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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau
Autoren: Ake Edwardson
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uns über letzte Nacht unterhalten können.«
    »Was?«
    »Wir brauchen Infor...«, setzte Halders an, als ihm der Typ, der vor ihm stand, plötzlich gegen das Schienbein trat und nach links davonstürzte. Halders schrie auf vor Schmerz und bückte sich unwillkürlich. Die beiden anderen Männer am Tisch sprangen auf und versuchten ebenfalls wegzulaufen, blieben aber zwischen den Tischnachbarn stecken. Einer der Kerle drehte sich nach Bergenhem um und wollte gerade zuschlagen, als Bergenhem kurz auswich und dann stehen blieb. Der Mann vor ihm blickte sich nach dem Typen um, der Halders getreten hatte und dann verschwunden war. Bergenhem warf einen schnellen Blick zur Seite und bemerkte, dass Qvist sich über jemanden beugte, der am Boden lag. Verdammt, dachte Bergenhem. Dieser Qvist scheint ein ganz schön harter Bursche zu sein. Irgendwann wird er noch Schwierigkeiten damit bekommen. Bergenhem wandte seine Aufmerksamkeit dem Mann vor sich zu, der ihn wie hypnotisiert anstierte, seinen Blick in Bergenhems gefangen. Jetzt bloß nicht blinzeln, dachte Bergenhem.
    Die plötzlichen, schnellen Bewegungen waren von mehreren Leuten ringsum bemerkt worden. Sie hatten einen Kreis um die Polizisten und die beiden Verdächtigen gebildet. Die Rockmusik war verstummt. Die Band auf der Bühne hatte mitten in einem Akkord aufgehört zu spielen. Göteborgs Sommerfest hielt den Atem an.
    Einer der Verdächtigen löste den Bann und warf sich zurück, durch den schmalen Ring der Zuschauer, und stürzte sich in den Kanal, schwamm laut plantschend davon. Der Mann vor Bergenhem setzte sich, beugte den Kopf zwischen seine gespreizten Beine und fing an zu kotzen. Halders rannte zum Kanal und sah, dass der Flüchtige schwerfällig auf das hell beleuchtete Stora Teatern auf der anderen Seite zusteuerte. Der Scheinwerfer über der Bar fing ihn ein. Plötzlich hörte der Mann auf zu schwimmen. Er zappelte panisch, bevor er zu sinken begann.
    »Er ertrinkt«, schrie Bergenhem, aber Halders war schon gesprungen.
    Die Festnahme war schließlich gelungen. Halders hatte sich trockene Hosen angezogen und saß mit Bergenhem auf der Parkbank vor dem Polizeipräsidium. Bergenhem konnte sich nicht erinnern, jemals so müde gewesen zu sein.
    Der Ernst Fonteils Plats lag friedlich da, die Hundestaffeln und Streifenwagen waren unterwegs. Obwohl es erst drei Uhr morgens war, zeigte das Quecksilber bereits 23 Grad. Dabei war der August halb vorbei. Es war noch dunkel, aber es war wärmer denn je.
    »Wenn die Durchschnittstemperatur über 21 Grad liegt, haben wir tropisches Klima«, unterbrach Halders das lange Schweigen.
    »Woher weißt du das?«
    »Das hat Aneta erzählt. Sie muss es ja wissen«, sagte Halders, und Bergenhem wandte sich zu ihm um, konnte aber nicht erkennen, ob Halders grinste.
    Bergenhem blickte zum Himmel. Es wurde allmählich hell. Das Licht kroch langsam an der Gebäudefassade der Versicherungskasse auf der anderen Seite der Smälandsgatan herab. Ein Taxi fuhr vorbei. Ein Streifenwagen bog ein und kam auf den Eingang des Polizeipräsidiums zu. Er blieb mit auf die Tür gerichteten Scheinwerfern stehen. Der Motor erstarb.
    »Warum zum Teufel machen die das Licht nicht aus!« Halders schnaufte wütend.
    Der Streifenwagen wurde wieder angelassen und blieb mit laufendem Motor stehe n. Nach zwei Minuten erhob Halders sich und ging auf den Lichtkreis vor dem im Dunkel liegenden Gebäude zu. Seine Stimme schallte laut und deutlich zu Bergenhem herüber: »Was zum Henker macht ihr hier eigentlich, ihr Bullen?«
    Bergenhem hörte Gemurmel und dann wieder Halders' Stimme: Sag das noch einmal!«
    Noch ein Gemurmel als Antwort.
    »Steig aus, verdammt noch mal!«
    Bergenhem sprang auf, rannte zu dem Auto und packte Halders von hinten, gerade als dieser dem Polizisten, der aus dem Wagen gestiegen war, die Faust ins Gesicht schlagen wollte.
    »Der hat sie doch nicht alle«, protestierte der Streifenpolizist.
    Halders zappelte und wand sich in Bergenhems Armen, aber Bergenhem war stark. »Verdammt, Fredrik«, fluchte er.
    »Sollen wir ihn einsperren?«, fragte der Polizist vor ihnen. »Der ist doch blau, oder?«
    Halders' Bewegungen wurden ruhiger.
    »Er ist nur müde«, erklärte Bergenhem. »Es war eine harte Nacht.«
    »Den kenne ich doch. Der macht immer Rabatz.«
    »Ich stehe hier vor dir. Du kannst direkt mit mir sprechen«, bemerkte Halders.
    Der Polizist in Uniform antwortete nicht. Er war an die Fünfzig, ein gestandener Mann. Er legte die Hand
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