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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter
Autoren: Paula Daly
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– egal, ob ihr Ehemann sie verlässt oder nicht …«
    »Ich wusste, du würdest mich finden.«
    »Wie bitte?«
    »Ich wusste, du würdest mich finden«, wiederholt sie, und ich reiße ungläubig den Mund auf.
    »Woher?«
    »Du hast mir eine SMS geschickt«, sagt sie knapp. »Du hast mir geschrieben, du wärst auf dem Weg. Und da dachte ich, jetzt oder nie … Ich habe nicht so viele Tabletten geschluckt, wie ihr alle dachtet. Es war längst nicht so knapp, wie die im Krankenhaus es dargestellt haben …«
    »Und all das hast du nur getan, um Guy zurückzugewinnen?«
    Ich bin fassungslos, als sie nickt, wie um zu sagen: Das hätte doch jede getan, Lisa. Im Ernst.
    »Du bist ja verrückt.«
    »Wir alle haben unsere Geheimnisse, Lisa.«
    Ich muss schlucken.
    »Wir alle haben etwas zu verbergen, das die Welt nicht sehen soll. Erinnerst du dich? Wir wollen, dass alle denken, wir hätten die perfekte Familie und würden immer alles richtig machen. Nun ja, ich habe tatsächlich immer alles richtig gemacht. Einfach alles. Aber nicht einmal das hat gereicht. Und es tut mir leid, Lisa, aber ich wollte mich einfach nicht damit abfinden. Ich habe um meine Familie gekämpft. Ich habe getan, was nötig war.«
    »Du gehörst eingesperrt.«
    »Ist das wirklich deine Meinung?«
    »Natürlich … findest du dich normal?«
    Sie seufzt, so als fände sie es schwer zu glauben, dass ich ihren Standpunkt nicht nachvollziehen kann.
    »Warum hast du Joe nicht die Wahrheit über deine Affäre erzählt?«, fragt sie.
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Warum nicht?«, bohrt sie nach.
    »Weil du mir mehr oder weniger davon abgeraten hast.«
    »Ich bin nicht deine Mutter. Ich bin nicht dein Gewissen. Du hast Joe nicht die Wahrheit erzählt, weil du dein Leben betrachtet hast und wusstest, dass du zwar im Unrecht warst, aber alles tun würdest, um deine Familie zusammenzuhalten.«
    »Ja, aber nun ist es kein Geheimnis mehr, deswegen …«
    »Ja«, sagt Kate ernst, »das tut mir sehr leid.«
    »Was tut dir leid?«
    »Ich habe Adam den dringend benötigten Schubs gegeben. Ich habe ihm gesagt, wenn er Alexa nicht die Wahrheit beichtet, tue ich es. Wie hat Joe es übrigens aufgenommen? Ich bin nicht stolz darauf. Ich habe Joe immer gemocht.«
    » Du steckst dahinter?«
    Sie seufzt. »Ich musste euch doch irgendwie von Lucinda ablenken. Ich wollte nur Zeit gewinnen.«
    Ich stehe sprachlos da. Ich will etwas sagen, aber ich bringe kein Wort heraus.
    Und in dem Moment springt sie auf mich zu. Sie greift so blitzschnell nach dem Messer, dass ihre Hand in der nächsten Sekunde an der Klinge ist.
    Ich reiße den Arm zurück und spüre den Widerstand ihrer Finger an der geriffelten Klinge. Ich habe sie geschnitten. Die Klinge schneidet ihr in die Hand, aber sie lässt nicht los.
    »Kate, hör auf!«, schreie ich zu Tode erschreckt. Aber sie hört nicht auf.
    Ich reiße wieder am Messer, um es ihr zu entwinden, aber sie lässt einfach nicht locker.
    »Um Gottes willen, Kate!«
    Ich starre sie an und kann nicht glauben, was hier passiert, aber sie starrt ungerührt zurück. Ihre weit aufgerissenen Augen scheinen aus ihrem Schädel herauszuquellen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du sie mitnimmst!«, kreischt sie. »Ich werde nicht zulassen, dass du sie mitnimmst!«
    »Das will ich gar nicht, du verrückte Schlampe! Lass das Messer los!«
    Sie blutet. Natürlich blutet sie.
    »Mummy!«, weint Lucinda, »Mummy, bitte hör auf, du tust dir weh. Bitte …«
    Ohne die Augen von mir abzuwenden, ruft Kate: »Mummy ist gleich fertig, gib Mummy noch einen Moment.«
    Sie ist stark. So stark. Woher nimmt sie nur diese Kraft?
    Ich bin völlig aufgebracht, reiße am Messer und schreie sie an: »Kannst du nicht damit aufhören? Kannst du nicht einfach damit aufhören, in der dritten Person von dir zu sprechen? Sie ist dreizehn Jahre alt, Kate. Sie ist kein Baby mehr! Hör auf, sie wie ein verdammtes Baby zu behandeln, sie wird dich dafür nicht mehr lieben!«
    Und ich kann nicht sagen, was genau daran sie so getroffen hat, aber auf einmal schießen ihr die Tränen in die Augen, und sie lässt los. Es ist, als würde sie nur für den Bruchteil einer Sekunde an sich zweifeln. Als könnte sie sich kurz aus einigem Abstand betrachten, woraufhin ihre Kraft sofort schwindet.
    Und dann trete ich zu. Ich trete ihr vors Schienbein, so fest ich kann.
    Ich trage meine schweren Winterstiefel und trete mit aller Gewalt, ich trete, als wollte ich sie ernstlich verletzen. Sie
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