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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie
Autoren: Amanda Mccabe
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ihn mit der flachen Seite des Dolches ab und tänzelte aus seiner Reichweite. Die Bewegung brachte sie näher an den Comte und auch näher an den Fluss heran, der hinter ihnen vorbeifloss. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich Balthazar heranschlich und wie Nikolai ihm ein Zeichen gab, noch abzuwarten.
    Es war gut, einen Mitstreiter in ihrem Rücken zu wissen. Doch der Comte würde nicht leicht zu besiegen sein. Sie konnte es an seinem kalten, entschlossenen Blick ablesen und daran, wie ruhig er seinen Degen hielt. Er hatte sich seiner Sache verschrieben, so wie sie es einst getan hatte, als sie noch unbedarft genug gewesen war, um getäuscht zu werden. Sie hatte gekämpft für den französischen König, der keinen Charakter besaß und keine Treue kannte. Nicht ihr gegenüber, nicht dem Comte und noch nicht einmal seinen eigenen Söhnen gegenüber, die als Geiseln nach Madrid geschickt worden waren. Diese Tätigkeit würde den Comte sicher zerstören, so wie sie sie beinahe zerstört hatte. So wie sie sie jetzt noch zerstören konnte.
    „Ihr habt doch wohl nicht geglaubt, ich würde wahre Gefühle für Euch hegen, Monsieur Ostrowski“, sagte sie spöttisch, während sie sich langsam Schritt für Schritt dem Comte näherte. „Wie einfältig von Euch! Ich brauchte jemanden, der mich in den Kreis der Spanier brachte, um ihre Geheimnisse aufzudecken.“
    Sie lächelte den Comte an und legte die ganze Macht ihrer Schönheit in dieses Lächeln, nutzte die Wirkung, die sie auf Männer hatte, wie sie es schon oft in der Vergangenheit getan hatte. Wie hatte sie immer dieses kokette, unehrliche Verhalten verabscheut!
    Nie war sie ihrer Mutter dankbarer dafür gewesen, dass sie ihr das hübsche Gesicht vererbt hatte, als in dieser Situation. „Wie Ihr seht, Monsieur, haben wir das gleiche Ziel, nämlich dass der Vertrag unterzeichnet wird, ganz gleich wie. Wir haben nur jeweils unsere eigenen Waffen verwendet.“
    Da sah sie, dass er ein wenig verunsichert war. Sein Arm, mit dem er den Degen hielt, schwankte. Es war nur ein leichtes Zittern, aber es genügte. Er zweifelte. War sie wirklich der Feind oder war sie es doch nicht?
    „Monsieur Ostrowski stellte mir höchst bereitwillig seine Informationen zur Verfügung“, schnurrte sie. „Jetzt kann er beiseite geschafft werden. Ihr seid gerade im rechten Augenblick erschienen, Comte. Wie klug Ihr doch seid!“
    Nikolai stieß einen heiseren Wutschrei auf und stürzte sich auf sie. Seine gewohnt leichten Bewegungen und seine Grazie waren verschwunden, und er bewegte sich wie ein tapsiger Bär. Was für ein Schauspieler! Marguerite drehte sich weg und mit einem großen Schritt sprang sie auf den Comte und seinen schwankenden Degen zu. Sie erinnerte sich daran, wie es gewesen war, auf dem Seil zu balancieren. Bis ins Innerste konzentriert richtete sie alle ihre Gedanken auf nur ein Ziel – nicht zu stürzen. Sie durfte nicht abgelenkt werden, nicht von Nikolai oder ihrer eigenen Angst, nicht jetzt, da sie so viel zu verlieren hatte. Sie musste ihn und sich von ihrem Feind befreien.
    Als die Klinge des Comte auf sie niederstieß, wich sie ihr geschickt aus. Die Verwirrung in seinen Augen war verschwunden. Er hatte jetzt begriffen, dass sie wirklich sein Feind war. Doch dieser Augenblick des Zögerns sollte ihn teuer zu stehen kommen. Marguerite rammte ihm hart die Schulter in den Magen und trieb ihn so einige Schritte zurück und auf den Fluss zu. Sie packte den Knauf des Dolchs und zielte mit der Klinge nach der Schulter des Comte. Der Smaragd, ihr alter Freund und Verbündeter, schien zu glühen.
    Bevor sie ihn mit der Waffe erwischen und ihm das scharf geschliffene Metall ins Fleisch stoßen konnte, trat er zu und traf ihr verletztes Bein. Wie heiße Nadeln schoss der Schmerz durch ihren Körper, und keuchend sank sie gegen den Comte. Ihr wurde schwindelig, und sie spürte Übelkeit in sich aufsteigen.
    Nikolai gab einen gellenden Wutschrei von sich und rannte auf sie zu. Ihr Dolch verfing sich in der Weste des Comte, schlitzte den Atlas und das Leinen auf und verletzte ihn an der Brust. Aber Marguerite konnte ihren Fall nicht aufhalten. Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, versuchte, wieder auf die Füße zu kommen, doch sie fiel und fiel …
    „ Non !“ Plötzlich war eine Männerstimme zu hören, die Marguerite nicht einordnen konnte. „Tut das nicht!“
    Überrascht wandte der Comte sich halb um. Durch das abscheuliche Rauschen in ihrem Kopf hindurch nahm Marguerite
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