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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau
Autoren: Ake Edwardson
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abends, und wegen der vielen Menschen war es schwierig voranzukommen. Auf der Bühne spielte eine Band. Halders fand die Musik grauenhaft. Er sagte es Bergenhem, doch der jüngere Kollege tat, als hätte er es nicht gehört. Bergenhem versuchte, in den Wogen der Menschenmasse einzelne Gesichter auszumachen.
    Die Kriminalinspektoren und ihr Zeuge bewegten sich auf den Kanal zu. Rockmusik hämmerte ihnen aus einem der Imbissstände entgegen. Ein Ausflugsschiff zog vorbei. Das Gemurmel der Stimmen klang jetzt lauter als oben auf dem Platz. Von hunderten Fleischspießen tropfte es zischend auf die Kohle der großen Grills an der Mauer. Menschen drängten sich vorbei, Plastikbecher mit Bier in den Händen und balancierten Pappteller mit langos, schwarzem Kaviar und Sauerrahm. Die meisten sahen fröhlich aus.
    »Was für ein idiotisches Fest«, schimpfte Halders. »Minderwertiges Essen und sauteures Pils aus Plastikbechern. Und dies Gedränge.«
    »Den Leuten macht's Spaß«, sagte Bergenhem. »Ist doch okay.«
    »Alles Quatsch«, meinte Halders.
    »Es können ja nicht alle so 'nen abgehobenen Geschmack haben wie du.« Bergenhem konnte sich den Kommentar nicht verkneifen.
    »Wie meinst du das?«
    » Es können nicht... «
    »Da sitzen sie«, sagte Jöran Qvist.
    Abrupt verstummte Bergenhem. Er blickte Qvist an, der mit einem verstohlenen Nicken auf einen Tisch nahe am Rand des Kanals wies. Einer der Scheinwerfer über der Theke war auf den Tisch gerichtet, an dem drei Männer auf einer Bank unter einem Sonnenschirm saßen, mit Biergläsern vor sich. Das grelle Licht strahlte sie an wie auf einer Bühne. Was für arrogante Hunde, dachte Bergenhem. Dass die es wagen...
    Merkwürdigerweise blieb Halders ganz ruhig. Er wandte sich an Qvist. »Sind Sie sicher?« »Unbedingt.«
    »Es sind genau die drei? Sie erkennen nicht nur einen von ihnen wieder?«
    »Nein. Sie haben sogar die Sachen von gestern an. Und der Kleinere hat dieselbe Baseballmütze auf.«
    »Wir rufen besser eine Streife«, meinte Bergenhem. »Den Teufel werden wir tun.« »Fredrik... «
    Aber Fredrik Halders hörte schon nichts mehr. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, fast ein wenig zögernd und unentschlossen. Er bewegt sich wie ein Auftragskiller, Sekunden bevor es knallt, dachte Bergenhem.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Qvist.
    Bergenhem murmelte eine Antwort.
    »Was?«
    »Wenn ich das wüsste«, sagte Bergenhem lauter und rief die Zentrale an. Er gab eine Lagebeschreibung durch und steckte das Handy wieder in die Brusttasche.
    »Warten Sie hier«, ordnete er an und setzte sich auch in Bewegung. Es waren vielleicht zehn Meter bis zu dem Tisch, an dem die Männer saßen, und Halders hatte bereits die Hälfte zurückgelegt. Einer der drei Verdächtigen war aufgestanden, um neues Bier zu holen. Er schwankte und setzte sich wieder. Die beiden anderen lachten.
    Bergenhem schwitzte. Es war ihm schon vorher warm gewesen, aber nun lief ihm der Schweiß über die Stirn und brannte in den Augen. Die Achselhöhlen waren nass, und er hatte das Gefühl, als wären auf einmal Pfützen in seinen Seglerschuhen. Er rieb sich die Augen, und als er wieder scharf sehen konnte, beobachtete er, wie Halders sich auf die Bank neben einen der drei Typen setzte.
    Halders blieb still. Machte einen verschlossenen Eindruck. Bergenhem war nur noch drei Meter vom Tisch entfernt.
    Endlich hatte er ihn erreicht. Er ließ sich neben Halders auf der Bank nieder. Jetzt war am Tisch kein Platz mehr. Qvist, der den beiden Polizisten gefolgt war, setzte sich zwei Tische weiter hin. Bergenhem bemerkte, dass er sich bereithielt wie zum Kampf.
    Auch Halders stand unter Hochspannung. Bergenhem spürte es, als er aus Versehen gegen seinen linken Arm stieß, denn Halders warf ihm einen ganz starren Blick zu.
    Sie schwiegen. Bergenhem wusste nicht, ob Halders ebenfalls lauschte, aber er selbst versuchte dem Gespräch der Männer zu folgen.
    »Wird man schneller blau, wenn es so heiß ist?« »Nee.«
    »Doch, und man wird aggressiver.«
    »Gibt ja kein Bier mehr.«
    »Wo ist der Wodka?«
    »Keiner mehr da.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Keiner mehr da, hab ich gesagt!«
    »Ich will 'n Bier.« Der Mann, der zuletzt gesprochen hatte, stand auf.
    Halders erhob sich gleichzeitig, zog seinen Ausweis aus der Brusttasche und hielt ihn hoch. »Polizei«, sagte er.
    »Was?«
    Bergenhem war ebenfalls aufgestanden.
    »Polizei«, wiederholte Halders. »Wir möchten gern, dass ihr drei Jungs mitkommt, damit wir
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