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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter
Autoren: Paula Daly
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rausgekommen«, sagt Joe. »Die haben mir einen Rollstuhl mitgegeben«, und damit zeigt er nach hinten in den Kofferraum.
    Joanne lächelt. »Wissen Sie inzwischen, was den Ohnmachtsanfall verursacht hat?«
    Joe rutscht auf seinem Sitz herum.
    Als er nichts sagt, verdreht Lisa die Augen. Sie beugt sich herüber und spricht mit gedämpfter Stimme, der Kinder wegen: »Er hatte eine transitorische ischämische Attacke, das ist eine Art Mini-Schlaganfall.« Sie wirft einen Blick zu Joe hinüber. »Und aus wenig nachvollziehbaren Gründen hat er beschlossen, diese klitzekleine Information vor mir und den Kindern geheimzuhalten.«
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
    »Er dachte, es wäre das Beste, uns nichts davon zu sagen«, sagt Lisa, und Joe zieht ein reumütiges Gesicht.
    »Du weißt doch, warum«, sagt er leise.
    Lisa knufft ihn sanft in die Rippen. »Der Dummkopf hat doch tatsächlich geglaubt, ich würde ihn deswegen verlassen. Jedenfalls nimmt er jetzt Warfarin ein, sodass es ihm bald besser gehen sollte.« Sie greift hinter den Beifahrersitz und zieht ihre Handtasche heraus. »Was macht Kate? Gibt es Neuigkeiten?«
    »Sie wird angeklagt.«
    »Weswegen?«
    »Kindesentführung, Freiheitsberaubung und Vereitelung polizeilicher Ermittlungen.«
    Lisa atmet tief ein. »So ein Mist«, sagt sie. »Verdammt, es ist schlimmer, als ich dachte.«
    »Sie haben alles richtig gemacht, Lisa.«
    »Wirklich?«
    »Sie hatten keine Wahl. Kate hat ihren Kindern geschadet, das konnten Sie unmöglich länger mitansehen. Das wissen Sie selbst.«
    Lisa schwingt die Beine auf die Straße und klettert aus dem Auto. »Warum geht es mir, wenn ich doch das Richtige getan habe, so verdammt schlecht damit? Meinen Sie, man wird ihr die Kinder wegnehmen?«
    »Höchstwahrscheinlich muss sie ins Gefängnis.«
    Lisa überlegt und seufzt betrübt.
    »Sollte sie sich nicht lieber auf … auf Unzurechnungsfähigkeit berufen, oder wie immer man das nennt?«
    »Das könnte sie, aber wenn sie diesen Weg geht, wird man ihr das Sorgerecht auf lange Sicht erst recht absprechen. Wir können jetzt nur abwarten.«
    »Was für ein Chaos«, sagt Lisa und drückt die Autotür zu.
    Über Joannes Schulter hinweg betrachtet sie die Weihnachtsbeleuchtung, die tief über der Fahrbahn hängt. Joanne merkt, dass Lisa versucht, die neuen Informationen sofort zu verdrängen. Es ist Weihnachten, scheint sie zu denken, jetzt dreht sich alles um die Kinder.
    Lisa dreht sich zu Joanne um. »Aber Sie haben den Täter, richtig?«, fragt sie, und ihre Stimmung hellt sich auf. »Sie haben den Mann, der die anderen Mädchen entführt hat?«
    »Das stimmt.«
    »Das ist gut. War es derselbe, der Lucinda nach der Schule angesprochen hat? War er das?«
    »Er hat es nicht zugegeben, aber ja, wir sind überzeugt davon. Nach allem, was wir wissen, hat Lucinda ihrer Mutter einmal nach der Schule davon erzählt, woraufhin Kate überhaupt erst auf die Idee kam, eine Entführung zu inszenieren. Sie hat einfach nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet …«
    »Auf mich«, unterbricht Lisa sie enttäuscht. »Kate hat gewartet, bis ich einen Fehler mache, um mir Lucindas Verschwinden unterzuschieben.«
    Joanne kann sehen, wie verletzt Lisa immer noch ist.
    Nach einer Weile fragt Lisa: »Aber den Kindern geht es doch hoffentlich gut? Ich weiß, dass ich sie einmal anrufen sollte, aber ich bringe es einfach nicht über mich.«
    »Die Kinder sind bei ihrem Vater.« Joanne berührt flüchtig Lisas Ellbogen. »Den Kindern geht es gut … seien Sie bitte nicht zu streng mit sich, Lisa. Wer weiß, was Kate als Nächstes getan hätte.«

44
    I ch wünsche DC Aspinall fröhliche Weihnachten und lasse Joe, die Kinder und Bluey im Auto sitzen, um schnell beim Metzger hineinzuspringen. Unser letzter Einkauf für diesen Vormittag. Sobald wir die Pute haben, können wir nach Hause fahren, das Kaminfeuer anzünden, es uns vor dem Fernseher gemütlich machen und einen Film schauen. Darauf warten, dass Weihnachten in Troutbeck beginnt.
    In der Auslage des Fleischers liegen lauter Leckereien. Fasane, Perlhühner und gefüllte Rebhühner liegen links im Fenster, rechts stapeln sich die Wildpasteten, Terrinen und Pâtés.
    Ich stehe staunend davor, bevor ich endlich hineingehe.
    Die Neuigkeiten über Kate machen mir schwerer zu schaffen, als ich gedacht hätte. Ja, ich weiß, dass sie vollkommen verrückt geworden ist. Und ja, ich weiß, dass jemand in ihrem Zustand keine Familie versorgen kann. Und verstehen Sie
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