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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin
Autoren: Jude Deveraux
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empfand im Grunde ihres Herzens ebenso viel Angst wie er. »Willst du mir nicht anvertrauen, was du mit dieser Schauspielerei bezweckst? «
    Er hob den Kopf und wandte sich ab, damit sie nicht sah, wie er sich die Tränen aus den Augen wischte. »Sie sollen um zehn Uhr zur Kirche kommen. Bis dahin werden sie Nora das Leben zur Hölle machen, so daß sie mir mit Freuden das Papier aushändigt, nur damit sie die beiden los wird. «
    »Dann müssen wir ganz fest daran glauben, daß deine Kinder ebenso gute Schauspieler sind wie du. Sie sind schließlich die Kinder des großen Templeton und können gar nicht versagen. «
    Josh brachte ein unsicheres Lächeln zustande. »Komm, laß uns nachsehen, was wir noch zu essen im Haus haben, und nach dem Frühstück brechen wir auf. Du hast recht, wir müssen den Kindern vertrauen. «
    Carrie nickte tapfer und versuchte, ihre zitternden Hände vor Josh zu verstecken.
    *
    Carrie fror erbärmlich in der Kirche, obwohl ihr der kalte Schweiß auf der Stirn stand. Ihre Hände waren eiskalt und steif. Es war bereits fünf Minuten nach zehn, und von den Kindern war keine Spur zu sehen. Ring saß in der ersten Bank der ansonsten menschenleeren Kirche und sah zum drittenmal auf seine Taschenuhr. Der Pfarrer hatte Josh und Carrie schon vor einigen Minuten klargemacht, daß ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, da er in einer Stunde eine weitere Trauung zelebrieren mußte.
    Josh und Carrie hatten ihm gesagt, daß sie sich nicht ohne die Kinder trauen lassen konnten. Josh ergriff Carries Hand, und sie fühlte, daß auch er klamme Finger hatte. Sogar Choo-choo, der unter Carries altmodischem Hochzeitskleid versteckt hatte, verhielt sich mucksmäuschenstill.
    Nachdem Josh Carrie einen Blick zugeworfen und ihr ängstliches Gesicht unter dem Schleier gesehen hatte, wagte er nicht mehr, sie anzublicken. Tausend Gedanken wirbelten gleichzeitig durch seinen Kopf. Hatte Nora den ganzen Schwindel durchschaut und die Kinder mitgenommen? Hatte sie vor, durchzuhalten, bis sie doch noch die geforderten fünfzigtausend Dollar bekam? Dallas war erst fünf Jahre alt, und trotzdem hatte Josh sie dazu verleitet, ihre Mutter hinters Licht zu führen. War das Kind überhaupt zu so etwas imstande? Würde sich die Kleine an seine Anweisungen halten?
    Die Gedanken kreisten unaufhörlich in seinem Kopf. Hatte er alles so schlau eingefädelt, daß er die Kinder endgültig verloren hatte? Der Richter hatte Bedenken gehabt, Josh, der einen eindeutigen Ruf in Bezug auf Frauen hatte, das Sorgerecht für die Kinder zu übertragen, und wenn Nora jetzt aussagte, was er gestern von sich gegeben und wie er sich benommen hatte, würde ihm kein Gericht der Welt die Kinder zusprechen. Er hatte seine eigenen Kinder als Satansbraten bezeichnet und behauptet, er würde sie nicht bei sich behalten wollen.
    Er drückte Carries Hand.
    Ring stand auf und kam auf sie zu. »Es ist schon zwanzig Minuten nach zehn«, sagte er zu seiner Schwester. »Gibt es irgend etwas, was du mir erzählen solltest? «
    »Nein«, erwiderte Carrie mit seltsam schriller Stimme. »Ich meine... «
    »Ich bin sicher, daß Nora die Kinder in Kürze herbringt«, schaltete sich Josh ein. »Sie ist eine alte Freundin, und... « Ein Aufruhr am Kirchenportal unterbrach seine Erklärung.
    Nora stürmte herein, und zum erstenmal, seit Josh sie kannte, war sie in miserabler Verfassung und ihre äußerliche Erscheinung wirkte derangiert: Ihr Kleid war schmutzig, ihr Haar hing in wirren Strähnen über ihren Rücken, und sie hatte tiefschwarze Ringe unter den Augen — ein Zeichen, daß sie die Nacht schlaflos verbracht hatte. Das Schlimmste von allem war, daß sie so alt aussah, wie sie tatsächlich war.
    Sie zerrte Tem und Dallas hinter sich her und marschierte zielstrebig auf den Altar zu. Bevor sie Josh ein Dokument und einen Federhalter vor die Nase hielt, schleuderte sie ihre Kinder förmlich auf die erste Sitzreihe.
    Josh befeuchtete den Federhalter mit der Zunge und Unterzeichnete grinsend das Papier. Als die Tinte getrocknet war, faltete er das Papier zusammen und steckte es in seine Jackentasche. Dann sah er die Frau an, die bis zu diesem Augenblick seine Ehefrau gewesen war.
    Nora öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie wirbelte auf dem Absatz herum und stapfte durch den Mittelgang zur Tür hinaus.
    Carrie und Josh drehten sich ruhig, als wäre nichts Außergewöhnliches geschehen, zum Pfarrer um. »Wir können anfangen«,
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