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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau
Autoren: Ake Edwardson
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damals... «
    »Was hat er bereut?«
    »Sie wollte Bescheid wissen. Das war alles. Sie wollte es nur wissen. Sie wollte ihr Recht bekommen. Sie hat es mir erzählt, aber nicht alles. Dann war es zu spät.«
    »Wozu war es zu spät?«
    »Ich weiß nicht, was geschehen ist«, betonte Brigitta Dellmar. Sie antwortete auf eine andere Frage in ihrem Kopf, führte ein anderes Gespräch. »Vielleicht war es trotzdem ein Unglück. Ein Unfall. Ich weiß nicht... wie es geschehen ist. Ich weiß, dass es passiert ist. Meine Helene ist nicht zurückgekommen. Jetzt kommt meine Helene nie mehr zurück.«
    »Wo ist Jennie?«, fragte Winter noch einmal. »Sie müssen mir auf diese Frage antworten.«
    »Armer Oskar«, seufzte Brigitta Dellmar. »Er wusste nichts. Er war nett. Sie kannten einander. Wusstet ihr das nicht? Sie waren alte Bekannte.«
    »Da waren viele alte Bekannte«, meinte Winter. Bremer war es: Er hat Jakobsson das Geld gegeben, um die Miete zu bezahlen, dachte er. Vielleicht um uns glauben zu machen, es wäre Jakobsson gewesen. Nein. Es muss einen anderen Grund geben. Vielleicht wollte er, dass wir ihn finden und bestrafen für das, was er dem Kind angetan hatte, für dessen Vater er sich hielt. Helene. »Wir haben alles versucht, die richtigen Antworten zu finden.«
    »Ich hatte selbst nicht den Mut dazu«, flüsterte sie, plötzlich wieder voll da. Ihre Augen blickten wieder klar, sahen ihn scharf an: »Ich hatte einfach nicht den Mut dazu. Habe es nicht gewagt. Ich schleppe meine eigene Schuld mit mir herum. Die wissen das. Die wissen das.«
    »Wer sind... die?«
    »Das wisst ihr doch, ihr Bullen.«
    »Wir beide wissen es und wissen es doch nicht. Wir können nichts beweisen.«
    »So ist es immer gewesen«, ärgerte sie sich. »Niemand wird jemals frei sein.«
    »Bremer ist tot.« Winter sah sie an.
    »Er ist tot?«
    »Ja.«
    »Endlich tot? Ist das wahr?«
    Winter begriff, dass sie keine Ahnung gehabt hatte.
    »Wir haben es nicht bekannt gegeben«, erklärte er. »Aber er ist... tot. Er hat sich erhängt.«
    »Er hat auf mich gehört«, sagte sie zufrieden.
    »Wo ist Jennie?«, fragte Winter noch einmal.
    »Ich habe versucht, sie zu schützen«, versicherte Brigitta Dellmar ihm. »Ich habe versucht, sie zu schützen, als mir klar war, dass Helene alles wissen wollte... Alles.«
    »Sie schützen? Vor wem?«
    »Vor ihm. Vor denen allen. Ich habe versucht, sie zu schützen.« Sie sah Winter an. »Sie war auch.. allein. Sie brauchte Schutz.«
    »Warum haben Sie sie nicht als vermisst gemeldet? Sie hätten es ja anonym tun können.«
    »Ich wusste es doch nicht.«
    »Sie wussten nicht, dass sie... weg war?«
    »Zunächst nicht. Damals nicht. Sie hatte den Kontakt abgebrochen. .. Plötzlich wollte Helene nichts mehr von mir wissen. Ich kann das ja verstehen.« Und direkt an Winter gewandt fuhr sie fort: »Vielleicht ist das alles ein Traum. Ein Märchen.« Sie regte ihren verkrüppelten Körper. »Vielleicht ist das nie geschehen. Nichts davon.«
    Ein böses Märchen, ging es Winter durch den Kopf. Ich kann nicht erwarten, von ihr alles erklärt zu bekommen, aber das eine muss ich herausfinden. Wir können den ganzen Hof umgraben, aber wo sollen wir graben, wenn wir dort nichts finden?
    Sie hievte sich hoch. Das Telefon läutete. »Lassen wir es läuten«, sagte sie. »Haben Sie ein Auto? Können Sie mich tragen?«
    Sie wies ihm den Weg, und er fuhr nach Süden, den Säröleden hinunter. Sie konnten das Meer sehen. Brigitta Dellmar sagte kein einziges Wort mehr. Winter war mehr als zwanzig Kilometer weit gefahren, an Billdal vorbei, als sie mit einer Geste anzeigte, er solle an der nächsten Abfahrt rechts abbiegen. Der Straßenbelag ging in Schotter über. Winter fühlte sich an Ödegärd erinnert, aber dieser Weg führte durch Dünen. Wasservögel stiegen in einer Kette auf. Winter merkte, wie verkrampft er atmete, fast keuchte. Er kurbelte das Autofenster herunter. Die Luft roch nach Meer, je näher sie dem Strand kamen.
    Brigitta Dellmar wies nach links. Der Weg verengte sich. Sie bat ihn um sein Handy und machte einen kurzen Anruf. Der Weg verbreiterte sich zu einer offenen Fläche. Die Sonne schimmerte durch die dünne Wolkendecke.
    Das Haus lag in einer Senke. Das Grundstück war eingezäunt, und ein Mann kam zum Auto, als es vor einem eisernen Tor hielt. Der Mann trug eine Waffe. Brigitta Dellmar nickte. Sie fuhren auf den Hof, und Winter parkte vor dem Haus. Er vermeinte das Meer zu hören. Ein Rauschen in
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