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Nudeldicke Deern

Nudeldicke Deern

Titel: Nudeldicke Deern
Autoren: Groener Anke
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Vorwort
    Dieses Buch ist kein Diätbuch. Ganz im Gegenteil. Dieses Buch sagt dir: Schmeiß bitte alle Diätbücher weg, die du hast. (Ich weiß, dass du welche hast.) Vergiss das Kalorienzählen, das schlechte Gewissen, den Kampf, «die letzten drei Kilo» noch wegzukriegen, vergiss es, lass es und fang wieder an, einfach zu essen. Wobei ich ganz genau weiß, dass dieses «einfach essen» unglaublich schwierig ist.
     
    Wenn ich mich kurz vorstellen darf? Ich bin Anke Gröner, Jahrgang 1969, Werbetexterin, in Hamburg lebend, Mac-Userin, Serienjunkie, Vielleserin, Bahnfahrerin, dunkelblond, vergeben, internetsüchtig und dick. Und wegen dieses letzten, kleinen, unschuldigen Adjektivs, das nur einen winzigen Teil von mir beschreibt, habe ich mich geschätzt 25 Jahre lang so richtig mies gefühlt. Ich habe oft genug versucht abzunehmen, aber immer ohne Erfolg. Beziehungsweise: Das Abnehmen hat eigentlich mit viel Disziplin und Selbstverleugnung ganz gut funktioniert, aber ich konnte mein niedrigeres, hart erkämpftes Gewicht nie halten. Nachdem ich mir wochen- und monatelang alles verkniffen hatte, was mir schmeckt, habe ich sofort wieder zugenommen, sobald ich gegessen habe, was mir schmeckt. Das kennst du auch? Dann willkommen im Club der 95 Prozent. 95 Prozent aller Menschen, die mal eine Diät gemacht haben, konnten das verlorene Gewicht nicht halten. [1] Trotzdem erzählen dir die Diätindustrie, die Krankenkassen, deine Ärzte und Ärztinnen und jede Frauenzeitschrift, dass das alles total einfach sei und du dich nur ein bisschen anstrengen musst.
    Musst du nicht. Es gibt genügend Studien, die bestätigen, dass ständiges Ab- und Zunehmen und sich dabei mies zu fühlen ungesünder ist, als ein paar Kilo zu viel mit sich herumzuschleppen. [2] Was mich zum nächsten Thema bringt, über das ich auch in diesem Buch schreiben möchte: «zu viel» für wen? «Zu viel» laut welchem Grenzwert? Wer setzt den fest, und warum soll ich mich als Individuum an irgendeine Kiloangabe halten, die mit mir, meinen Genen und meinem Lebensstil wahrscheinlich nicht viel zu tun hat?
     
    Worüber ich aber vor allem in diesem Buch schreiben möchte, ist: wie du den Spaß am Essen wiederfindest. Essen war für mich immer eingeteilt in gute und böse Lebensmittel, Essen war nie Genuss, sondern größtenteils eine Sünde, etwas Verbotenes, verbunden mit Vorwürfen über meine nicht vorhandene Selbstdisziplin, kurz, etwas, das ich eigentlich am liebsten überhaupt nicht mehr gemacht hätte. Inzwischen ist Essen für mich eine tägliche Freude, und ich kann kaum beschreiben, um wie viel glücklicher es mich gemacht hat, Frieden mit Lebensmitteln zu schließen. Und nebenbei die Zahl auf der Waage komplett zu ignorieren. Nein, noch besser: die Waage komplett zu ignorieren.
    Und einen Bonus gibt’s noch obendrauf: Wenn man auf einmal Essen nicht mehr als etwas Furchtbares ansieht, sieht man auch den eigenen Körper, der diesem Furchtbaren nie widerstehen kann, nicht mehr als etwas Unfähiges und Hassenswertes an. Sondern als einen Teil von sich selbst, um den man sich kümmert. Liebevoll, wie es sich für so etwas Wichtiges wie den eigenen Körper gehört. Und zwar ganz egal, wie umfangreich dieser Körper ist.
     
    Ich schreibe seit 2002 ein Weblog, in meinem Fall eine Art Tagebuch im Internet. Unter www.ankegroener.de findest du unter anderem Einträge, in denen ich über mein Essverhalten – und wie es sich geändert hat – schreibe. Einige dieser Einträge sind das Grundgerüst dieses Buchs.
     
    Schön, dass du da bist – und ich hoffe, es ist okay, dass ich dich duze. Mach’s dir gemütlich und nimm dir ’nen Keks. Einen richtigen, nicht diesen zuckerreduzierten Quatsch, der nach Pappe schmeckt.

Blogeintrag August
    Ich bin so vieles
    Ich habe die weinende junge Frau in der Tram gefragt, ob alles in Ordnung ist. Doofe Frage. Sie hat gelächelt und «ja» gesagt und weiter still geweint. Ich hätte fragen sollen, ob ich helfen kann. Oder hätte ich lieber gar nichts fragen sollen? Weiß nicht.
     
    Das letzte Mal, dass ich heulend in öffentlichen Verkehrsmitteln gesessen habe, war vor gut einem Jahr. Ich saß traurig im Bus, als eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn einstieg. Der Kleine setzte sich neben mich, während Mama nach vorne ging, um die Fahrkarten zu kaufen. Er guckte mich lächelnd an und sagte: «Ich gehe heute zum ersten Mal zum Zahnarzt.» Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, aber
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