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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau
Autoren: Ake Edwardson
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Boden. Der Arm tat ihr weh.
    Mama ging zurück zum Vordersitz und ließ den Motor an. Da richtete sie sich wieder auf und blieb sitzen, bis Mama sagte, dass sie sich auf den Boden legen sollte.
    »Geht es jetzt los?«
    »Ja. Liegst du?«
    »Ich bin ganz unten.«
    »Du darfst dich nicht aufrichten«, befahl Mama. »Das kann sehr gefährlich sein.« Und Mama sagte immer wieder, wie gefährlich es war. »Du musst auch ganz still sein.«
    Sie fand gefährliche Spiele doof, aber sie wagte es nicht zu sagen.
    »Still jetzt!«, befahl Mama in bösem Ton, obwohl sie gar nichts gesagt hatte.
    Sie lag ruhig da und lauschte den Geräuschen unter sich. Es war, als läge sie fast auf der Straße, rattatirattatiratt, und sie dachte wieder, es klingt wie ein Lied, als das Auto die Fahrt verlangsamte; rattatirattat... und plötzlich hörte sie einen Schrei und noch einen, und Mama rief etwas. Die Tür über ihr wurde aufgerissen. Etwas Schweres drückte sie nach unten, und sie wollte schreien, aber es ging nicht. Vielleicht traute sie sich auch nicht. Die Türen flogen auf und wurden zugeschlagen und wieder geöffnet und zugeschlagen, und sie hörte, dass es knallte, als eine Tür vorn gegen das Auto schlug, wie ein Feuerwerk klang es, und es war, als ob der Regen jetzt viel härter auf das Auto trommelte. Sie schielte nach oben und sah, dass das Glas im Fenster gesprungen war, aber es hielt dennoch irgendwie. Es fiel kein Glas auf sie oder auf den Rücksitz.
    Alle schrien, doch sie verstand nicht, was die Stimmen sagten. Sie horchte, konnte aber ihre Mama nicht hören. Sie wollte sich aufsetzen, aber das ging nicht. Und nun fuhren sie wieder an, das Auto wendete und schleuderte. Es klang wie ein Kreischen. Sie hörte es, weil sie so weit unten lag. Und dann hörte sie den Onkel, der auf dem Rücksitz saß. Es war, als weinte er. Das war komisch für einen Onkel. Dieses Spiel gefiel ihr nicht. Sie hatte Angst, aber sie wagte nicht, sich zu bewegen. Sie versuchte, sich ein neues Lied auszudenken.

TEIL I

1
    Erik Winter wachte spät auf. Er hatte sich in den Laken verheddert und musste sich hin und her wälzen, bis er den Körper frei bekam. Vor dem Balkon hing die Sonne an ihrem Platz. Es war schon warm in der Wohnung.
    Er setzte sich auf die Bettkante und strich sich über die Bartstoppeln. Der Kopf war schwer, als wäre er noch gar nicht richtig wach. Er saß reglos mit geschlossenen Augen da und dachte an nichts. Jede Stunde war er aufgewacht und hatte sich den Schweiß von der Stirn gewischt, das Kissen und die Laken gewendet. Zweimal war er aufgestanden und hatte Wasser getrunken, den Geräuschen der Nacht gelauscht. Was für ein Sommer.
    Er stand auf und ging über den Dielenboden ins Bad. Vor der Dusche stand er da und wartete, bis das Wasser warm wurde. Feigling, dachte er. Als ich jünger war, habe ich die ersten eiskalten Strahlen hingenommen wie ein Mann.
    Er seifte sich ein, griff mit der linken Hand um sein Geschlecht und spürte, wie die Hoden und der Penis hart wurden in seiner Hand.
    Vorgestern Nacht war Angela nach einer Doppelschicht im Krankenhaus nach Hause gekommen. In den Morgenstunden hatten sie das Tier mit den zwei Rücken gespielt, und er hatte sich wieder jung und stark gefühlt. Der Orgasmus war wie ein Feuer, das durch ihn hindurchrollte, bis er aufgeschrien hatte. Der Laut hatte im Zimmer nachgeklungen, und Winter hatte den salzigen Geschmack nach ihr noch auf den Lippen. Einen Geschmack, der ihn an den Sommer erinnerte, wenn er von den Klippen ins Meer sprang.
    Hinterher hatten sie still nebeneinander gelegen, und als er sich bewegte, waren es die schlaffen Bewegungen eines alten Mannes. Sie lag auf der Seite und blickte ihn an. Wieder einmal staunte er über die Linie ihrer Hüfte, die einem weichen Berg in der Landschaft glich. Ihr Gesicht war teilweise hinter den Haaren verborgen, das Haar war nass und dunkler an den Spitzen.
    »Du glaubst, du nutzt mich aus, aber es ist umgekehrt«, sagte sie und zwirbelte langsam mit dem Finger das dichte Haar auf seiner Brust.
    »Hier nutzt keiner den anderen aus«, meinte er.
    »Ich habe aber immer das Gefühl, es geht nur darum, dass ich hinterher zufrieden bin.«
    »Gut, dass du mir das erklärst, Frau Doktor.« »Aber mir ist klar geworden, dass wir mehr brauchen als Sex.«
    »Was ist denn das für ein Quatsch?« »Dass wir mehr brauchen als Sex?«
    »Als ob es nur um Sex ginge. Als ob wir nichts anderes täten.«
    »Was machen wir denn?«, fragte sie und
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