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Denken aus Leidenschaft: Acht Philosophinnen und ihr Leben

Denken aus Leidenschaft: Acht Philosophinnen und ihr Leben

Titel: Denken aus Leidenschaft: Acht Philosophinnen und ihr Leben
Autoren: Ingeborg Gleichauf
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Einleitung
    Niemand würde heute noch behaupten, dass die Philosophie eine reine Männerdomäne wäre. Philosophinnen wie die beiden in diesem
     Band porträtierten Denkerinnen
Petra Gehring
und
Martha C.   Nussbaum
sind heute international anerkannt, sie lehren und forschen an Universitäten, publizieren, halten Vorträge und äußern sich
     zu brisanten Themen aus Politik und Gesellschaft. Nicht nur das Philosophieren als Tätigkeit verändert sich ständig, auch
     der Blick auf diejenigen, die diese Tätigkeit als Beruf ausüben, ist dem Wandel der Zeit unterworfen. Heute sind Philosophinnen
     und Philosophen gefragt als Ratgeber in verschiedenen Gremien, in Betrieben und Institutionen.
    In früheren Jahrhunderten war das ganz anders: Die Philosophie spielte in keinem Bereich des gesellschaftlichen und politischen
     Lebens eine besondere, geschweige denn eine beratende Rolle. Außerdem war die Übermacht der philosophierenden Männer eine
     Selbstverständlichkeit, Frauen hatten auf dem Feld der Philosophie nichts zu suchen, wagten sie es trotzdem, betraten sie
     vermintes Gelände, wurden belächelt, diskriminiert und in einigen Fällen sogar verfolgt und bedroht.
    Alle für diesen Band ausgewählten Philosophinnen verbindet die enge Zusammengehörigkeit von Denken und Leben. Unterschiedlich
     sind ihre Denkmethoden. Die Vielfalt ihrer Schwerpunktsetzungen ist beeindruckend. Dabei sind sie alle starke Persönlichkeiten
     mit spannenden Lebensläufen.
    Die spätmittelalterliche Philosophin
Christine de Pizan
schaffte es, unter persönlich und politisch widrigsten Umständenein beachtliches Werk hervorzubringen. In ihrer
Stadt der Frauen
wagte sie einen utopischen Gesellschaftsentwurf, der in seiner Klarheit, der Mischung aus streng logischem Aufbau und poetischer
     Sprache, seinesgleichen sucht.
    Ebenso schwer hatte es die Romantikerin
Karoline von Günderrode,
deren Arbeit ein fortwährender Kampf gegen die Kleinkariertheit vor allem ihrer männlichen Zeitgenossen war. In ihrer Philosophie
     und in ihrem literarischen Werk entwarf sie ein ideales Bild vom Menschen und der Welt. Sie wollte und konnte keinen Unterschied
     machen zwischen Schreiben und Leben und zerbrach an ihrem eigenen Anspruch.
    Im 20.   Jahrhundert änderte sich die Situation philosophierender Frauen allmählich. Trotzdem waren die Steine, die man ihnen in den
     Weg legte, noch längst nicht alle beseitigt. Das musste vor allem
Edith Stein
schmerzlich erfahren. Ihr Wunsch, sich zu habilitieren und danach als Professorin an der Universität zu arbeiten, scheiterte
     daran, dass eine Hochschullaufbahn für Frauen noch nicht möglich war und Husserl außerdem eine Habilitation als für »Damen
     nicht schicklich« ansah.
    Auf eine sehr extreme Weise hat
Simone Weil
Leben und Denken verbunden. Um wirklich zu verstehen, was in Fabrikarbeitern vor sich geht, hat sie selbst bis zur Erschöpfung
     in einer Fabrik gearbeitet. Was sie dort erlebte, prägte ihren Denkweg entscheidend.
    Einen ganz anderen Weg ist
Hannah Arendt
gegangen. Ihr bedeutete Denken vor allem auch Abstand, Rückzug aus der Welt des Handelns. Mit ihrem Buch
Eichmann in Jerusalem
hat sie der Diskussion über den Charakter des sogenannten Bösen eine entscheidende Dimension eröffnet.
    Eine der wichtigsten philosophischen Richtungen des 20.   Jahrhunderts war der Existenzialismus. Die französische Existenzialistin
Simone de Beauvoir
ist vor allem durch ihr bahnbrechendes Werk
Das andere Geschlecht
berühmt geworden.
    Die zweite Hälfte des 20.   Jahrhunderts und das beginnende 21.   Jahrhundert sind geprägt durch verschiedene Strömungen innerhalb der Philosophie. Dabei steht die Praktische Philosophie,
     die Ethik, die vor allem in den Vereinigten Staaten vorherrscht, besonders im Blickpunkt. Mit Sicherheit gehört die Moralphilosophin
Martha C.   Nussbaum
zu den philosophischen Stimmen der US-amerikanischen Gegenwartsphilosophie, die weit über ihr eigenes Land hinaus Gehör finden.
    Ganz anders und nicht minder spannend sind die Denkansätze der Darmstädter Philosophin
Petra Gehring.
Ihre denkerische Neugierde gilt Begriffen, Texten, wissenschaftlichen Problemen und Alltagsphänomenen. Sie macht deutlich,
     wie weit der Horizont dieses wunderbaren Fachs sein kann, und macht den heute lebenden philosophierenden Menschen Mut, sich
     den Gegenwartsfragen mit kritischem Geist zu stellen. Als denkende Frau hat sie sich den Platz erobert, der den Philosophinnen
     immer schon
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