Witz sein, aber der Major, der die Absperrung kommandierte, grinste nicht einmal. Bouwies Admiralsstreifen beeindruckten ihn gar nicht. Er kontrollierte die Papiere des Admirals, tat dem verblüfften Bouwie kund, daß er seinen Wagen verlassen müsse, denn es ginge in einem Jeep weiter, und als er so den Parkplatz erreichte, wo die anderen Admiräle schon herumstanden, begriff er gar nichts mehr, als ihn Dr. Rawlings begrüßte.
    »Meeresbiologe!« sagte Bouwie dröhnend. »Sind wir hier, um die Vermehrung der Seesterne zu beobachten?«
    »Das wäre uninteressant, Sir«, antwortete Dr. Rawlings höflich. »Die Vermehrung findet außergeschlechtlich statt. Die Männchen und Weibchen entleeren ihre Geschlechtsprodukte ins Wasser. Außerdem gibt es etwa 1.500 Arten …«
    Bouwie grunzte tief, stellte sich zu seinen Kameraden und kratzte sich die Nasenwurzel. »Herbert«, fragte er Admiral Linkerton, der links neben ihm stand, »haben Sie eine Ahnung, was wir hier sollen? Das Ganze sieht nach Top secret aus – aber wenn's das wäre, müßte man mir längst etwas geflüstert haben. Was wissen Sie?«
    »Nichts.« Admiral Linkerton, der durch Puccinis Oper ›Madame Butterfly‹, in der ein Leutnant Linkerton die Hauptrolle spielt, zeit seines Lebens zu leiden hatte, weil jeder ihn fragte: »Wo haben Sie denn Ihre Geisha?«, zeigte mit dem Daumen zu Dr. Rawlings. »Von dem muß es ausgehen.«
    »Ein Zivilist? Nie von ihm gehört.«
    »Niemand kannte auch den Namen Dr. Fermi, bis er in Los Alamos die erste Atombombe vorstellte. Ich mache mich auf einiges gefaßt.«
    »Sie glauben …« Bouwie riß die grauen Augen auf und starrte hinüber zu Dr. Rawlings. »Hier, auf den Keys? Und warum gerade wir von der Marine? Herbert, das ist unglaublich. Das wüßte ich! Man kann doch nicht am Telefon sagen: Kommen Sie morgens um sieben auf diese gottverlassene Insel – und dann ändert sich die Weltgeschichte! Nein! Nie!«
    Admiral Atkins, der gerade von Rawlings kam, der neben einem Jeep in seinen Walkie-Talkie sprach, winkte Bouwie und Linkerton zu. »Es geht los, Jungs!« rief er fröhlich. »Dr. Rawlings hat mir versprochen, daß es später ein kühles Bier und einen gepflegten Whiskey gibt.«
    »Und sonst?« Bouwie kratzte sich wieder die Nasenwurzel. Der Himmel war wolkenlos blau, die Sonne eine weißliche verschwommene Scheibe – das versprach ein heißer Tag zu werden. Bouwie schwitzte schon jetzt auf dem ungeschützten Parkplatz. »Was sagt der Zivilist sonst noch?«
    »Nichts.«
    »Zum Teufel, er macht es spannend wie Hitchcock! Was denkt ihr euch? Was kann man hier auf diesem Inselchen der Marine vorführen, das
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