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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau
Autoren: Ake Edwardson
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neidisch sein, Herr Kommissar.«
    Winter stemmte sich hoch und setzte sich auf die Kante.
    »In der Unterhose zu baden! Wo bleibt dein Stil, dein Geschmack.«
    Winter antwortete nicht. Er trank sein Bier aus, stellte die Flasche auf die Platten neben dem Pool, zog die nassen Boxershorts aus und die kurze Hose an.
    »Du kannst einen Plastikbeutel für die Unterhose haben.« Vennerhag lächelte. Er lehnte sich wieder in dem Liegestuhl zurück. Vennerhag hatte eine kurze Khakihose angezogen, die ganz offensichtlich um die Hüften spannte.
    »Wer hat Aneta krankenhausreif geschlagen?«, fragte Winter und drehte sich zu Vennerhag um.
    »Wovon redest du?«, Vennerhag setzte sich wieder auf.
    »Eine Frau... aus meiner Abteilung ist letzte Nacht niedergeschlagen worden. Wenn du erfährst, wer das getan hat, dann will ich es wissen«, forderte Winter. »Jetzt oder später.«
    »Das ist auch nicht der Stil, den ich von dir gewohnt bin.«
    »Ich bin jetzt ein anderer.«
    »Tja, das mag... «
    »Es ist mir ernst, Benny.« Winter war aufgestanden. Er trat vor den Liegestuhl und ging in die Hocke, sodass sein Gesicht dem anderen ganz nah war. Der Geruch von Alkohol und Kokosöl stieg ihm in die Nase. »Ich lasse dich in Ruhe, solange du ehrlich zu mir bist. Wenn du nicht ehrlich bist, lasse ich dich nicht mehr in Ruhe.«
    »Ach, nee. Und was heißt das?«
    »Dann ist Schluss mit alldem hier«, drohte Winter, ohne sich zu rühren.
    Vennerhag sah sich auf seinem Besitz um. »Was soll die Drohung? Und woher soll ich wissen, was mit deiner Kollegin passiert ist, Erik?«
    »Du kenns t einfach persönlich mehr Schweine als ich«, erklärte Winter. »Das ist schließlich nicht das erste Mal, dass jemand in letzter Zeit eine Schwarze niedergeschlagen hat, auch wenn es diesmal eine schwarze Polizistin war.«
    »Das ist mir nicht entgangen.«
    »Du bist kriminell. Du bist Rassist. Wenn du was hörst, will ich es wissen. Du erfährst doch so was.«
    »Ich bin immer noch dein Exschwager.« Vennerhag lächelte. »Komm nie wieder her, wenn du dich so verdammt überheblich aufführen willst.«
    Plötzlich legte Winter die Hand um den Kiefer des Mannes und drückte fest zu. »Diesen Teil des Gesichts haben sie ihr kaputtgeschlagen.« Er beugte sich noch weiter vor und drückte fester. »Spürst du es, Benny? Spürst du das?«
    Vennerhag ruckte mit dem Kopf zur Seite, und Winter ließ los.
    »Verdammt, du bist ja nicht normal, du Spinner«, sagte Vennerhag, massierte sich Kinn und Wangen. »Warum machst du so was? Du brauchst einen Arzt, und wie du den brauchst.«
    Winter war schwindelig. Er schloss die Augen und hörte das Kratzen, als der andere sich wieder mit der Hand übers Kinn fuhr.
    »Herrgott«, fluchte Vennerhag. »Dich dürfen die nicht mehr lange frei draußen herumlaufen lassen, dich verdammten Irren.«
    Winter öffnete die Augen und blickte auf seine Hände. Waren das wirklich seine? Es war ein verdammt gutes Gefühl gewesen, als die Finger sich um Vennerhags Kiefer schlossen.
    »Ich glaub, ich muss mal mit Lotta sprechen«, meinte Vennerhag.
    »Untersteh dich, in ihre Nähe zu kommen«, drohte Winter.
    »Sie ist fast genauso verrückt wie ihr Bruder.«
    Winter stand auf. »Ich ruf dich in ein paar Tagen an«, sagte er. »Hör dich in der Zwischenzeit um.«
    »Was für ein netter Besuch«, antwortete Vennerhag.
    Winter stopfte die nasse Unterhose in die Tasche und zog sein T-Shirt an. Er ging denselben Weg zurück, den er gekommen war, setzte sich ins Auto und fuhr wieder Richtung Stadt, am Polizeipräsidium vorbei und dann weiter zum Korsvägen und durch Gullheden zum Sahlgrenska-Krankenhaus. Durch die Fenster sah die Stadt wieder kalt aus.
    Das Straßenbauamt hatte drei Palmen vor den Krankenhauseingang gestellt, aber durch die getönten Scheiben an Winters Mercedes sahen die Bäume aus, als würden sie in ihren Töpfen frieren.
    Als er in Aneta Djanalis Zimmer kam, streckte sie sich gerade nach dem Rolltischchen. Bei seinem Anblick erstarrte sie in der Bewegung. Winter sah das Staunen in ihren Augen. Er war schnell am Bett, lächelte und reichte ihr die Zeitung. »Ich will hier nur ein Weilchen sitzen«, erklärte er. »Bis die schlimmste Hitze vorbei ist.«

4
    Mama war nicht mehr da. Sie hatte nach Mama gerufen, doch der Onkel hatte gesagt, die Mama würde bald zurückkommen. So hatte sie gewartet. War still gewesen. Es war dunkel, und niemand knipste die Lampe an. Warum machen die kein Licht, wenn es dunkel ist, dachte sie. Sie
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