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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie
Autoren: Amanda Mccabe
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wahr, wie er einen Fluch murmelte. Sie sah, wie Nikolai mit einem geschickten Fußtritt seinen Degen, den er fallen gelassen hatte, wieder in seine Hand beförderte und ihn mit einer geschmeidigen Bewegung in die Brust seines Feindes senkte.
    Als sie endlich den Boden berührte, verdrängte sie den brennenden Schmerz, umklammerte ihren Dolch und erhob sich rasch wieder. Fast wäre sie rückwärts in den Fluss gestürzt, aber jemand packte sie am Arm und zog sie vom Ufer fort.
    Sie schüttelte heftig den Kopf, um wieder klar denken zu können. Es war Nikolai, der sie hielt. Er hatte den Arm fest um ihre Taille gelegt, um sie zu stützen. Zu ihren Füßen lag der Comte auf dem Rücken, Nikolais Degen in der Brust. Langsam breitete sich auf seiner bestickten Weste und um ihn herum eine dunkle Blutlache aus.
    Pater Pierre stand regungslos an der Seite des Comte. Wie betäubt blickte er ausdruckslos auf ihn nieder. Es war sein Schrei gewesen, der den Comte diesen einen entscheidenden Moment lang ablenkte. Sein Schrei hatte Marguerite das Leben gerettet.
    Den eigenen Degen in der Hand, stand Balthazar Grattiano hinter dem Priester. Auf seinem Gesicht lag eine milde Neugier, als sei er Zuschauer einer netten, unterhaltsamen Theatervorstellung.
    Marguerite schaute zu Pater Pierre. Das Gesicht des Priesters war totenblass, seine Hand immer noch wie warnend erhoben. Er starrte auf den Comte hinunter und auf das Blut, das sich immer schneller um die Leiche herum ausbreitete.
    „Oh Gott“, flüsterte er. „Habe ich ihn getötet?

27. KAPITEL
    Balthazar kniete neben dem Comte und tastete gleichmütig nach dem Puls des Mannes. „Eine sehr saubere Arbeit, Nikolai, er ist tot“, sagte er bewundernd.
    Marguerite beobachtete, wtie Pater Pierre langsam die Hand sinken ließ und sie sich an der schwarzen Wolle seines Gewandes abwischte, als wollte er damit loswerden, was gerade geschehen war. „Ich glaube, mir wird schlecht“, murmelte er.
    Marguerite drückte Nikolai ihren Dolch in die Hand und stürzte um die Leiche des Comte herum an Pater Pierres Seite. Sie erinnerte sich gut an das Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie zum ersten Mal tötete und einen toten, blutüberströmten Menschen sah. Sie erinnerte sich an diese saure Welle in der Magengrube, die kalte Furcht vor der drohenden Verdammnis. Es stimmte schon, Pater Pierre hatte ihn nicht wirklich getötet, da doch Nikolais Degen dem wertlosen Leben des Comte ein Ende gesetzt hatte. Aber sie konnte verstehen, dass er sich schuldig fühlte, weil er im entscheidenden Moment geschrien hatte.
    Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn von der Leiche fort und zum Fluss hin, in den er sein Abendessen erbrach. Als er sich aufrichtete, reichte sie ihm ihr Taschentuch und kniete sich stumm neben ihn, während er sich die Augen abwischte. Da fiel ihr auf, was sie in der Hitze des Gefechtes nicht bemerkt hatte. Das Gesicht des Priesters war mit frischen Prellungen übersät, die sich gerade in dunkle, rotblaue Flecken verwandelten. Eine Kruste getrockneten Bluts bedeckte seine aufgeplatzte Lippe und sein Kinn. Und die Schulternaht seines Gewandes war aufgerissen.
    „Ihr habt unser Leben gerettet“, sagte sie mit leisem Erstaunen. Wie hatte sie diesen Mann nur verachten können? Er hatte immer nur ihr Bestes gewollt und sein eigenes Leben riskiert, um ihres zu schützen.
    „Ich habe einen Mord begangen“, sagte er heiser.
    „Das habt Ihr nicht! Ihr habt uns nur gewarnt. Ihr habt einen Mord vereitelt, und das war richtig.“
    Er schüttelte den Kopf. „Es war mein Fehler, dass Ihr nicht flüchten konntet. Euer Ersatz konnte den Comte in der Vorführung nicht täuschen. Und er verdächtigte mich, dass ich derjenige war, der Euch warnte. Ich weigerte mich, ihm irgendetwas zu erzählen! Aber ich habe nicht durchgehalten. Ich war nicht tapfer genug.“
    Marguerite berührte sanft seine schmale, geschundene Wange. Er zuckte zusammen, wich aber nicht zurück. „Er folterte Euch. Einen Mann der Kirche!“
    „Ich konnte es nicht ertragen. Ich sagte ihm, dass ich von Eurem Komplott weiß.“
    „Was passierte dann?“, fragte Marguerite sanft. Vielleicht konnte sie ihm helfen, indem sie ihn zum Sprechen brachte.
    „Als klar war, dass ich ihm nichts mehr sagen konnte, sperrte er mich in meine Kammer ein. Aber ich wusste, dass ich fliehen, Euch finden und Euch warnen musste!“
    „Ihr wart sehr mutig“, sagte sie. „Wir habt Ihr uns gefunden?“
    Ein winziges Lächeln spielte um seine
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